Tichys Einblick
Exklusiv: DFB-Vize Winkler im TE-Gespräch

Fußball: „Die Mannschaft“ kommt weg

Der DFB will zurück zu den Wurzeln und den Fans wieder eine deutsche Nationalmannschaft anbieten. Die neue Verbandsspitze hat erkannt: Die Umbenennung in „Die Mannschaft“ kam bei den Fans nicht an. DFB-Vize Hermann Winkler fände „eine treffende Bezeichnung wie ‚Deutsche Fußballnationalmannschaft‘ gut“.

Trikots der Deutschen Nationalmannschaft im Deutschen Fußballmuseum

IMAGO / Eibner
Darauf haben frustrierte Fußballfans in Deutschland schon lange gewartet – die Tage des unsäglichen Titels „Die Mannschaft“ sind gezählt. Die neue DFB-Führung besinnt sich auf die Wurzeln.

Bei der letzten Präsidiumssitzung Ende April wurde darüber bereits debattiert. Vor allem die vierköpfige DFL-Fraktion soll sich laut Bild-Zeitung für das Aus des Marketing-Titels starkgemacht haben. Spätestens seit der blamablen Vorstellung bei der Weltmeisterschaft 2018 in Russland und dem Achtelfinal-Aus bei der Europameisterschaft 2021 gegen England fiel der namentliche Fehlgriff „Die Mannschaft“ bei den deutschen Anhängern der DFB-Elf endgültig in Ungnade.

DFB-Vize Winkler schlägt in TE-Gespräch neuen Titel vor

Doch nicht nur die Deutsche Fußball Liga macht jetzt gegen den Namen mobil, sondern nach Informationen von Tichys Einblick auch führende Mitglieder des größten nationalen Sport-Fachverbandes der Welt.

„Der Name ‚Die Mannschaft‘ kam bei den Fans nie richtig an“, betont DFB-Vizepräsident Hermann Winkler im Gespräch mit Tichys Einblick. „Die Fans konnten sich nicht mehr wie früher mit ihren deutschen Nationalspielern identifizieren.“

Es sei gut, „dass sich das neue Präsidium mit diesem wichtigen Thema für die Fußballnation befasst, und somit wieder viel mehr Nähe zu den Fans gewinnt“, bestätigt DFB-Vize Hermann Winkler, der sich gleichzeitig auch als Präsident des Nordostdeutschen Fußballverbandes engagiert. 

Winkler setzt im TE-Gespräch auf Tempo in der Diskussion:

„Wir müssen den Sommer nutzen, um noch vor der Fußball-Weltmeisterschaft im November wieder einen zugkräftigen Namen für das deutsche Team zu finden.“ Sein Vorschlag: „Ich fände eine treffende Bezeichnung wie ‚Deutsche Fußballnationalmannschaft‘ gut.“ Für diesen Titel könnten sich die Fans auf den Tribünen sogar gleichberechtigt für beide Teams von Frauen und Männern einsetzen. Aus Winklers Sicht wäre dies eine Win-Win-Situation für den Frauen- und Männerfußball mit einem gemeinsamen Titel.

Zu den Hauptkritikern zählt auch DFB-Präsidiumsmitglied Hans-Joachim Watzke: „Ich finde es richtig, dass das Thema diskutiert wird.“ Das Thema würde im Präsidium besprochen. Er habe zwar keinen konkreten Alternativ-Vorschlag, doch der Manager von Borussia Dortmund bekennt offen wie Winkler, „dass mir der Begriff ,Die Mannschaft‘ nicht so ideal gefällt“.

Der Name „Die Mannschaft“ kam von Kanzlerin Merkel

Im Juni 2015 berichtete die Bild-Zeitung als eines der ganz wenigen Medien in bedauerndem Ton: Unser „Nationalteam heißt nur noch ‚DIE MANNSCHAFT‘“. Bild nannte auch gleich noch den Verursacher der Umbenennung: „Der neue Name kommt von Merkel“. Die Bundeskanzlerin habe die deutsche Weltmeisterelf in Rio 2014 „Die Mannschaft“ genannt. Ein Jahr später verkündete DFB-Manager Oliver Bierhoff den Vollzug des Namenswechsels im Sinne von Angela Merkel. Mit einem Federstrich wurden so Heimatbezüge wie deutsch und national gestrichen. Das Ergebnis bei den Fans: stark gesunkene Identifizierung wie Besucherzahlen bei den Heimspielen. Selbst bei den Einschaltquoten verlor die deutsche Elf am Ende unterm unbeliebten Trainer Joachim Löw beispielsweise im November 2020 sogar gegen Horst Lichters Trödelsendung „Bares für Rares“.

Nach dem Wechsel an der DFB-Spitze und dem Abgang von Kanzlerin Merkel will die deutsche Fußballgemeinschaft nun wohl wieder zurück zu den Wurzeln. Gleichzeitig soll der neue Mannschaftstitel die deutsche Nationalelf mit dem neuen Bundesübungsleiter Hansi Flick erneut in die Erfolgsspur bringen, der den viermaligen Weltmeister (1954/1974/1990/2014) seit August 2021 trainiert. Flick bereitet dieser Tage seine Elf auf die Nations-League-Duelle gegen Europameister Italien (4. und 14. Juni), den EM-Zweiten England (7. Juni) und Ungarn (11. Juni) vor.

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