Tichys Einblick
Ex-Präsident Wulff wurde 60 - und er weiß was

Flüchtlingszustrom als „Glücksfall für Deutschland“

Vorbild für Tobias Hans, Jens Spahn und Daniel Günther (alle CDU)?

imago images / localpic

Eigentlich müsste man Christian Wulff bedauern: Auf gerade mal 598 Tage hat er es 2010/2012 als Bundespräsident gebracht – und seine zwei Ehen waren ebenfalls Flops. Nein, leidtun muss er einem nicht. Er hat sich immer überschätzt, und weil unter diesem Selbstbild keine ideelle Unterkellerung war, hat ihn Merkel zum Bundespräsidenten gemacht. Heute ist Wulff materiell bestens versorgt.

Egal ob er nun Anwalt oder Prokurist der deutschen Tochter eines türkischen Modeunternehmens ist, reichen müsste es ohnehin: Pro Jahr erhält er 220.000 Euro „Ehrensold”, und das lebenslänglich. Es kommen hinzu: rund 270.000 Euro für Personal, Reisen, Büro und Fuhrpark. Nicht eingerechnet sind die Kosten für den Personenschutz, die trägt das Bundeskriminalamt. Bei einem eben 60 Jahre alt gewordenen Christian Wulff mit einer rein statistisch angenommenen restlichen Lebenszeit von 20 Jahren macht das bis dahin in der Summe rund 10 Millionen aus.

In die historisch korrekten Geschichtsbücher hat er sich eingetragen mit einem einzigen Satz. Es waren eigentlich vier Sätze – gesprochen am 3. Oktober 2010 anlässlich der Feiern zur deutschen Einheit in Bremen: „Das Christentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das Judentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das ist unsere christlich-jüdische Geschichte. Aber der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland.“

Geblieben ist der letzte dieser Sätze. Und nicht einmal der war originell. Viele haben diesen Satz vor ihm ausgesprochen – auch der damalige Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble 2006 bei der Eröffnung der ersten Islamkonferenz. Mittlerweile glaubt Wulff, dass dieser Satz zu seinem Sturz beigetragen habe, weil einige Medien ihn nicht gemocht und eine Kampagne entfacht hätten. Gebracht hat ihm der Satz dennoch etwas, zum Beispiel wurde er Präsident der Euro-Mediterranean-Arab-Association (EMA), und bei der Beerdigung des saudischen Königs im Januar 2015 durfte er Merkel vertreten.

Nun hat Wulff anlässlich einer Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung und seines 60. Geburtstags prognostiziert, die Aufnahme von Asylbewerbern seit 2015 werde sich eines Tages als „Glücksfall der deutschen Geschichte“ herausstellen. Merkels Entscheidung von 2015 würde dann ähnlich positiv bewertet wie die deutsche Einheit. Und weiter: Als Konservativer müsse man sich klar von Reaktionären abgrenzen. „Es sind leider alte Männer, die alte Dinge wieder herholen“, beklagte er laut Presseberichten. Was er damit meint, bleibt im Nebulösen. Siehe hier.

Wulff will die Scheuklappen nicht ablegen. Es will es immer noch besser wissen. Welcher Hohn spricht aus diesen Worten gegenüber den vielen, die Opfer „geflüchteter“ Täter wurden? Und welche Missachtung von Millionen von Steuerzahlern, die dreistellige Milliardenbeträge für diesen „Glückfall“ aufbringen, spricht aus diesen Worten?

Aber auch andere können es nicht lassen. Ein saarländischer Ministerpräsident namens Tobias Hans (CDU) verrennt sich in die Forderung, Deutschland müsse eine „Bekenntnisnation“ werden. Er meint damit ein Land (was eine Nation ist, scheint er nicht zu wissen), zu dem sich alle bekennen würden – „gleich welcher Herkunft, welcher Hautfarbe und welcher Religion“. Siehe hier. Tobias Hans merkt nicht einmal, dass diese Idee ein pseudosakraler verbaler Aufguss der Vorstellung von Verfassungspatriotismus ist. Letzterer aber hat keine Seele, denn der reine Verfassungspatriot verhält sich so wie der vermeintliche Fußball-Fan, der das Fußball-Regelheft mehr liebt als das Fußballspiel.

Und dann noch das Tandem Jens Spahn und Daniel Günther (beide CDU): Es schwadroniert in maßloser Selbstüberschätzung von einem europäischen Islam. Siehe hier. Dass das Kernstück des Islams die Scharia ist, dass diese seit 1.300 Jahren gilt, und dass es einen Islam ohne Scharia nie geben wird, das scheinen diese Ehrgeizlinge nicht zu erahnen. Da hätten sie mal lieber einen der exzellentesten Kenner des Islams und der muslimischen Welt befragen oder zumindest lesen sollen: Bassam Tibi. Auch er hatte einst von einem „Euro-Islam“ geschwärmt. Er hat 2009 sogar ein Buch darüber geschrieben: „Der Euro-Islam – Die Lösung eines Zivilisationskonfliktes.“ Mittlerweile hat er diese Vision ganz offiziell ad acta belegt. Bassam Tibi 2016 wörtlich: „Der Euro-Islam ist gescheitert.“

Christian Wulff, Tobias Hans, Jens Spahn, Daniel Günther – setzen und nachsitzen!