Tichys Einblick
Großbritannien

Strom zu teuer: DB Cargo UK verkauft Elektro-Loks

Das britische Tochterunternehmen der Deutschen Bahn, DB Cargo UK, zieht seine elektrischen Lokomotiven aus dem Verkehr. Explodierende Strompreise machen den Betrieb der E-Loks zu teuer. Auf Kritik stößt, dass ein Unternehmen, das sein grünes Mäntelchen offensiv vor sich hergetragen hat, jetzt wieder auf Dieselantrieb setzt.

Eine Elektrolokomotive von DB Cargo steht im Güterbahnhof Halle/Saale, Deutschland, 06.01.2022

IMAGO / photothek
In Großbritannien zieht das britische Tochterunternehmen der Deutschen Bahn, die DB Cargo UK, seine elektrischen Lokomotiven der britischen Baureihe 90 aus dem Verkehr. Explodierende Strompreise machen den Betrieb der E-Loks zu teuer. 24 dieser elektrischen Lokomotiven sollten Güterzüge ziehen.

Sie dienten zuvor im schnellen Personenverkehr, wurden überarbeitet und sollten Güterzüge „umweltfreundlich“ mit Strom mit Null-CO2 – wie es hieß – bewegen. Als Aufschrift auf der Lokomotive wählte die DB Cargo UK den Werbespruch: „Ich bin das Rückgrat der Wirtschaft.“

Doch jetzt hat DB Cargo diese Lokomotiven auf das Abstellgleis gefahren und will sie verkaufen oder verschrotten. Stattdessen sollen Diesellokomotiven eingesetzt werden, deren Antrieb billiger als die elektrische Traktion ist. DB Cargo UK erklärte, dass diese Entscheidung auf die Betriebskosten zurückzuführen sei und einen Schlag gegen die eigenen Umweltauflagen darstelle.

Es mache im derzeitigen wirtschaftlichen Klima keinen Sinn, so hieß es, die zusätzlichen Kosten für den Betrieb und die Wartung der Elektro-Loks der Class 90 zu tragen, „wenn wir eine alternative Flotte von Class 66-Lokomotiven zur Verfügung haben“, so der Vorstandsvorsitzende Andrea Rossi. Auf Kritik stieß, dass ein Unternehmen, das sein grünes Mäntelchen sehr offensiv vor sich hergetragen hat, jetzt wieder auf den Dieselantrieb setzt.

Doch die DB Cargo UK sei mit akuten wirtschaftlichen Herausforderungen konfrontiert, so Rossi. Er bekräftigte zudem, dass sich das Unternehmen anstrenge, die Herausforderung der Klimaneutralität zu erreichen. Rossi: „Das bedeute nicht, dass unsere Maßnahmen auf Kosten der Dekarbonisierung gehen, daher setze ich mich weiterhin für die Unterstützung von Bio- oder synthetischen Kraftstoffen ein, die wir in unserer bestehenden Dieselflotte verwenden können.“

Im vergangenen Jahr hatte bereits das Konkurrenzunternehmen Freightliner eine ähnlich große Flotte der Elektrolokomotiven ebenfalls der Baureihe 90 stillgelegt. Allerdings nur vorübergehend, wie das Unternehmen sagte, während DB Cargo UK dies dauerhaft tut.

Die Deutsche Bahn muss schonmal Güterzüge anhalten lassen, weil zu wenig Strom in den Netzen vorhanden war.

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