Tichys Einblick

Claus-Peter Reisch bei Markus Lanz: Ein Seenotretter macht sich Luft

Claus-Peter Reisch ist neben Carola Rackete der bekannteste deutsche Seenotretter im Mittelmeer. Aber mit deren Radikalismus will er nichts zu tun haben. In der Fernsehsendung von Markus Lanz hat er jetzt berichtet.

Claus-Peter Reisch in der ZDF-Sendung von Markus Lanz

imago images / APress

Der bayerische Seenotretter Claus-Peter Reisch, bis vor kurzem noch mit seinem Segelschiff Eleonore, für die Mission Lifeline, unterwegs gewesen, hat von der privaten Seenotrettung und den linken Mitstreitern erst einmal die Nase voll. Nicht nur, dass Reisch daheim eine offene Rechnung über 300.000 Euro liegen hat, die letzte „Amtshandlung von Salvini“, wie der 58-jährige gelernte KFZ-Mechatroniker in der Sendung bei Markus Lanz zu Mitternacht, zu berichten weiß.

Natürlich habe er, Reisch, das Bußgeld noch nicht überwiesen, dafür rechtzeitig Einspruch eingelegt, über seine Anwälte. Anders als zum Beispiel eine Carola Rackete, oder Mitstreiter bei der Lifeline, sieht sich Reisch als Bürger aus der gesunden bürgerlichen Mitte. Mit Radikalität wolle er nichts zu tun haben, er suche lieber den Kontakt zu den Politikern. In Bayern und unter Bayern sind die Wege kurz, deshalb konnte sich Reisch auch über zwei Stunden mit Horst Seehofer reden – mit dabei immer sein Fotoalbum der Missionen. Genauso bei Markus Söder. Sie hören ihm zu.

Wogegen Reisch sich aber klar verwehrt, sind Worte und Beschreibungen einer Rackete, der österreichische Ministerpräsident Sebastian Kurz, sei ein „Öko-Faschist“, oder wie ein Mitglied und Kapitän bei Lifeline twitterte, Sebastian Kurz sei ein „Baby-Hitler“. Mit der Lifeline hat Reisch deshalb gebrochen. Er will sich seine Reputation nicht kaputtmachen lassen.

Man kann sagen, Reisch ist ein Idealist, während die SeaWatch-Skipper und andere „Seenotretter“ eher radikal-chic-Ideologen sind. Reisch selbst wirkt auch eher wie einer, der jederzeit einen Motorschaden an Bord beheben kann.

Zudem hat Reisch nun seine Erlebnisse in einem Buch verarbeitet, „Das Meer der Tränen“, klingt zwar ein bisschen pathetisch, aber es stimmt ja: Viel zu viele Menschen sind im Mittelmeer bereits ertrunken.

Und obwohl Reisch also mit linksradikaler Agitation nichts zu tun haben möchte, widersprach er dennoch der Ansicht des Österreichers Sebastian Kurz, dass mehr Seenotretter, ob private oder auch staatliche, tatsächlich mehr Todesopfer bedeuten würden.

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Jüngst erst konnte zum Beispiel Matteo Salvini belegen, dass zu Zeiten der „Porti chiusi“, der geschlossenen Häfen, eindeutig viel weniger Schlauchboote übersetzten, und dadurch auch weniger Menschen starben auf offener See. Kaum galten die Häfen wieder als sperrangelweit offen, setzten mehr „Schlauchboote chinesischer Herkunft“, von Libyen über, und die Seenotretter griffen die „Gestrandeten“ und Schiffsbrüchigen auf. Schon gab es wieder Tote, weil Boote kenterten.

Nein, Reisch, auch hier anders als Carola Rackete, möchte die Fluchtursachen politisch bekämpft wissen, am besten in Afrika.

Rackete dagegen, wir erinnern, möchte offenbar lieber so viele Menschen wie möglich nach Europa bringen, um, so ihre Logik, unser aller „Kolonialschuld“ abzuarbeiten. Außerdem seien laut der deutschen Ex-Kapitänin viele Klimaflüchtlinge darunter. Spricht man allerdings mit Migranten, hört man diesen Grund nie.

Claus-Peter Reisch weiß einiges zu erzählen, auch wenn er kein großer Redner ist und eher unsicher wirkt, aber ihm gegenüber unterdrückt Moderator Lanz seine latent besserwisserische und politisierende Art, wie noch kurz davor bei den anderen Gästen zum Thema Organspende.

Reisch gibt indirekt zu, dass die Schleuser und Schlepper, die ja nie auf den großen blauen Schlauchbooten dabei sind, die Boote und Passagiere nur notdürftig und mit wenig Benzin, ausstatten. Oft ist es gar nur ein Benzin-Wasser-Gemisch. Bis nach Italien bräuchte man fast 400 Liter, und die Boote tuckern nur mit 40 PS. Solche Schlauchboote wären auch so immens lange unterwegs, mit knapp 50 Liter eines stinkenden Gemischs, würde das Boot schon bald führungs- und orientierungslos umher dümpeln, je nach Wind, und aus welcher Richtung. Kein Steuer, und selten mit einem Kompass, und wenn doch, dann eine Art Minikompass aus dem Kaugummiautomaten.

Ganz klar spekulieren die Schleuser in Libyen auf die internationalen NGO-Schiffe, die schon bald für die Rettung, und noch wichtiger, für die Überfahrt nach Europa sorgen. Es muss Sizilien oder Malta sein. Dafür wurden ja die Gelder entrichtet.

Neu sind die Storys nicht, die Reisch da erzählt, interessant aber, wie sich der stille Bayer von den linken und radikalen Weltenretter auf dem Meer distanzieren will. Das macht er deutlich. Reisch ist, das merkt man, mit sich im Reinen, er muss sich nichts mehr beweisen. Er wirkt vielleicht ein bisschen müde. Es reicht jetzt.

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