Tichys Einblick
Ein Überblick

Corona-Update zum 5. Oktober: Mehr Test-Fälle, mehr Krankenhauspatienten, aber gleich wenig Tote

Die Fallzahlen sind weiter gestiegen. Dies liegt wohl nicht allein an einer steigenden Zahl durchgeführter Tests. Berlin ist dabei besonders betroffen.

imago Images

Das Robert Koch-Institut meldet zur Zeit ungefähr 27.800 aktive Corona-Fälle. In der Vorwoche waren es noch 24.500 Fälle. Die Zahl der Verstorbenen im Zusammenhang mit dem Corona-Virus ist allerdings bei 72 Todesfällen im Vergleich zu den 71 Todesfällen der Vorwoche stabil geblieben. Nach wie vor machen Personen unter 35 Jahren den größten Teil der Corona-Fälle aus. In der Vorwoche stieg zwar der Anteil der Personen ab 35 Jahren, die positiv auf Corona getestet wurden, blieb in dieser Woche allerdings unverändert.

Quellen: Europäisches Zentrum für die Kontrolle und Prävention von Krankheiten, Robert Koch Institut

Auch die 7-Tages-Inzidenz pro hunderttausend Einwohner steigt weiter. Die vom RKI gemeldete Inzidenz beträgt 16,2 Fälle (stand 4. Oktober, tägliches Situationsupdate). In der Vorwoche betrug sie noch 13,4 Fälle pro Hunderttausend in den letzten sieben Tagen. Errechnet man allerdings die Inzidenz aufgrund der Daten des Europäischen Zentrums für die Kontrolle und Prävention von Krankheiten (ECDC), so wird es eine Inzidenz von 18,2. Der Unterschied ergibt sich aus den unterschiedlichen Erhebungsmethoden der Zahlen – das RKI ist langsamer als das ECDC, welches über aktuellere, aber dafür weniger gesicherte Daten verfügt, die aus weltweiten Quellen zusammengestellt werden.

Wer ist betroffen?

Zum Sonntag lagen sechs Kreise über der entscheidenden Marke einer Inzidenz von 50 Fällen pro hunderttausend Einwohnern in den vergangenen sieben Tagen. Ab dieser Marke sollen auf kommunaler Ebene verschärfte Corona-Maßnahmen ergriffen werden.

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Der an stärksten betroffene Kreis ist Hamm (NRW), mit einer Inzidenz von 99,4. Auf dem zweiten Platz folgt Remscheid (NRW) mit 58,6 Fällen. Die nächsten drei Plätze belegt Berlin: Berlin Mitte (57,4 Fälle), Neukölln (56,4 Fälle) und Friedrichshain-Kreuzberg (52,2). Schließlich folgt noch der Landkreis Vechta (Niedersachsen) mit 50,1 Fällen. Berlin tritt auf der Liste der 15 betroffensten Kreise, welche das RKI täglich veröffentlicht, noch zweimal auf. Auf Platz sieben liegt Berlin Tempelhof-Schöneberg (Inzidenz von 49,2 Fällen) und Platz 10 Charlottenburg-Wilmersdorf mit 40,7 Fällen.

Die betroffensten Bundesländer zur Zeit sind Berlin, Bremen und Hamburg. Bayern, welches lange Zeit eine erhöhte Corona-Inzidenz verzeichnete, liegt mittlerweile im Bundesdurchschnitt.

Quelle: RKI Täglicher Situationsbericht vom 4. Oktober

Hamm: Hochzeit wirkt nach

In Hamm ist die erhöhte Inzidenz nach wie vor auf eine mehrtägige Hochzeit zurückzuführen, bei der sich anscheinend eine große Anzahl Personen infiziert hatte. Zwischenzeitlich waren mehr als 300 Personen in Quarantäne. Dort wurden schon in der letzten Woche verschärfte Einschränkungen erlassen. Sie wurden abermals verschärft. Es gelten Kontaktbeschränkungen im öffentlichen Raum (maximal fünf Personen und zwei Haushalte). Es gilt Maskenpflicht im Unterricht und bei Sport und Kulturveranstaltungen. Private Feiern müssen mittlerweile schon ab 25 Personen von der Stadt genehmigt werden. Letzte Woche war erst ab 50 Teilnehmern eine Genehmigung erforderlich. Die Obergrenze von 150 Teilnehmern für Feiern gilt ohnehin. Wie solche Regelungen im privaten Raum durchgesetzt werden sollen, ohne gegen die Unverletzlichkeit der Wohnung zu verstoßen, lässt die Stadt offen.

