Tichys Einblick
Die Fallzahlen im Vergleich

Corona-Update zum Morgen des 29. März: Ein vertrauliches Strategiepapier

In Deutschland bilden sich drei Länder-Gruppen heraus. Die Deutschlandkarte verschafft einen Überblick über die Fälle pro hunderttausend Einwohner und Medien berichten von einem vertraulichen Papier des Innenministeriums, das es in sich hat.

Im Vergleich der Länder bilden sich drei Gruppen heraus. Zum einen: Hamburg, Baden-Württemberg und Bayern. Hier sind 105, 97,7 und 90,7 Menschen pro Hunderttausend als Corona-positiv gemeldet. Das ist die Spitzengruppe.

Die zweite Ländergruppe: Nordrhein-Westfalen, das Saarland, Berlin und Rheinland-Pfalz mit 72,1 bis 57,7 gemeldeten Fällen pro Hunderttausend bilden das Mittelfeld.

Schließlich die übrigen Bundesländer, die 44,3 bis 21,6 Fälle pro Hunderttausend melden.

Der bundesweite Durchschnitt liegt bei 65,1 Fällen pro hunderttausend Einwohner.

Der Kreis Heinsberg meldet mittlerweile 1.202 aktuelle Fälle, circa 476,0 Fälle pro hunderttausend Einwohner. Baden-Württemberg meldet die meisten Fälle von verstorbenen Corona Patienten: bis jetzt 118 Tote. Als nächstes kommt Nordrhein-Westfalen, von dort werden 105 Tote gemeldet, davon allein 30 aus dem Kreis Heinsberg. Insgesamt sind in Deutschland mittlerweile 398 Todesfälle gemeldet, ein deutlicher Anstieg von den gestrigen 315 Verstorbenen.

Laut Länderinformationen sind mittlerweile 54.238 Menschen als Corona-positiv gemeldet (Stand: 28. März 20:00). Die Johns Hopkins Universität meldet 57.695 Fälle (Stand 28. März 23:30). Gestern wurden noch 48.354 Corona-Fälle notiert.

Anders als am vergangenen Wochenende kam es heute nicht zu überraschenden Einbrüchen der Neu-Meldungen. Das Problem, dass am Wochenende niemand in den Ämtern der Landkreisen vorhanden war, um die Fallzahlen weiter zu melden, konnte anscheinend gelöst werden.

Die taz und andere Medien wie der Rechercheverbung der Süddeutschen Zeitung mit dem WDR und NRD berichtet von einem vertraulichen Strategiepapier des Innenministeriums, in dem drei mögliche Verläufe der Pandemie beschrieben werden.

Das düsterste Szenario geht davon aus, dass die Zeit, die das Virus braucht, um die Zahl der Infizierten zu verdoppeln, bis Ende April auf neun Tage verlängert werden kann (von aktuell fünf Tagen). In diesem Fall wären bis Ende Mai 70% der Bevölkerung zu irgendeinem Zeitpunkt mit Corona infiziert gewesen. Zu Spitzenzeiten würden 85% derer, die Intensivbehandlung brauchen, abgewiesen werden müssen. In diesem Fall würden 1,2 Millionen Menschen sterben.

Im zweiten Szenario kann die Verdopplungszeit des Virus schon bis Mitte April auf 9 Tage gestreckt werden. Es müssten nur 16% der Erkrankten im Krankenhaus abgewiesen werden, 220.000 würden in diesem Szenario sterben.

Das dritte Szenario ist das günstigste: Durch massives Testen und Isolieren von Erkrankten und Risikogruppen wird das Virus nicht nur verlangsamt, sondern auch eingedämmt. Es sterben „nur“ 12.000 Menschen. Dieses bestmögliche Szenario erfordert jedoch, dass die Testkapazitäten in Deutschland massiv ausgebaut werden und außerdem ein konsequentes Isolieren der Erkrankten gelingt. Ob dies machbar ist, sei fraglich. Daher sollte die Bevölkerung auf die Schrecknisse vorbereitet werden, wie sie etwa im Fall der Stadt Bergamo bekannt sind: Qualvolles Sterben vieler Erkrankter.

Diese zitierte Papier steht im auffälligen Gegensatz zu der sich verbreiternden Debatte, wonach der Lockdown möglichst bald gelockert werden solle, um einen Zusammenbruch der Wirtschaft und wachsenden Widerstand der Bevölkerung zu verhindern. Diesen Überlegungen allerdings hat am Wochenende schon das Kanzleramt widersprochen.