Tichys Einblick
Menschenhandel

Die Mafia gehört zu den großen Profiteuren der Asylindustrie

Deutsche und europäische Strafverfolgungsbehörden sorgen sich aktuell um eine Zunahme der Aktivitäten krimineller Organisationen bei der illegalen Zuwanderung. Dieses Betätigungsfeld ist den Behörden allerdings schon seit einem Vierteljahrhundert hinlänglich bekannt.

Malmö, Schweden

© Johan Nilsson/AFP/Getty Images

Aktuell übertreffen sich Zeitungsmeldungen damit, eine Eskalation der Tätigkeiten der italienischen Mafia und anderer Mafia-ähnlicher Strukturen zu diagnostizieren, fast so, als wäre diese Form der organisierten Kriminalität in Europa erst neuerdings ins Visier der Ermittler geraten.

Den alarmistischen Meldungen vorausgegangen ist eine Warnung von Europol, der Polizeibehörde der EU. Tatsächlich aber handelt es sich bei dieser Nachricht bzw. „Warnung“ um ein Update aus 2017 (oder von noch viel früher her, wir kommen gleich noch dazu), als Europol schon einmal veröffentlichte, dass die Zahl der international agierenden Banden in Europa binnen vier Jahren um fast ein Drittel auf 5.000 gestiegen sei.

Jari Liukku, Leiter einer Einheit bei der EU-Polizeibehörde in Den Haag, verweist in dem Zusammenhang aktuell auf eine „ungewöhnliche“ Gewaltserie, die Schweden gerade erschüttern würde. Das skandinavische Land sei zu so etwas geworden, wie dem „Labor für Experimente der organisierten Kriminalität in Europa“. In Schweden würden quasi die Generalproben laufen, ob funktioniert, was später an kriminellen Vorhaben in Deutschland und anderswo umgesetzt wird.

„Die Gewalt der organisierten Kriminalität nimmt zu“, sagt Liukku. Und der hohe Beamte geht noch weiter: „Die organisierte Kriminalität ist das größte Risiko für die innere Sicherheit Europas – größer als der Terrorismus.“ Mittlerweile würden in Europa bis zu 7.500 organisierte Verbrecherbanden agieren. Zusätzlich zu den in jüngster Zeit in Deutschland im Fokus der Ermittlungen stehenden arabischstämmigen kriminellen Großfamilien soll nun also ein eigentlich doch altbekanntes Problem (Mafia) neu aufgeflammt sein.

Berichtet wird von Milliardengewinnen, die in legalen Unternehmen gewaschen würden. Europol beobachtet insbesondere die Aktivitäten der italienischen Mafia, Albanerclans und solcher von Osteuropäern ebenso wie Rockerbanden, die immer größeren Einfluss erlangen würden, so jedenfalls eine Einschätzung des Bundeskriminalamtes (BKA). Die Morgenpost berichtet von Verbrechernetzwerken, denen europaweit Kriminelle aus 180 Nationen angehören würden. 60 Prozent der Täter seien Europäer.

Was aber den unterschiedlichen Strafverfolgungsbehörden besondere Sorge macht, ist die Zunahme der Aktivitäten dieser kriminellen Organisationen im Bereich illegale Zuwanderung und Migration.

„Mit Migranten machen sie heute mehr Geld als mit Drogen“, meint Giuseppe Governale, Direktor des italienischen Anti-Mafia-Kriminalamtes DIA. Und er hält nicht hinterm Berg damit, dass von den immensen staatlichen Versorgungskosten mindestens in Italien längst „in vielen Fällen einen Teil die Mafia“ kassiert. Europol schließt sich dieser Einschätzung an, wenn die Behörde ebenfalls darum weiß, dass der Migrantenschmuggel hochprofitabel ist: einige Verbrecherorganisationen hätten ihr Geschäftsfeld dahingehend explizit erweitert.

Aus Österreich berichtet die Funke-Mediengruppe, dass
dort das österreichische Bundeskriminalamt in der „Operation Cleopatra“ eine internationale Bande hochgenommen hätte und dass sich die Bandenmitglieder in nicht weniger als 16 Sprachen, von Deutsch und Türkisch bis zu Dari oder Urdu, unterhalten hätten. „Allein die Übersetzungskosten während der Ermittlungen, so klagen die Kriminalisten, betrugen „mehr als 100.000 Euro“.“

Nun sollte man annehmen dürfen, dass dieses Phänomen erwartbar war, wenn so viele Personen in so kurzer Zeit nach Europa und Deutschland kommen und solch große Mengen an Geld bewegt werden müssen, die vielen Zuwanderer nach deutschen Standards zu versorgen. Und wer heute um die Trägheit und das damit zusammenhängende Versagen der Behörden insbesondere in der Hauptstoßzeit der Massenzuwanderung weiß, der bekommt eine Idee davon, wie wenig kriminelle Energie es braucht, hier auf kriminelle Weise zu partizipieren.

Eines allerdings sollten die damit befassten europäischen und nationalen Behörden nicht für sich reklamieren: eine neue Situation, an die man sich erst adäquat anpassen müsste. Nein, diese Problematik ist schon über zwei Jahrzehnte alt, wenn beispielsweise die Welt schon 1998 titelte: „Italienische Mafia schleust Flüchtlinge ein“.

Tatsächlich berichtete der Bundesnachrichtendienst damals, dass monatlich bis zu 800 Migranten nach Deutschland kämen, eingeschleust von der Mafia: „Die Schleusung illegaler Einwanderer nach Deutschland ist nach Informationen des Bundesnachrichtendienstes (BND) inzwischen zu einem „wesentlichen Deliktfeld der italienischen Mafia“ geworden.“

Schon 1992 Jahren hieß es ganz ausdrücklich: „Über die Schleuseraktivitäten der apulischen Mafia-Organisation Nuova Sacra Corona Unita – sie verfügt über Brückenköpfe in Deutschland, aber auch in Südamerika und der Türkei – liegen den Behörden umfassende Informationen vor.“ Und weiter: „Eine „Shkoder- oder Velipoje-Mafia“ genannte Gruppierung unterhalte gar ein regelrechtes Sammellager für Ausreisewillige in der Nähe der Hafenstadt Velipoje.“

Auch über die „intensive arbeitsteilige Kooperation“ zwischen den einzelnen Mafiagruppen will der Bundesnachrichtendienst schon Anfang der 1990er Jahre Bescheid gewusst haben. Umso befremdlicher die jetzt offensichtlich hochgespielte Überraschung einiger Behörden insbesondere auf europäischer Ebene. Welches Versagen will man damit kaschieren?