Tichys Einblick
"U18" in Bayern

Die Grünen werden von der Jugend abgestraft

Bei der bayerischen "U18" kommt es für alle zu einem überraschenden Ergebnis: Die AfD holt den zweiten Platz - die Grünen erleben ein Debakel. Die links-grüne Jugend ist ein Märchen, das sich Politiker gerne erzählen. Von Fabian Kramer

IMAGO

Für Kinder und Jugendliche gibt es in Deutschland wenige Möglichkeiten, sich aktiv an der politischen Mitbestimmung zu beteiligen. Zwar haben einige Bundesländer das Wahlalter für Landtags- und Kommunalwahlen auf 16 Jahre gesenkt, doch die große Mehrheit der Kinder und Jugendlichen darf nicht zur Wahl gehen.

Um zu ermitteln, wie die Jugend im Bund und in den Ländern tickt, und sie an Wahlprozesse heranzuführen, können Heranwachsende an der „U18“ teilnehmen. Diese findet unter den selben Bedingungen wie eine richtige Wahl statt: Wahlscheine, Kabinen, Urnen. In den teilnehmenden Schulen wird ein Wahllokal errichtet und die Schüler können ihre Stimme so abgeben, wie es ein Erwachsener tun würde. Mitunter kommen überraschende Ergebnisse heraus.

AfD bei „U18“ stärker als in den Umfragen

Wer gedacht hat, dass die Jugend in der Mehrheit links-grün tickt, dürfte sich getäuscht sehen. Die AfD wird bei der bayerischen „U18“ nach der CSU überraschend Zweite. Mit 14,9 Prozent der Stimmen schneiden die Rechten bei den Jugendlichen stärker ab, als sie in den Umfragen zur Landtagswahl gemessen werden. Im Vergleich zur letzten Wahl im Jahr 2018 steigern sie sich um mehr als 6 Prozentpunkte. Damals waren sie mit 8,3 Prozent nur vierte Kraft. Wie kommt dieser Aufschwung zustande? Möglicherweise sind die Jugendlichen vom grünen Ampelmurks angewidert.

Die bayerischen Grünen nämlich erleben ein Debakel. Von über 23 Prozent und Platz zwei bei der letzten „U18“ geht es auf 13,3 Prozent und Platz Vier abwärts. Viele Jugendliche durften inzwischen in ihrer Schule erleben, was die negativen Konsequenzen grüner Migrationspolitik sind. Das Lerntempo musste gedrosselt werden, die Kommunikation mit den Mitschülern aus dem Ausland gestaltet sich schwierig und die kulturellen Konflikte in der Klassengemeinschaft wurden mehr. Der Schulalltag der Vergangenheit musste den Konflikten der illegalen Migration weichen. Auch Kinder und Jugendliche haben ein Gespür, wann Politik gegen die Wand fährt. Weswegen das Klimathema für die Heranwachsenden an Brisanz verloren hat.

Konnten die Grünen noch aufgrund der Fridays for Future-Demos bei der letzten „U18“ reüssieren, scheint Klima dieses Mal keine Brisanz mehr zu besitzen. Wahrscheinlich macht sich die Jugend vermehrt mehr Sorgen um einen sicheren Arbeitsplatz und die wirtschaftliche Stabilität des Landes, als über immer neue unrealistische „Klimaziele“ nachzudenken. Womöglich gehen den Jugendlichen auch einfach nur die Besserwisserei und die Verbotspolitik der Grünen auf den Wecker. Es ist der natürliche Reflex eines Jugendlichen, das Gegenteil dessen zu tun, was die Erwachsenen ihm auferlegen. Nicht jeder Jugendliche möchte für Fernreisen ein schlechtes Gewissen eingeredet bekommen. Nicht jeder Jugendliche möchte Gendersprache aufoktroyiert bekommen und veganes Mensaessen auf dem Teller. Für ihre klare Haltung zu diesen Themen wird die AfD offensichtlich gestärkt.

Konservative Kräfte werden gestärkt

Auch die CSU und die Freien Wähler werden in ihrem Ergebnis gestärkt. Die CSU gewinnt zwei Prozentpunkte hinzu und kommt auf mehr als 26 Prozent. Deutlich weniger als in den Umfragen zur Landtagswahl. Die Freien Wähler gewinnen fast 4 Prozent dazu und kommen nun auf 9 Prozent. Allerdings ebenfalls deutlich weniger als in den Umfragen. Insgesamt ist jedoch auffällig, dass die konservativen oder rechten Parteien gestärkt werden.

Zwar kann sich die SPD auch um zwei Prozent auf 13,7 Prozent verbessern, doch die Mehrheit der Jugendlichen will mehr konservative Politik. In einer Zeit des politischen Wahnsinns und der Zerstörung der traditionellen Werte sehnt sich die Jugend offenbar nach Rückbesinnung auf eine vernunftbasierte, dem gesunden Menschenverstand verpflichteten Politik. Die Kinder möchten nicht von linken Ideologen frühsexualisiert oder in einen Transhype getrieben werden. Viele präfieren die traditionelle Familie und die dort gelebten Werte. Zumindest in Bayern haben die Kinder und Jugendlichen so gewählt, dass eine solche Interpretation zulässig ist.

