Tichys Einblick
Krawallnacht in Stuttgart

Grüner Landespolitiker nennt das Kind beim Namen

Der innenpolitische Sprecher der Grünen in Baden-Württemberg verschließt nicht wie seine Parteifreunde die Augen davor, dass die Krawalle in Stuttgart das Ergebnis fehlgeschlagener Integration sind.

imago images / STAR-MEDIA

Nachdem die etablierten Parteien und Teile der Medien seit der Krawallnacht in Stuttgart vom letzten Wochenende sichtlich bemüht sind, jeglichen Zusammenhang mit dem Thema Migration und Integration zu verneinen, erklärt nun der innenpolitische Sprecher der Grünen im baden-württembergischen Landtag, Uli Sckerl, laut der Heilbronner Stimme vom 24. Juni, die Ausschreitungen mehrerer hundert, überwiegend migrantischer junger Männer hätten auch mit deren Integrationsproblemen zu tun. Das wolle er nicht verheimlichen. Es gebe „keine einfache schöne Multikulti-Welt, sondern eine Realität, in der auch Migration und nicht gelungene Integration eine Rolle spielen.“

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Soweit derzeit bekannt, ist Sckerl nach Boris Palmer der bislang einzige grüne Politiker, der bereit ist, die offenkundige Tatsache zur Kenntnis zu nehmen, dass die Randalierer in Stuttgart sich mehrheitlich aus deutschen Staatsbürgern mit Migrationshintergrund und Asylbewerbern zusammensetzten. Sie treffen sich spätestens seit dem Herbst 2015 abends im Umfeld des Neuen Schlosses, um dort Kontakte zu knüpfen, Informationen auszutauschen und mit oder auch ohne Alkohol sowie anderen Drogen zu chillen und zu feiern. Und anders als seine Parteifreunde und die ihnen verbundenen Journalisten verschweigt er nicht das Gewaltpotential solcher Gruppierungen, das sich in Deutschland nach der Silvesternacht in Köln in der Stuttgarter Krawallnacht nun zum zweiten Mal mit voller Wucht manifestierte.

Derlei Ereignisse erinnern zunehmend an ähnliche Randale in Frankreich oder auch Belgien. Dort toben sich in den einschlägigen Stadtgebieten schon seit vielen Jahren junge Einheimische mit Migrationshintergrund zusammen mit Migranten aus Afrika und dem Nahen Osten in schöner Regelmäßigkeit höchst gewalttätig aus, um so ihrer Ablehnung des aus ihrer Sicht rassistischen Gesellschaftssystems, in dem sie mehr schlecht als recht leben, Ausdruck zu verleihen. Der französische Präsident Emmanuel Macron sprach in diesem Zusammenhang kürzlich während eines Besuchs im Elsaß von Wohnvierteln (Quartiers de reconquête républicaine), die für die französische Republik im Zuge der Migration und einer über weite Strecken misslungenen Integration mehr und mehr verloren gingen und deswegen von ihr zurückerobert werden müssten.

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Der innenpolitische Sprecher der baden-württembergischen Grünen hatte vielleicht das benachbarte Frankreich vor Augen, als er seine Parteifreunde und die Öffentlichkeit darauf aufmerksam machen wollte, dass es falsch ist, die Augen vor den mit einer anhaltenden Massenmigration einhergehenden Problemen so lange zu verschließen, bis es zu spät ist. Auch in Deutschland gäbe es sowohl „Flüchtlinge“, die sich nicht integrieren ließen wie aber auch „junge Leute in der dritten oder vierten Generation, die auch von der Gesellschaft nicht anerkannt werden und dann in Parallelwelten abtauchen.“ Das müsse man tabulos und kritisch aufarbeiten und nachbessern. Worin das Nachbessern bestehen soll, führte Sckerl nicht aus. Wir wissen daher auch nicht, ob er dabei auch Vorschläge von Integrationsexperten vor Augen hat, die die Verantwortung für Integration nicht einseitig auf Seiten des Einwanderungslandes, sondern maßgeblich bei den Migranten selbst verorten.

Im Zweifel wird der innenpolitische Sprecher der Grünen in Stuttgart anlässlich der dortigen Krawallnacht aber nach mehr Integrationsangeboten und -anstrengungen seitens der deutschen Gesellschaft rufen. So läuft er nicht Gefahr, sich dem Vorwurf seiner Parteifreunde und der Asyl- und Migrantenlobby auszusetzen, die Zuwanderer (rassistisch) zu diskriminieren. Diese waren im Zuge der anlässlich der Tötung des Afroamerikaners George Floyd auch in Deutschland aufkeimenden medialen Debatte um rassistische Diskriminierung gerade auf dem besten Weg, alle Integrationsprobleme der Migranten und jegliche Integrationsverantwortung den autochthonen Deutschen in die Schuhe zu schieben, als ihnen der migrantische Mob in Stuttgart wie schon in Köln einen Strich durch die Rechnung machte. Da wird es ein grüner Innenpolitiker auf Landesebene doch nicht wagen, noch eins obendrauf zu setzen.

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