Tichys Einblick
nicht die einzige Messertat an einem Tag

Brokstedt, Essen, Algeciras: Messertaten erschüttern Deutschland und Europa

Die Messertat eines angeblich verwirrten Arabers aus dem Gazastreifen ist das bislang schwerste Gewaltverbrechen in einem Zug in Schleswig-Holstein. Die Politik gibt sich alarmiert und bleibt doch eigentlich sprachlos über Ursachen und Schlüsse, die für viele Bürger auf der Hand liegen.

IMAGO / U. J. Alexander

Nach dem Angriff auf Insassen einer Regionalbahn bei Brokstedt in Schleswig-Holstein hat die Polizei die zunächst unbekannten Identitäten der zwei getöteten Personen „zweifelsfrei“ festgestellt. Es handele sich um eine 16-Jährige und um ihren 19-jährigen Bekannten, beide stammten aus Schleswig-Holstein, wie die Polizeidirektion Itzehoe am Donnerstag mitteilte. Die genaue Zahl der weiteren Geschädigten befinde sich weiterhin in der Klärung, ebenso ihr Alter, ihre Herkunft und die Schwere der Verletzungen.

Der Beschuldigte selbst befindet sich demnach nicht mehr in ärztlicher Behandlung, sondern im Gewahrsam der Polizei. Voraussichtlich am Donnerstagnachmittag werde seine Vorführung vor dem Amtsgericht Itzehoe stattfinden. Die Hintergründe der Tat seien weiterhin unbekannt, so die Polizei. Was ist bisher über den Tathergang bekannt?

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Es geschah wieder einmal am Allerweltsort Zug, im Regionalexpress 70 auf dem Weg von Kiel nach Hamburg, kurz vor 15 Uhr. Der Zug steht gerade im Bahnhof Brokstedt, da zieht der Täter ein Messer und sticht wahllos auf die Reisenden ein. Mindestens sechs werden verletzt, drei davon laut Mopo in schwerster Weise, zwei sterben laut einem Sprecher der Bundespolizei. Die Schwerverletzten wurden in drei verschiedene Krankenhäuser in Neumünster, Elmshorn und Hamburg gebracht. Die Sperrung des Tatorts führte zu Zugausfällen zwischen Hamburg und Kiel.

Laut Augenzeugenberichten brach während der Tat Panik im Zug aus, die Passagiere bewarfen den Täter mit Koffern. Später fanden sich über den ganzen Zug verteilt Blutspuren, wie ein Augenzeuge berichtet, der die vier bis sechs Wagen durchsuchte. Nachdem der Zug wieder zum Halten kam, hielten Zeugen den Verdächtigen am Bahnhof fest. Insgesamt waren rund 120 Passagiere im Zug, die Polizei befragte 70 Zeugen in der Bahnhofskneipe „Bürgerstuben“. Neun Rettungswagen und drei Notärzte sowie ein Rettungshubschrauber aus Hamburg waren im Einsatz, außerdem Seelsorger.

Der Tatverdächtige ist 33 Jahre alt und ein staatenloser „Palästinenser“ namens Ibrahim A. Er fiel bereits durch mehrere Gewalt- und Betrugsdelikte auf, saß noch vor einer knappen Woche in Untersuchungshaft. Auch der Täter ist verletzt – unter anderem an den Händen – und wurde ins Krankenhaus von Neumünster gebracht, wo er von Polizisten bewacht wird. Bei seiner Festnahme habe er einen stark verwirrten Eindruck gemacht. Eine Mutter, deren 18-jährige Tochter die Tat aus nächster Nähe erleben musste, fragte laut Welt: „Was sind das für Menschen, die so etwas machen?“

Als Ausweispapier trug der Mann eine Fiktionsbescheinigung bei sich. Das ist eine vorläufige Aufenthaltsgenehmigung, ein Provisorium, das auch vergeben wird, wenn Behörden nicht mit ihrer Arbeit hinterherkommen, oder nach einer illegalen Einreise. Ibrahm A. soll 2014 nach Deutschland gekommen sein und 2016 subsidiären Schutz in Schleswig-Holstein erhalten haben. Laut Sicherheitskreisen handelt es sich nicht um einen Gefährder, so eine erste Einschätzung. Laut einigen Presseberichten stammt er aus dem Gazastreifen.

Die Innenministerin von Schleswig-Holstein, Sabine Sütterlin-Waack (CDU), sprach von einer „entsetzlichen Tat gegen jede Menschlichkeit“: „Es ist ganz furchtbar. Wir sind ganz erschrocken und entsetzt, dass so etwas passiert ist.“ In Gedanken sei sie bei den Familien und Angehörigen der Opfer – so lauten die Leerformeln, die bei solchen Gelegenheiten vom politischen Personal in hilfloser Weise frequentiert werden. Etwa von dieser Qualität war auch die Wortmeldung von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). Doch von einem Täter weit und breit keine Spur … ein subjektloser „Messerangriff“ muss reichen. Das war vielen zu floskelhaft.

