Tichys Einblick
Nach wochenlangem Schweigen

Bedford-Strohm gegen die Antifa-Flagge – aber nicht gegen die Antifa auf seinem Schiff

Der EKD-Ratsvorsitzende sieht die Antifa-Flagge auf der von ihm unterstützten Sea-Watch-4 offenbar nur als störendes Etikett. Mit der Mannschaft, die die Flagge hisste, scheint er kein Problem zu haben.

IMAGO / photothek

Kleine Kinder neigen mitunter dazu, sich einfach die Augen zuzuhalten, wenn sie bei einer Untat erwischt wurden. Sie tun das im falschen Glauben, sie wären damit einfach von der Bildfläche verschwunden. Bei Erwachsenen ist so etwas viel seltener zu beobachten. Ausgerechnet der Noch-Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat es jetzt mit diesem Versteckspiel versucht: Bischof Heinrich Bedford-Strohm ist am Mittwoch offenbar zu der Überzeugung gelangt, dass es ausreichend wäre, die Antifa-Fahne vom Mast seines Schiffes Sea-Watch-4 zu nehmen – und schon wäre die so genannte Seenotrettung vor der Küste Libyens keine linksideologische Veranstaltung mehr von Extremisten.

Bedford-Strohms Seenotrettungsschiff
Sea-Watch-4 hisst Antifa-Flagge
Was war passiert? TE hatte Anfang April nach einer aufwendigen Recherche rund um die Echtheit einer Aufnahme eines auf Bedford-Strohms Initiative mit Spendengeld finanzierten Schiffes der Nichtregierungsorganisation (NGO) Sea-Watch die EKD, den Bischof und die NGO selbst in mehreren Presseanfragen mit der Flagge der extremistischen Antifa am Bug der Sea-Watch-4 konfrontiert. Daraufhin sind die so genannten Seenotretter in die Offensive gegangen und hissten die Fahne des Extremismus und der Gewaltbereitschaft noch sichtbarer am Mast des Schiffs und veröffentlichten diesen Sachverhalt trotzig via Twitter.

Damit allerdings war der Initiator dieser Antifa-zur-See nicht aus dem Schneider: Heinrich Bedford-Strohm und die EKD brauchten fast zwei Wochen, um sich zu distanzieren und die Entfernung der Fahne zu fordern: Viele Pressenachfragen blieben unbeantwortet, was für die EKD als Oberorganisation der evangelischen Amtskirche noch einmal bemerkenswerter ist als für die Nichtregierungsorganisation Sea-Watch/Antifa.

Bedford-Strohm teilte also schließlich gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit: „Ich würde es ausdrücklich begrüßen, wenn die Flagge alsbald eingeholt wird, da die Diskussion darum das eigentliche Anliegen der Seenotretter zunehmend unsichtbar macht.

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Das allerdings ist erstaunlich. Die Fahne belegt schließlich nur den offensichtlich extremistischen Hintergrund der Mannschaft des Schiffes. An der aber hat Bedford-Strohm offenbar nichts auszusetzen. Offenbar meint er, es genüge, das Etikett abzureißen, statt sich mit dem Inhalt zu beschäftigen.

Nein, jetzt müssen die EKD und ihr Ratsvorsitzender restlose Aufklärung betreiben. Auch darüber, in wie weit es dem Bischoff selbst bekannt gewesen ist, wer da in seinem Namen und mit seinem Segen in See sticht – schließlich war Bedford-Strohm selbst schon viel früher an Bord der Sea-Watch-3 und ließ sich dabei medienwirksam begleiten. Danach ergriff er dann 2019 die Initiative zur Gründung des Vereins „United4Rescue“, der Spenden sammelte und die Sea-Watch-4 erwarb, um selbst mitzumischen bei der sogenannten Seenotrettung, die mit Zunahme der Zahl der NGO-Schiffe leider auch immer mehr Migranten motiviert und vor allem deren Schlepper mobilisiert. Ja, die Hoffnung, nach Europa zu gelangen bzw. in die deutschen Sozialsysteme, kann tödlich enden. Und diese Schiffe fördern diese Hoffnung vielfach.

