Tichys Einblick
Multiple Identitäten

Bei Sahra auf dem Gepäckträger

Shams Ul-Haq zog los zum ultimativen Test: Dortmund, Unna, Bremen, Karlsruhe, schnell waren vier Identitäten registriert. Erst in München funktionierte das Fingerabdrucksystem tatsächlich. Merkels Auskunft ist also falsch.

Die Grippe- und Erkältungswelle hält weiter an. Wer bisher verschont blieb, der liegt nun flach, während früher Betroffene schon den zweiten Durchgang durchleiden, weil zu früh aufgestanden oder zu früh wieder mit Sport begonnen. So auch die graue Eminenz der Kolumnisten der taz, Friedrich Küppersbusch.

Kennen Sie den überhaupt noch? Der war im WDR mal auf ZAK und der hatte die Grippe nun doppelt. In seiner aktuellen Kolumne befindet er, Deniz Yücel ist „Böhmermann ohne Vollkaskoversicherung“ und erinnert daran, das Jürgen Trittin den „Deutschtürken“ mal des „Schweinejournalismus“ bezichtigt und Thilo Sarrazin 20.000 Euro Schmerzensgeld von Yücel erstritten hatte. Unzufrieden ist Küppersbusch trotzdem, die Welle der Solidarität bliebe „deutlich hinter dem Kampf für das Menschenrecht auf Ziegenfickergedichte zurück“.

Im Briefkasten heute die Gratiszeitung der Partei Die Linke im Bundestag. Die heißt clara. Mit Punkt hinter clara. Ein Nelkenstrauß linker Themen inklusive Interview mit Sahra Wagenknecht.

Also schauen wir mal, was die Spitzenkandidatin in ihrer Hauspostille zu erzählen hat: AfD, Trump, Frankreich Holland: „All das sind Symptome einer tiefen Krise des heutigen Kapitalismus.“ Na gut, das ist der große Bogen, die Meta-Ebene der Linken. Sahra Wagenknecht hatte sich ja jüngst noch in Realpolitik versucht, ist aber mit ihrer Kritik an der „Flüchtlingspolitik“ der Kanzlerin sogar in den eigenen Reihen übel angeeckt.

Nun also back to the roots. „Wir sind die soziale Protestpartei!“, erklärt sie. Den Job will ihr nun allerdings der „gemeinsam“-Schulz der SPD streitig machen. Und dann verrät uns Sahra noch, was sie im Wahlkampf für die persönliche Fitness tut: Radfahren. „…gerne über 100 Kilometer am Tag“. Das ist amtlich. Das ist immerhin die Strecke Braunschweig-Hannover und fast wieder zurück.

„Ich glaube, das Fahrradfahren hat mehr für die Emanzipation der Frauen getan als alles andere. Es gibt Frauen ein Gefühl der Freiheit und der Selbstbestimmtheit.“ (Susan B. Anthony, US-amerikanische Frauenrechtlerin, 1820 – 1906)

Was macht die Konkurrenz im gepanzerten Dienstwagen? Die bekommt mit 57 die dritte Tochter. Nun wollen wir es dem Interimsaußenminister gerne gönnen. Aber wer selber Kinder hat, der macht sich Gedanken: Was bedeutet das eigentlich für ein Kind, wenn der Vater zuerst beruflich kaum Zeit hat, schließlich kann man so eine Posten nicht halbtags erledigen (oder doch?) und anschließend am Stock geht oder die durchschnittliche Lebenserwartung schon am Horizont sichtbar wird?

Wenn man heute schon weiß, dass man sich mit etwas Glück noch zum Abi-Ball der Tochter schleppen kann, schön ist das kaum. Und für potentielle Enkel, die ohne Opa aufwachsen, noch weniger. Nun gut, wollen wir der Familie das Beste wünschen und dem Oberhaupt ein gesegnetes Alter. Und wer nicht Radfahren mag: Schwimmen gehen könnte helfen.

Aber bitte nicht machen, was Lindsay Blackstock, Hauptautorin einer gerade im American Chemical Society Journal veröffentlichten Studie dem Guardian erzählte. Blackstock hat sich nämlich mit dem Urin-Gehalt in Schwimmbädern beschäftigt und Erschreckendes festgestellt: In einem durchschnittlich großen Schwimmbecken befinden sich 75 Liter Urin. Nebenerkenntnis: Chlor ist eigentlich geruchlos. Riecht man trotzdem, was man für Chlorgeruch hält, sind das bereits durch die Mischung mit Harnstoffen entstandene Chloramine. Will man das wissen? Nein.

Enden wir beim Focus, der berichtet von einem erstaunlichen Marathon eines ihrer Rechercheure names Shams Ul-Haq. Der überführte die Kanzlerin gerade einer Fake-News. Oder einfacher: Der Unwahrheit. Die hatte nämlich geantwortet auf die Frage, ob sich Asylbewerber in Deutschland noch doppelt und dreifach registrieren lassen könnten: „Wir haben die Fingerabdrücke, wir haben das Kerndatensystem. Das ist nicht mehr möglich.“

Also Shams Ul-Haq zog ein zweites Mal los, um den ultimativen Test zu machen, wie er es schon 2015 erfolgreich schaffte, so nun leider auch 2017. Dortmund, Unna, Bremen, Karlsruhe, schnell waren vier Identitäten registriert. Erst in Bayern war Schluss. In München hat das Fingerabdrucksystem tatsächlich funktioniert. Seehofer macht dicht.

Erschreckendes Fazit des Selbsttests: Neun von zehn Ausländerbehörden sind nicht in der Lage, Fingerabdrücke zu nehmen. Wer also einen guten Maskenbildner hat oder per Geburt südländisch ausschaut, wer gut zu Fuß ist oder an einem Tag sogar noch mehr als einhundert Kilometer mit dem Fahrrad schafft, hat also immer noch gute Chancen, etliche Euro extra abzugreifen. Mit etwas Geschick schafft er es so auf vier oder fünf offiziell von der Bundesrepublik bestätigte Nationalitäten. Multi-Kulti als multiple Identitäten.