Tichys Einblick
Unvollständig und ausweichend

Die Tagesschau hat geantwortet

2005 wurde Abbas zum Präsidenten der palästinensischen Autonomiebehörde gewählt. Seine Legislaturperiode endete am 9. Januar 2009. Seitdem hält er sich ohne demokratische Legitimation an der Macht. Abbas ist somit seit Anfang 2009 kein Präsident mehr! - Darauf antwortete die ARD nicht.

Screenprint: ARD/Tagesschau

Folgende Frage schrieb ich der Tagesschau:

In der Tagesschau vom 1. Mai 2018 verlas Judith Rakers folgende Nachricht:

„Palästinenserpräsident Abbas hat den Juden eine Mitschuld an ihrer Ermordung durch die Nationalsozialisten gegeben. Vor dem palästinensischen Nationalrat sagte er gestern, der Holocaust sei nicht durch Antisemitismus ausgelöst worden, sondern durch das soziale Verhalten der Juden, etwa das Verleihen von Geld. Abbas betonte aber zugleich, die Palästinenser wollten einen eigenen Staat, um zusammen mit Israel in Frieden leben zu können.“

Da dies Ihre ganze Nachricht zu dem Thema ist und Sie keine weitere Einordnung vorgenommen haben, habe ich eine wichtige Frage an Sie:

Haben die Juden eine Mitschuld an dem Holocaust? Was sind die Fakten?

Was meinen Sie? Ich würde es gerne von Ihnen wissen. Oder gebietet es Ihre Neutralität, darüber zu schweigen?

Die Antwort der Tagesschau:

Die Informationen über diese Rede, die am Vorabend in Ramallah vor dem Palästinensischen Nationalrat gehalten wurde, haben uns am Nachmittag des 1. Mai erreicht. Wir haben diese Äußerungen sofort als antisemitisch eingeschätzt und im Hinblick auf einen möglichen Aussöhnungsprozess zwischen Israelis und Palästinensern für eine Belastung. Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, über die Rede möglichst schnell zu berichten. Da uns Reaktionen und weitere Informationen zu dem Zeitpunkt noch nicht vorlagen, haben wir uns zunächst auf eine streng nachrichtliche Berichterstattung beschränkt. Wir finden auch im Rückblick, die Äußerungen von Abbas sprechen für sich und sind grundsätzlich für die Zuschauer auch ohne weitere Informationen zu verstehen und einzuordnen.

Aber natürlich wäre es wünschenswert gewesen, hier ausführlicher zu berichten. Im Nachhinein haben wir uns die Frage gestellt, ob es nicht besser gewesen wäre, zunächst abzuwarten, wie Abbas‘ Äußerungen aufgenommen werden. Letztlich halten wir aber auch in der Nachbetrachtung unser Vorgehen für journalistisch vertretbar, vor allem, weil uns daran gelegen war, über den Inhalt der Rede so schnell wie möglich zu berichten.

Heute, am 2. Mai, haben wir nun weitere Informationen vorliegen. Auf unserer Webseite tagesschau.de gibt es nun einen Artikel mit Reaktionen auf die Rede, die nach unserer Ansicht auch zu einer besseren Einordnung des Gesagten dienen können.

Wir behalten uns auch eine mögliche weitere Berichterstattung in der Tagesschau vor.

Wir können aber natürlich Ihre Kritik nachvollziehen und verstehen. Anmerkungen wie Ihre helfen uns, die eigene Arbeit immer wieder zu überprüfen und noch besser zu werden. Wir würden uns freuen, wenn Sie uns als kritischer Begleiter unserer Nachrichtenangebote erhalten blieben.

Meine Antwort darauf lautet:

Vielen Dank für Ihre Antwort. Ich habe allerdings noch eine Frage.

Der nordkoreanische Führer Kim Jong-un wird von der Tagesschau als „Machthaber“ bezeichnet, zudem sind Ihre Journalisten geschult im Gebrauch des Begriffs „sogenannt“. Daher wundere ich mich, dass Sie Abbas stets den „Palästinenserpräsidenten“ nennen. Wenigstens die Bezeichnung als „sogenannter Palästinenserpräsident“ wäre angebracht, meinen Sie nicht?

Daher frage ich: Wann genau wurde Abbas zum Präsidenten gewählt und für wie lange?

Mit freundlichen Grüßen,
Gerd Buurmann

PS: Sind die Juden nun selber schuld am Holocaust oder nicht?

Tapfer im Nirgendwo gibt schon mal die Antwort, in der Hoffnung, dass auch die Tagesschau sie kennt:

Im Jahr 2005 wurde Abbas zum Präsidenten der palästinensischen Autonomiebehörde gewählt. Seine Legislaturperiode endete am 9. Januar 2009. Seitdem hält er sich ohne demokratische Legitimation an der Macht. Abbas ist somit seit Anfang 2009 kein Präsident mehr!


Zuerst erschienen bei Tapfer im Nirgendwo.