Tichys Einblick
Wirtschaftsjournalismus tickt grüner

Wirtschaftsjournalisten mögen Habeck lieber als Laschet und Scholz

Nicht nur Politik-, sondern auch Wirtschaftsjournalisten sind dem Grünen-Chef zugetan. Zwar wünschten sie sich eher Söder oder Merz als Kanzler, aber Habeck kommt gleich danach und liegt in ihrer Wertschätzung deutlich vor Laschet und Scholz. Die Grünen sind bei ihnen beliebter als die FDP.

imago Images/Sven Simon

Traditionell waren Wirtschaftsjournalisten in den meisten Redaktionen deutlich liberal-konservativer als ihre Kollegen im Politik-Ressort. Aber offenbar grassiert auch unter ersteren die branchenübliche Habeck-Manie. 17 Prozent von 165 deutschen Wirtschaftsjournalisten, die das Umfrageinstitut Dr. Doeblin befragte, nannten den Bundesvorsitzenden von Bündnis90/Grüne als ihren Wunschkandidaten für die Nachfolge von Angela Merkel als Bundeskanzler. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) – ebenso wie Habeck kein dezidierter Wirtschaftspolitiker – landete mit 24 % als Wunschkandidat auf Platz Eins. Der konservativ-liberale Wirtschaftspolitiker und frühere Unionsfraktionschef Friedrich Merz ist überraschenderweise nur für 21 % die erste Wahl.

Nur jeweils sieben Prozent wünschen sich den nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet (CDU) oder Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) als Bundeskanzler. 16 Prozent der Befragten bevorzugen keinen der genannten Politiker. 8 Prozent wollen sich in keiner Richtung festlegen.

Bei der Frage, welche Institutionen „konstruktive und qualifizierte Lösungsbeiträge zur Stärkung des Wirtschaftsstandortes Deutschland“ geleistet haben, benennen fast zwei Drittel der Wirtschaftsjournalisten die Bundesregierung. Gegenüber Dezember 2019 stellt dies einen erheblichen Zuwachs von 22 Prozent dar.

Grüne bei Wirtschaftsjournalisten beliebter als FDP

Während knapp die Hälfte der Wirtschaftsjournalisten die CDU/CSU- Bundestagsfraktion für ihre Beiträge lobt – das Ergebnis ist eine leichte Verbes- serung gegenüber Dezember 2019 –, kann die SPD den Journalisten ihre wirt- schaftspolitische Kompetenz in der Großen Koalition nicht vermitteln. Nur noch 18 Prozent der Wirtschaftsjournalisten – gegenüber 25 Prozent im Dezember 2019 – würdigen die Beiträge der SPD zur Stärkung des Wirtschaftsstandortes Deutschland.

Die Grünen überholen im Ansehen bei Wirtschaftsjournalisten mittlerweile die als Wirtschaftspartei geltende FDP. Nur 25 Prozent (nach 33 Prozent im Dezember 2019) sind von den Lösungsvorschlägen der Liberalen in einem ihrer Schwerpunktthemen beeindruckt. Dagegen sind es bei Bündnis 90/Grüne gleichbleibend 28 Prozent. Ausgerechnet die Grünen genießen also bei Wirtschaftsjournalisten nach der Bundesregierung und der CDU/CSU-Fraktion das höchste Ansehen für ihre Wirtschaftskompetenz.

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