Die Fahne runter, das ist nicht ausreichend. Zumal TE-Recherchen ergaben, dass auch der Kapitän von zwei weiteren dieser NGO-Schiffe nicht nur im Antifa-T-Shirt an Bord für Fotografen posierte, sondern in Deutschland auf mindestens einer Veranstaltung der Antifa über die Arbeit der Antifa-zur-See berichtet. Ebenfalls erwähnt werden sollte hier, dass eine Reihe weiterer NGOs in Italien im Zusammenhang mit dieser so genannten Seenotrettung angeklagt sind. Unter anderem auch der besagte Kapitän im Antifa-T-Shirt und Auftritt bei der Antifa-Veranstaltung in Deutschland. Wurden dort womöglich weitere Crew-Mitglieder rekrutiert? Diese Frage zum Beispiel stellt sich. Doch ausreichenden Antworten sind von Sea-Watch oder der EKD nicht zu hören.

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Fast zwei Wochen lang hatte der EKD-Chef geschwiegen, aber die Anwürfe gegen ihn und seine Organisation wurden immer lauter, als zuerst Abgeordnete der AfD des Deutschen Bundestages und später mehrere der CDU von ihm Aufklärung verlangten. Der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Mathias Middelberg, beispielsweise erklärte gegenüber der Welt, es ließe tief blicken, „dass die Flagge der Antifa ausgerechnet auf der aus kirchlichen Spendengeldern finanzierten „Sea-Watch-4“ angebracht ist.“

Heinrich Bedford-Strohm sagte wieder gegenüber dem evangelischen Pressedienst: „Als EKD haben wir eine glasklare Position für den Schutz von Menschenleben und für Gewaltfreiheit. Wo Menschen unter dem Label des Antifaschismus Gewalt anwenden oder dazu aufrufen, macht mich das zornig. Mit wirklichem Antifaschismus hat das für mich nichts zu tun.“

Aber kann und muss der Bischof nicht gewusst haben, wer da auf seinem Schiff fährt und sein Schiff steuert? Wie glaubwürdig ist diese Aussage des Kirchenmannes? Schon Anfang 2020 hatte der ehemalige Kapitän eines dieser Schiffe vor der libyschen Küste über den extremistischen Hintergrund einer weiteren dieser NGOs berichtet.

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Kapitän Claus-Peter Reisch hatte mit der deutschen NGO Mission Lifeline gebrochen und politische Agitation und Aussagen beklagt, mit denen er sich nicht gemein machen wolle: „Vieles ist mir zu linksradikal.“ Da ist es dann nur noch eine Randnotiz, dass das Portal sonntag-sachsen.de seinen Bericht über den Wunsch Bedford-Strohms, die Antifa-Flagge auf der Sea-Watch-4 einzuholen, versehentlich oder gar absichtlich mit einem Foto der Mission Lifeline veröffentlicht und dieses Schiff sogar in der Bildunterschrift benennt.

Nein, die Aufforderung des Bischofs, die Antifa-Flagge vom Mast zu holen, wäre nur ein Etiketten-Schwindel, falls dieser Geste keine bedingungslose Aufklärung folgt. Gerade sind wieder dutzende Menschen vor der libyschen Küste ertrunken, weil sie von skrupellosen Schleppern in maroden Schlauchbooten zu den NGO-Schiffen geschickt wurden.

In Italien wird gerade fast zwei dutzend Crew-Mitgliedern von NGO-Schiffen der Prozess gemacht – unter anderem wegen des Verdachtes auf Zusammenarbeit mit den libyschen Schleppern. Unter den Angeklagten auch ein deutscher Antifa-Kapitän (Iuventus/ Mare Liberum). Wenn sich Bedford-Strohm mit dem beschäftigt hat, was er da initiert hat, wird dem Bischof auch dieser Prozess nicht entgangen sein, wie sicher viele weitere düstere Aspekte rund um die so genannte Seenotrettung.

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