Remscheid: Kitas und Schulen

In Remscheid scheint der Corona-Ausbruch von Schulen und Kitas sowie den Kontaktpersonen bereits infizierter Personen auszugehen. Auch hier wurden die in der letzten Woche verhängten Regelungen abermals verschärft. Ab dem 5. Oktober sind nur noch Feste aufgrund „herausragender“ Ereignisse gestattet. Als Beispiele für herausragende Ereignisse nennt die Stadtverwaltung Taufen, Hochzeiten und runde Geburtstage. Ab 11 Teilnehmern sind diese Feste genehmigungspflichtig. Feste mit mehr als 25 Personen sind absolut untersagt. In Primarschulen (bis zur 5. Klasse) gilt eine Maskenpflicht, wenn ein Schüler von seinem Sitzplatz aufsteht.

Berlin: Reisende und Feiernde

Das RKI nennt die Infektionssituation in Berlin „diffus“. Ansteckungen scheinen vor allem von international Reisenden auszugehen sowie jungen Personen, die sich auf Feiern anstecken und dann andere Mitglieder ihres Haushalts infizieren.

Vechta: Ausbruch in Pflegeheim

In Vechta kam es zu einem Corona-Ausbruch in einem Pflegeheim. Insgesamt wurden 50 Pfleger und Bewohner positiv getestet. Es wurden in der Stadt keine verschärften Einschränkungen verhängt, in den Pflegeeinrichtungen jedoch schon. Unter anderem, müssen alle Mitarbeiter nun eine Maske tragen, die die FFP-2 Anforderungen erfüllt. Es gelten Aufnahmestopps und Besuchsverbote. Außerdem werden Bewohner und Pfleger jetzt regelmäßig auf das Virus getestet.

Quelle: RKI täglicher Situationsbericht vom 30. September

Im Vergleich zur Vorwoche ist die Zahl der durchgeführten Corona-Tests etwas gestiegen. Gleichzeitig ist auch die Zahl der Labors, die die Zahl ihrer durchgeführten Tests an das RKI meldeten, zurück gegangen. Trotzdem stieg die Positivenquote der Corona-Tests leicht an – jedoch so schwach, dass es sich auch genauso um eine rein statistische Schwankung handeln könnte.

Österreich: Corona und kein Ende
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Ein Anstieg der Corona-Fälle ist wohl nicht alleine auf eine Ausweitung der Testungen zurückzuführen: denn in diesem Fall würde die Positivenqoute sinken, wenn die Zahl der potenziell Corona-postiven Personen in der Bevölkerung gleich bliebe. Jedenfalls ist die Zahl der potentiell positiv getesteten Personen im gleichen Maße gewachsen wie die Zahl der durchgeführten Tests.
Die Situation in den Intensivstationen

Das DIVI-Intensivregister meldete zum Sonntag 424 Covid-19 Patienten in Intensiv-medizinischer Behandlung. Davon wurden 212 invasiv beatmet. In der Vorwoche befanden sich noch 353 Covid-19 Patienten in Behandlung. Es sind zur Zeit mehr als 9.200 Intensivbetten in Deutschland frei. Die allermeisten davon, mehr als 7.400, verfügen auch über eine Beatmungsmaschine. Die innerhalb von sieben Tagen verfügbare Notfallreserve von Krankenhausbetten beträgt circa 12.200 Betten, sowohl mit als auch ohne Beatmungsgerät.

Trotz steigender Fallzahlen ist mit einer Überlastung der Krankenhauskapazitäten zur Zeit wohl nicht zu rechnen. Die Zahl der Personen in den Krankenhäusern hinkt den gemeldeten Fallzahlen in der Regel allerdings deutlich hinterher. Wenn eine Person mit Covid-19 hospitalisiert werden muss, erfolgt dies in der Regel vier Tage nach Symptombeginn. Bei Patienten, die in der Intensivstation versorgt werden müssen, wird dies meistens elf Tage nach Symptombeginn nötig (wobei nur ein Bruchteil der gemeldeten Corona-Fälle auch im Krankenhaus, geschweige denn in de Intensivstation behandelt werden muss). Die in der Intensivstation behandelten, sind also meistens die Corona-Fälle der Vorwoche – denn selbst wenn direkt nach Auftreten der ersten Symptome getestet wird, dauert es einige Tage, bis das Testergebnis verfügbar ist, und die RKI-Fallmeldung folgt oft erst am Tag danach.

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