Tichys Einblick
Der Ausstieg bei Porsche/VW hat sicher nicht nur familiäre Gründe

Ferdinand Piëch: Was hat „der Alte“ vor?

Was hat der Porsche-Enkel vor? Warum steigt er ausgerechnet jetzt aus, wo doch der VW-Konzern – wie die gesamte Autobranche – wieder glänzende Geschäfte macht?

Vielleicht weiß der alte Fuchs doch mehr als wir alle: Ferdinand K. Piëchs Trennung von Porsche/Volkswagen ist eine Zäsur – nicht nur für die beteiligten Unternehmen. Sie lässt viele Fragen offen: Was hat der Porsche-Enkel vor? Warum steigt er ausgerechnet jetzt aus, wo doch der VW-Konzern – wie die gesamte Autobranche – wieder glänzende Geschäfte macht?

Der Zeitpunkt dürfte wenig mit den familiären Spannungen zu tun haben. Piëch hat die Auseinandersetzung mit der Familie nie gescheut und sich am Ende stets durchgesetzt. Der Ausstieg kommt aus anderem Grund zum richtigen Moment. Denn die Rekordzahlen der Autobauer und die Renaissance von VW vernebeln den Blick auf eine eher trübe Zukunft. Die etablierten Hersteller stehen vor einer ganzen Reihe kaum zu lösender Aufgaben. Die Politik erhöht stetig den Druck, CO2 und andere Schadstoffe zu reduzieren und auf absehbare Zeit nur noch Fahrzeuge zu produzieren, die von Luft und Liebe angetrieben werden, also auf fossile Treibstoffe verzichten. Die Strategie der Autobauer, bis zum Durchbruch der Elektromobilität vor allem mit sparsamen Dieselmotoren den CO2-Ausstoß zu reduzieren, löst sich gerade in Luft auf. Gleichzeitig weiß noch kein Autohersteller, wie mit Elektroautos Geld zu verdienen ist und die Beschäftigung in den Werken aufrecht erhalten werden kann.

Freiheit und Freiheiten
Werden autonome Autos auch geteilt? Oder biegt die US-Autoindustrie erneut falsch ab?
Die USA, wo der Umweltschutz derzeit keine Konjunktur hat, drohen sich abzuschotten. Und auch in China bekommen die westlichen Autobauer zunehmen Gegenwind. Dort hat der staatliche Zwang zu mehr Elektroautos zwar wenig mit Umweltschutz und viel mit Industriepolitik zu tun. Der Effekt ist aber der gleiche: Die Party der Autobranche neigt sich dem Ende. Zudem wollen Google, Apple und Uber einen Teil der Milliarden abgreifen, die Menschen in den Industrieländern für Mobilität ausgeben. Das sind im Durchschnitt gut 14 Prozent vom Haushaltseinkommen. Wer hier künftig das Geschäft macht, ist alles andere als sicher. Warum Piëch ausgerechnet jetzt seine Porsche/VW-Anteile verkauft, ist damit klar.

Es ist kaum anzunehmen, dass er die rund eine Milliarde Euro, die seine Anteile an der Porsche SE wert sind, in den Sparstrumpf steckt, um sie an seine vielen Kinder zu vererben. Er dürfte sie in Unternehmen oder Projekte investieren, die eine bessere Zukunft versprechen als das Auto von heute.

Wer Ferdinand Piëch in den vergangenen Monaten treffen konnte, berichtet, er rede noch immer gern vom Auto der Zukunft, von neuen Antrieben, besseren Motoren, leichteren Chassis. Dieses Thema liege ihm näher als die nun wirklich bemerkenswerte Vergangenheit seiner Karriere. Ferdinand Piëch schon abzuschreiben, könnte ein Fehler sein.

Auch wenn er am 17. April 80 wird und sich nie ganz von einer schweren Krankheit erholt hat, die ihn vor einigen Jahren ereilte. Im Kopf soll er noch immer topfit sein. Was wird er also mit dem vielen Geld machen, das ihm nun zur Verfügung steht? Das ist die Frage der Stunde. Man würde sie ihm gerne selbst stellen.