CDU-Ministerpräsident Daniel Günther sagte, er habe die Nachricht „mit tiefer Trauer und Bestürzung auch selbst aufgenommen“. Laut Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen ist es das bisher schwerste Gewaltverbrechen in einem Zug in Schleswig-Holstein. Die Deutsche Bahn, die sicher am wenigsten für das Verbrechen kann, teilte vergleichsweise stilvoll mit: „Den Angehörigen der Opfer gehört unser tiefes Mitgefühl. Den Verletzten wünschen wir eine baldige und vollständige Genesung.“

Die „Hintergründe der Tat“ werden nun – so wieder der Politikerchor – „mit Hochdruck aufgeklärt“. Dazu kann natürlich nichts bekannt sein bei einem „verwirrten“ Einzeltäter. Und weil das so ist, wird man wieder viel über eben diese Verwirrung sprechen, und dabei vergessen, dass ähnliche Taten sich in letzter Zeit in unguter und furchtbarer Weise häufen.

Es war nicht die einzige Messertat an diesem Tag

In der Tat war das nicht die einzige Messertat an diesem 25. Januar 2023. An einem Tag kam es zu vier Todesfällen und zahlreichen Verletzten. In Essen tötete ein dunkelhaariger Mann (34) mit deutscher Staatsbürgerschaft seine türkische Schwiegermutter. Rettungskräfte kämpften um das Leben der 50-Jährigen. Im südspanischen Algeciras wurde ein Kirchendiener von einem Angreifer mit einer Machete getötet. In mindestens zwei Kirchen wurden weitere Menschen verletzt, wie spanische Medien mit Verweis auf die Polizei berichteten. Der Mann sei mit dem Ruf „für Allah“ in die Kirche San Isidro eingedrungen und habe die Menschen aufgefordert, sich zum Islam zu bekennen.

Am Vortag (24. Januar) wurden drei Männer in einem Wohnheim in der Ravensburger Florianstraße mit einem Messer verletzt. Eine knappe Woche zuvor (am 19. Januar) irrte ein „verwirrt wirkender“ 33-Jähriger mit einer Schreckschusspistole und einem Messer durch das Rathaus im niedersächsischen Gifhorn. Der Mann ließ sich ohne Widerstand festnehmen. Es gab allerdings eine einschlägige Vorverurteilung, Diebstahl mit Waffeneinsatz. Daher erging Haftbefehl.

Am 11. Januar griff in Freiburg ein 63-jähriger Mann zwei Frauen mit einem Messer an und tötete eine der beiden (30). Am selben Tag wurde in Ibbenbüren eine 55-jährige Lehrerin von einem 17-jährigen verhaltensauffälligen Schüler erstochen, der kurz davor einen Schulverweis erhalten hatte. Außerdem wurden am selben Tag – anderes Land – am Pariser Gare du Nord sechs Menschen durch einen Angreifer mit Messer verletzt (TE berichtete). Auch hier gab es keine Hinweise auf einen „extremistischen Hintergrund“.

NDR spricht von „einem Mann“ – Faeser tweetet in Safe-Space

Kriminelle Gewalttaten haben nicht immer notwendig einen extremistischen Hintergrund. Aber in Fällen, in denen junge (oder auch ältere) Männer sich ermächtigt fühlen, sich mit Messern an Unschuldigen abzureagieren, muss auch von ihrem kulturellen Hintergrund gesprochen werden – und das ist in den meisten berichteten Fällen der Islam.

Der NDR hat in seiner Berichterstattung auf die Herkunftsnennung verzichtet und spricht stattdessen von „einem Mann“. Die Herkunft des Täters sei „für den Bericht nicht relevant“ und führe „zu einer diskriminierenden Verallgemeinerung oder zu Fehlinterpretationen“. Statt zu informieren, maßregelt der öffentlich-rechtliche Rundfunk den Bürger.

Ein Twitter-Nutzer meinte, dass es sich sehr wohl um einen „Gefährder“ handele in dem Moment, wo ein Täter in dieser Weise mehrfach auffällig wird. Zahlreiche Nutzer fordern die Abschiebung krimineller Migranten.

Daneben wird auch die Begrenzung des aktuellen Zuzugs verlangt.

Viele Nutzer kritisieren daneben, dass die Bundesinnenministerin inzwischen offenbar geschützte Tweets absetzt, auf die man nicht direkt antworten kann.

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