Tichys Einblick
Wählt die Linke – im Notfall

FDP-Chef Christian Lindner fühlt sich falsch verstanden

„Im Notfall könnte man noch die Linkspartei wählen.“ Das hat Christian Lindner gesagt. Das sei aber keine Wahlempfehlung, lässt der FDP-Chef klarstellen. Sondern lediglich eine lockere Formulierung im Zusammenhang mit Wahlmotiven für die AfD.

IMAGO/photothek

Christian Lindner stellt klar. Auf Twitter lässt er schreiben: „Niemand muss AfD wählen.“ Das kommt überraschend. Jetzt nicht der Inhalt, der dürfte 95,1 Prozent der Bundesbürger schon klar sein. Aber dass der FDP-Chef und deutsche Finanzminister meint, das veröffentlichen zu müssen, erstaunt dann doch. Er wolle nicht falsch verstanden werden, meint er.

Hintergrund ist sein Auftritt auf einem Bürgerdialog in Weimar. Dort wurde er auf den Erfolg der AfD angesprochen. Der ist ihm fremd. Wer mit der Bundesregierung unzufrieden sei, habe eine Alternative: „Im Notfall könnte man noch die Linkspartei wählen.“ Das soll aber kein Wahlaufruf für die Linke sein, wie eine Sprecherin Lindners gegenüber TE klarstellen ließ.

Gesagt hat er das: „Im Notfall könnte man noch die Linkspartei wählen.“ Das haben auch Medien berichtet, denen die FDP näher steht – der Tagesspiegel zum Beispiel oder die Taz. Aber das sei kein Wahlaufruf. Bleiben Sie also zuhause, gehen Sie nicht zum Wahllokal und stimmen für die Linke! Wäre ja auch albern, an einem Dienstag mitten in der Legislaturperiode.

Lindner biegt sich wie vor ihm nur Turnvater Jahn auf der Hasenheide, um nicht wie ein Linkenversteher dazustehen: „Niemand muss AfD wählen, wenn er populistische Sozialpolitik will. Die gibt es auch bei der Linken.“ Das habe er gesagt. Also nein, gesagt hat er schon: „Im Notfall könnte man noch die Linkspartei wählen.“ Aber gemeint war es so, wie er es auf Twitter hat schreiben lassen. Als knallharte, kristallklare Kritik, geäußert von einem überzeugten Liberalen, der niemals die Absicht haben würde, dass jemand die Linken wählen soll.

Ist das jetzt genug klargestellt? Denn uns liegt nicht daran, falsch verstanden zu werden, wie es uns Lindners Sprecherin vorwirft: „Die Worte von Herrn Lindner werden bewusst verdreht.“ Denn: „Er hat ausdrücklich und wörtlich keine Wahlempfehlung gegeben.“ Aber was „im Notfall könnte man noch die Linkspartei wählen“ bedeutet, haben wir ja nun geklärt.

Wer es immer noch nicht verstanden hat, dem erklärt es Lindners Sprecherin: „Herr Lindner hat lediglich in lockerer Formulierung im Zusammenhang mit Wahlmotiven für die AfD darauf hingewiesen, dass die AfD nicht allein populistische Sozialpolitik anbietet, sondern auch die Linkspartei.“ Also verstanden? Nun haben Sie die Wahl. Noch dieses Jahr in Hessen und in Bayern.

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