Tichys Einblick
2G-Plus-Regel für Gastronomie

Die CDU kritisiert in Rheinland-Pfalz, was ihr Ministerpräsident Hans im Saarland selbst tut

Die rheinland-pfälzische CDU-Chefin Julia Klöckner kritisiert die "2G-plus"-Regelung in der Gastronomie. Der Zwang, dass auch geimpfte Gäste einen negativen Corona-Test vorlegen müssen, mache das Geschäft kaputt. Doch ihr Parteifreund Hans macht im benachbarten Saarland dasselbe.

Tobias Hans (CDU), Ministerpräsident des Saarlandes

IMAGO / Political-Moments

Den Biermanns läuft die Zeit davon. Noch im Oktober hat der Familienbetrieb einen großen Geburtstag gefeiert: Seit 40 Jahren gibt es den Schnellimbiss „Zum Schorsch“ im alten Mainzer Zollhafen. Nächstes Jahr im Oktober ist aber Schluss. Die Stadtwerke erschließen in der sozialdemokratisch geführten Stadt ein Luxus-Wohngebiet. Dazu passen Arbeiter und Currywürste nicht mehr. Stattdessen wird dort in absehbarer Zeit ein Edelgastronom Speisen mit eigenem Stammbaum anbieten – für Gäste mit vollem Geldbeutel. Die Biermanns verlieren dann ihren Mietvertrag.

Die Zeit für Geschäfte am Rheinufer läuft also ab. Und trotzdem hat der Familienbetrieb zum 4. Dezember die Türen geschlossen – nachdem die Landesregierung verkündet hat, dass jetzt 2G-plus gelte. Wann der Schorsch wieder öffnet, steht nicht fest. Als noch 2G galt, hat der Wirt darauf gedrängt, dass sich die Gäste über die Luca-App anmelden, und hat sich den Impf- oder Genesenen-Nachweis zeigen lassen. Schon da kamen weniger Gäste als sonst. Müssten diese auch noch einen aktuellen Test mitbringen, dann scheint sich das Geschäft nicht mehr zu lohnen.

Genau diese Rechnung macht auch Julia Klöckner auf: „Viele Restaurantbesitzer verzeichnen vermehrte Stornierungen und zurückgehende Gästezahlen“, sagt die Vorsitzende der CDU Rheinland-Pfalz. Denn spontane Besuche seien nicht mehr möglich. Zumal die nötige Struktur für aktuelle Tests in Rheinland-Pfalz nicht überall vorhanden sei, wie die Oppositionsführerin kritisiert. „Die so genannte 2Gplus-Regelung ist unverhältnismäßig, zumal die Branche Studien zufolge nicht als Pandemietreiber gilt“, sagt Klöckner. Viele Gastronomen empfänden die neue Regel verständlicherweise als „Lockdown durch die Hintertür“. Das Ergebnis: Die Wirte würden ihre Geschäfte schließen, Beschäftigte würden das Gewerbe verlassen, „weil sie kein Vertrauen mehr in die Sicherheit ihrer Arbeitsplätze haben“.

Julia Klöckner macht das Thema zu einem parteipolitischen und greift Ministerpräsidentin Dreyer (SPD) an: „Es ist unverständlich, warum Rheinland-Pfalz diesen Weg geht, Bundesländer wie Hessen und Nordrhein-Westfalen hingegen auf 2G-plus verzichten.“ Das ist zwar richtig, aber nicht vollständig: Denn im Saarland gab es 2G-plus in der Gastronomie schon, bevor es in Rheinland-Pfalz galt. Dort regiert mit Tobias Hans ein Christdemokrat. Die Saarländer haben die Regelung aber jüngst angepasst. „Geboosterte“ dürfen jetzt wieder ohne Test in Kneipen und Restaurants, einfach Geimpfte nur mit Test und Ungeimpfte gar nicht. Wem das noch nicht kompliziert genug ist, der könnte die saarländische Landesregierung auffordern zu klären, was mit Genesenen ist, die noch nicht nachimpfen dürfen.

Vielleicht erreichen ja Hans die Ratschläge seiner Parteifreundin Klöckner „Angesichts steigender Infektionszahlen ist Impfen das Gebot der Stunde.“ Nur mit einer Zunahme der Erstimpfungen und zügigen Auffrischungsimpfungen würden die Infektionen sinken und die Intensivstationen der Krankenhäuser entlastet werden. „Die 2G-Regel für Restaurants und Hotels hat sich bislang als klug, angemessen und praktikabel erwiesen“, sagt Klöckner. „Kein Verständnis habe ich dafür, dass die Landesregierung in Gastronomie und Hotellerie von Geimpften und Genesenen zusätzlich noch einen Coronatest verlangt.“

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