Tichys Einblick
Fake-Fake - oder was?

Die Maske des Soro(s)

Für die "Linken" ist er ein "Neoliberaler", für die "Rechten" das One-World-Gespenst. Jedenfalls hat die Open Society Foundation, Stiftung des Milliardärs George Soros, dem Recherchebüro Correctiv gerade mehr als 100.000 Euro für Fake-News-Checks spendiert.

© Pool/Getty Images

Für die „Linken“ ist er ein „Neoliberaler“, die „Rechten“ sehen das One-World-Gespenst heraufziehen – Fakt ist wohl, das die Open Society Foundation, eine Stiftung des Milliardärs George Soros, dem Recherchebüro Correctiv gerade mehr als 100.000 Euro für Fake-News-Checks spendiert hat. Konkret sollen fünf Journalisten finanziert werden, um Mythen und Lügen im Netz zu recherchieren. Ab Mitte des Monats sollen dann Warnhinweise verteilt werden, verkündete David Schraven (ehemals WAZ), der Gründer von Correctiv, der die Spende angeworben hatte. Correctiv behält sich übrigens vor, Geld von Spendern abzulehnen, mit deren ethischen Grundsätzen die Redaktion nicht einverstanden ist.

Ziemlich schwierige Gemengelage
CORRECTIV - Von Eigennutz und Gemeinnutz
Facebook, die Correctiv „ehrenamtlich“ beauftragt hatten, teilten damals mit: „Wir glauben, dass eine unabhängige und transparente Faktenprüfung ein mächtiges Instrument für verantwortungsbewussten Journalismus sein kann.“ Das entspricht zunächst dem Selbstverständnis eines privaten Unternehmens, darf aber auch als Misstrauensvotum gegenüber dem Rechtsstaat gewertet werden. Nun ist Correctiv mitnichten ein neutraler Wächter, sondern zunächst einmal Meinungsjournalismus.

Vorwurf hier: Dass eine bestimmte Meinung, eine Haltung, so in den Rang der absoluten Wahrheit erhoben werden kann. Es wird spannend zu beobachten, wann Correctiv Berichte über Soros im Netz als Fake-News markiert. Material gibt es genug. Der Milliardär wird im Netz sogar für die Migrationskrise verantwortlich gemacht. Und der ungarische Präsident äußerte sich häufig kritisch gegenüber Soros und seinen Stiftungen. Für Victor Orban ist Landsmann Soros (korrekt ungarisch ausgesprochen Schorosch), was Gülen für Erdogan: Staatsfeind Nr. 1. Pikant daran: Erdogan war mit Gülen befreundet und Orban selbst hat mit einem Soros-Stipendium in Oxford studiert. Was ist da jeweils schief gegangen?

Nein, danke
Eine Art Bundesprüfstelle für "Fake-News"?
Nun hatte Angela Merkel dereinst Peter Scholl-Latour zum 90sten gratuliert und mitgeteilt, sie schätze dessen Analyse. Der allerdings hatte in seinem Buch „Russland im Zangengriff“ 2007 behauptet, der Investor George Soros und andere hätten beispielsweise die „Orange Revolution“ in der Ukraine massiv mitfinanziert. Wenn man das nun so alles bei Facebook verbreitet, wo müsste Correctiv da den Rotstift ansetzen? War Merkels Bemerkung bereits Fake-News, ebenso wie Scholl-Latours Analyse Soros betreffend? Es ist so verdammt kompliziert, Fake-News zu enttarnen ohne den Anspruch einer absoluten Wahrheit zu erheben.

Unabhängig von Diskussionen und Fake-News oder Real-News rund um Soros muss man sich hier allerdings eine grundsätzliche Frage stellen: Hat der Staat versagt, haben die demokratischen Kontrollmechanismen versagt, wenn der Bundesjustizminister Heiko Maas, wenn die deutsche Regierung es gut heißt, das Correctiv quasi Aufgaben einer Wahrheitspolizei übernimmt und im Netz rote Karten verteilt? Folgt man ausnahmsweise einmal Stefan Niggemeier auf Übermedien, dann wäre beispielsweise Springers BILD eine Art Blaupause für „Breitbart“: „Aber wie glaubwürdig ist die Empörung über die ‚Breitbart‘-Methoden, wenn die weitgehend identischen ‚Bild‘-Methoden seit Jahren achselzuckend hingenommen oder gutgeheißen werden?“

Durchsichtig und doch wirksam
Manipulation statt Information
Hier aber noch eine versöhnliche Meldung über Correctiv: Die gemeinnützige GmbH verspricht, was immer sie zukünftig schreiben wird, in hoher poetischer Qualität abzuliefern. Sprache mit Tiefgang. Sprache in Schönheit. Rhetorisch, rhythmisch, ausdrucksvoll. Also irgendwie märchenhaft.

„Correctiv 30. März um 17:21 · Sieben Wege zum guten Stil: Gib deiner Sprache ihre Tiefe zurück. Ihre Schönheit. In unserem Workshop soll es, ganz vermessen, darum gehen, interessanter zu schreiben. Rhetorischer. Rhythmischer. Ausdrucksvoller.Für die Spontanen unter Euch: Kommt vorbei am 1. + 2. April.“

Eine mächtige Aufgabe, die da auf „Soros‘ fünf Journalisten“ bei Correctiv wartet. Drei von ihnen sitzen schon am Schreibtisch: Karolin Schwarz, Pauline Schinkels und Jaques Pezet. Schwarz beispielsweise entwickelte hoaxmap.org, eine interaktive Landkarte über Gerüchte über „Flüchtlinge“, die sich als unwahr herausstellen. Ein aktueller Fall wird dort möglicherweise nicht auftauchen: In Bonn soll gerade ein Mann mit Machete nachts um 0:30 Uhr ein junges Paar beim Zelten in einem Naherholungsgebiet überfallen und die Frau vor den Augen ihres hilflosen Freundes vergewaltigt haben. Die 23-jährige wurde anschließend in eine Krankenhausambulanz eingeliefert. Die Polizei spricht von einem „brutalen Sexualtäter“. Fake-News? Doch alles einvernehmlich?