Jugendliche wählen volatil

Wenn man sich die Ergebnisse anderer, vergleichbarer Wahlen anschaut, fällt auf, dass die Jugendlichen volatil in ihrer Wahlentscheidung sind. Oftmals spielt die gesamtgesellschaftliche Stimmung und die Stimmung bei den Erwachsenen eine gewichtige Rolle. Bei der letzten Wahl zur Bremischen Bürgerschaft gewann die SPD mit mehr als 30 Prozent die „Juniorwahl“. Die Juniorwahl ist ein ähnliches Projekt, bei dem Schüler die tatsächliche Wahl nachstellen, auch wenn es methodische Unterschiede gibt. Die echte Wahl brachte ein ähnliches Ergebnis. Bei der „Juniorwahl“ in Bremen erlitten die Grünen Schiffbruch. Sie verloren 12 Prozent und wurden mit 11,9 Prozent nur Dritte. Bei der regulären Wahl kam es für die Grünen auch zu Verlusten. Es fällt auf, dass die Jugendlichen sich an den Trends der Erwachsenen zu orientieren scheinen. Die Stimmung in Bremen war klar gegen die Grünen und insbesondere gegen ihre Autofeindlichkeit gerichtet. In Bremen stärkten die Jugendlichen genauso wie in Bayern konservative oder rechte Parteien. Kein Wunder, wurde doch erst kürzlich gemeldet, dass es noch nie so viele Autobesitzer unter den Fahranfängern gab wie heute. Die Jugend soll Fahrradfahren und wünscht sich AMG. Die CDU gewann 5,5 Prozent und verbesserte sich auf knapp 19 Prozent. Die Protestpartei Bürger in Wut verbesserte sich um fast 5 Prozentpunkte auf knapp 6 Prozent.

Natürlich gibt es auch andere Ergebnisse. Beim Erdrutschsieg von Daniel Günthers CDU in Schleswig-Holstein wurde die CDU mit 16,6 Prozent nur Dritter bei den Jugendlichen und verlor sogar mehr als zwei Prozent. Die Grünen gewannen die „Juniorwahl“ in Schleswig-Holstein mit 19,7 Prozent, konnten aber im Gegensatz zur echten Wahl nicht gewinnen. Völlig konträr zur regulären Wahl, bei der die FDP fast aus dem Landtag flog, wurden die Liberalen starke Vierte. Sie verbesserten sich um mehr als acht Prozent auf 16,3 Prozent. Auch bei der Bundestagswahl 2019 war die FDP die stärkste Kraft unter den Erstwählern. Anscheinend kam die FDP beim jungen Publikum sehr viel besser an als bei den Erwachsenen. Und vielleicht waren die Jugendlichen noch nicht so oft von der FDP enttäuscht worden wie die Älteren.

Insgesamt gesehen scheint es schwierig zu prognostizieren, wie Jugendliche und Kinder als Erwachsene wählen würden. Die Bindung an eine bestimmte Partei ist wenig vorhanden und kurzfristige Trends spielen eine weit größere Rolle als bei den Erwachsenen. Besonders Wähler im fortgeschrittenen Alter sind noch stark an eine einzelne Partei gebunden – die Wähler über 60 Jahren sichern SPD und CDU noch ihre vergleichsweise starken Ergebnisse. Klar ist: Die vermeintlich links-grüne Gesinnung der Jugend, wie sie von der Berliner Blase vermutet und gewünscht wird, ist ein Phantasiegespinst. Die Jugendlichen sind durchaus für Überraschungen in die andere Richtung gut.


TE-Wahlwette Bayern

Ihre Wetten nehmen wir ab sofort entgegen. Unsere Buchmacher öffnen ihre Schalter. Wer über alle genannten Parteien hinweg am nächsten an den Ergebnissen landet, gewinnt.

Annahmeschluss ist der Wahlsonntag (08.10.2023) um 17:35 Uhr. Das Wettergebnis wird bis einschließlich Montag, den 09.10.2023, veröffentlicht. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Auf die Gewinner wartet:

1. Platz: eine Flasche Champagner von Roland Tichys Tante Mizzi aus Verzy

2. Platz: zwei Bücher aus dem Shop nach Wahl

3. Platz: ein Buch aus dem Shop nach Wahl

+++ Abstimmung geschlossen +++

 

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels war davon die Rede, dass es sich bei dieser Wahlsimulation um die „Juniorwahl“ gehandelt habe. Das ist falsch, es ist ein anderes Projekt mit dem Namen „U18“. Das Ergebnis der Juniorwahl wird erst am Wahlsonntag um 18:00 Uhr bekannt gegeben. 

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