Tichys Einblick
Inflation

Bis zu 40 Euro Ersparnis pro Tankfüllung: In diesen Nachbarländern ist Benzin deutlich günstiger

Energieverbrauch wird in Deutschland immer mehr zum teuren Luxus. Viele Autofahrer zieht es darum in die Nachbarländer. Wo sich Tanken besonders lohnt – und was Grenzgänger beachten sollten.

Hochbetrieb durch deutsche Fahrzeuge an einer Tankstelle in Slubice (Polen), Oktober 2021

IMAGO / Winfried Mausolf

Die Liste der Steuern auf Sprit ist lang: Mehrwertsteuer, Energiesteuer, Erdölbevorratungsabgabe und CO2-Steuer fallen unter anderem an. Laut dem Portal Statista fließen rund 54 Prozent des Benzinpreises an den Staat. Dazu kommt die EZB-Geldschöpfung, die auch die Spritpreise nach oben schießen lässt. Allein im vergangenen Jahr verteuerte sich Benzin laut Statistischem Bundesamt um 22 Prozent, Diesel sogar um 24 Prozent. Für immer mehr Bürger wird das Heizen, der Strom oder auch das Tanken schlicht unbezahlbar.

Das führt zu etwas, was eigentlich nicht im Sinne der Klimaschützer sein dürfte: Viele Autofahrer in grenznahen Regionen nehmen Umwege in Kauf, um günstiger im Ausland zu tanken. In Tschechien, Polen, Österreich und Luxemburg sind die Preise teils deutlich geringer. Etwa sparen Autofahrer an polnischen Tankstellen zwischen 25 und 38 Prozent pro Liter Sprit – abhängig von der Sorte. Die polnische Regierung hat erst zum Februar die Mehrwertsteuer auf Sprit von 23 auf 8 Prozent gesenkt. Auch eine Fahrt nach Österreich, Tschechien oder Luxemburg kann sich lohnen – je nach Entfernung zur Tankstelle.

Polen

Laut ADAC kostet ein Liter Diesel im Schnitt 1,17 Euro (Stand: 16. Februar). Super E10 liegt bei 1,16 Euro und Super Plus bei 1,21 Euro. Geht man von einem Kleinwagen aus mit einem 40-Liter-Tank und einer Restfüllung von 5 Litern, beträgt die Ersparnis bei Diesel bereits 15,05 Euro. Autofahrer dürfen außerdem bis zu 20 Liter in einem Reservekanister nach Deutschland einführen – steuerfrei. Rechnet man diese 20 Liter mit ein, spart ein Grenzgänger bereits 23,65 Euro. Bei Super E10 (28,05 Euro) und Super Plus (40,15 Euro) bleibt sogar noch mehr übrig. Wer einen 60- oder 65-Liter-Tank hat, spart nochmals mehr.

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Die Fahrt nach Polen dürfte sich sogar für längere Strecken lohnen: Selbst bei einem Hin- und Rückweg von je zehn Kilometern läge die Ersparnis bei einem Diesel-Kleinwagen noch immer bei 17,65 Euro (Annahme: Fahrtkosten von 30 Cent pro Kilometer). Einziges Hindernis: Nichtgeimpfte brauchen selbst bei der Durchreise einen negativen Antigen- oder PCR-Test in englischer oder polnischer Sprache, schreibt das Auswärtige Amt. Der Genesenenstatus ist in Polen sechs Monate gültig.
Österreich

In der Alpenrepublik ist Sprit teurer als in Polen. Außerdem dürfen Autofahrer laut ADAC bloß 10 Liter in einem Reservekanister im Auto mitführen. Die Ersparnis ist entsprechend geringer: Ein Kleinwagenfahrer, der 35 Liter tankt und zusätzlich 10 Liter im Kanister mitnimmt, würde im Falle von Diesel 7,20 Euro sparen. Bei Super E10 (12,10 Euro) und Super Plus (17,05 Euro) wäre es etwas mehr. Das lohnt sich also bloß für Fahrer, die relativ nahe an der Grenze wohnen. Wer einen 60-Liter-Tank hat, ist schon eher im Vorteil. Den 10-Liter-Kanister eingerechnet, beträgt die Ersparnis bei Diesel 12 Euro, bei Super E10 16,50 Euro und bei Super Plus 23,25 Euro.

In Österreich gilt derzeit 2G+ für Einreisende. Die Durchreise ohne Zwischenstopps sei aber ohne Einschränkungen möglich, schreibt das Auswärtige Amt. Ausnahmen für einen Toilettenbesuch und kurzes Tanken werden in der Regel aber geduldet, berichtet der ADAC. Außerdem seien Transitreisende von der Testpflicht ausgenommen.

Tschechien

In Tschechien liegen die Preise laut ADAC ziemlich genau auf dem österreichischen Niveau. Autofahrer dürfen wie in Österreich 10 Liter in einem Reservekanister mitführen. Generell gilt für die Einreise die 3G-Regel. Die Durchreise ist ohne 3G-Nachweis für Staatsangehörige eines EU-Staats oder für Drittstaatler mit gültiger Aufenthaltserlaubnis in Deutschland erlaubt – allerdings bloß für Zwischenstopps zum Tanken oder Umsteigen.

Luxemburg

Laut ADAC sind die Spritpreise in Luxemburg bloß leicht niedriger als in Deutschland. Außerdem sei es verboten, einen Reservekanister im Auto zu haben. Das drückt die Ersparnis bei einer Tankmenge von 35 Litern bei Diesel (3,50 Euro), Super E10 (4,20 Euro) und Super Plus (10,15 Euro) nach unten. Wirklich lohnen dürfte sich die Fahrt bloß für alle, die sehr nahe an einer luxemburgischen Tankstelle wohnen.

Generell dürfen Autofahrer 20 Liter Sprit energiesteuerfrei nach Deutschland einführen. Grundsätzlich darf man 60 Liter Sprit in einem Reservekanister mitführen. Der Kanister brauche eine UN- oder eine RKK-Zulassung, bestätigt der ADAC auf Nachfrage. Entsprechende Kanister lassen sich günstig im Handel erwerben.

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