Tichys Einblick
CO2-Emissionen

Rechenfehler entlarvt: E-Auto ist weniger klimafreundlich als behauptet

Elektroautos sorgen für deutlich mehr CO2-Emissionen als angenommen. Deren Beitrag zum »Klimaschutz« werde zu hoch bewertet, rechnen jetzt Wissenschaftler vor; der Strom kommt eben nicht nur von Windrädern und Photovoltaikanlagen, sondern wesentlich aus Kohlekraftwerken.

Ladestation für Elektrofahrzeuge in Hilden

imago images / Cord

Einhundert Prozent Ökostrom verheißt die Werbung, »klimaneutral« solle man mit dem Elektroauto unterwegs sein, wird das grüne Gewissen beruhigt. Der Gipfel ist die Anrechnerei des Elektroautos mit tatsächlich »Null« CO2-Emissionen, so als ob aus den Stromnetzen nur noch reiner Strom aus Windrädern und Photovoltaik käme.

Vollends diese Milchmädchenrechnung entlarvt haben jetzt 171 Wissenschaftler mehrerer technischer Hochschulen. In einem Brief an die EU-Kommission versuchten sie, der das höhere Einmaleins der Integral- und Differentialrechnung beizubringen. In den Abschätzungen der EU sei einmal nicht berücksichtigt, dass die Kohle- und Gaskraftwerke mehr Strom produzieren müssten, um den steigenden Bedarf der Elektroautos zu bewältigen. Das wirke sich auch auf die CO2-Bilanzen aus. Weiterhin, so die Professoren darunter Maschinenbauer Thomas Koch vom KIT Karlsruhe, seien Rechenfehler in der Abschätzung gemacht worden. In Wirklichkeit würden die CO2-Emissionen 2030 doppelt so hoch sein wie von Brüssel bisher prognostiziert. Diese Prognosen wiederum sollen die Grundlage für die nächsten Vorschriften bilden.

Die bisherige Schönrechnerei der CO2-Bilanzen des Elektroautos ist Brüssel sehr wohl klar, hätte allerdings in einer konsequenten Anwendung das sofortige »Aus« auch der E-Autos bedeutet – politisch nicht durchsetzbar, zumindest nicht sofort.

Jetzt stehen die politisch bestimmten Auseinandersetzungen über die neuen CO2-Vorgaben an. Die sollen wieder verschärft werden.

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Die Autohersteller werden mit brachialer Gewalt zum Verkauf von E-Autos gezwungen. Bei jedem Verkauf eines »bösen« Verbrennerautos müssen sie eine Strafe bezahlen. Die verschwindet in den Kassen der EU. Verkauft ein Autohersteller ein »gutes« E-Auto, dann wird das mit 0 Gramm CO2 angerechnet. Das bedeutet für den Hersteller ein Plus bei den CO2-Rechenspielereien von 9000 Euro. Damit kann wiederum der Verkauf eines »hässlichen« Autos mit Verbrennerantrieb CO2-bilanziell aufgehübscht werden. Die Hersteller müssen auch dafür sorgen, dass die E-Autos gekauft werden.

Im Sommer will die EU die neuen Grenzwerte für CO2 vorlegen. Koch sagt, wenn der »Ökostrom« nicht mit Kohle-, Öl- oder Gaskraftwerken produziert werde, sondern mit Kernkraftwerken, sähe die Rechnung anders aus. Ebenso schlägt er synthetische Kraftstoffe vor. Die könnten CO2-neutral hergestellt werden. Während die EU argumentiert, dass der Strom mit dem Ausbau von Wind- und Photovoltaikanlagen »sauberer« werde, sagt Koch deutlich: Nein. Denn der Strombedarf werde noch mehr steigen, dann stimme die Rechnung überhaupt nicht mehr.

BMW-Chef Oliver Zipse sagte der Passauer Neuen Presse/Donaukurier: »Ein moderner Diesel ist klimafreundlicher als ein Elektrofahrzeug, das mit Kohlestrom geladen wird«. Er habe »große Sorge«, ob es genug Ökostrom geben werde. Einer der heftigsten Treiber der E-Motorisierung, VW-Chef Herbert Diess, betonte, dass er in Strom aus Kohle oder Öl keinen großen Sinn in der Umstellung auf E-Antriebe sehe.

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Der verkehrspolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, der frühere Daimler Automobilingenieur Dirk Spaniel, verweist auf den politischen Hintergrund, denn es wird gerade um die Anerkennung der Elektroautos auf die flotten Verbrauchswerte gerungen: »Jetzt kommt heraus, dass eine Verminderung des CO2 Ausstoßes mit den bisher gewählten Maßnahmen nicht machbar ist. So bleibt am Ende das eigentliche politische Ziel, eine Einschränkung oder ein Verbot des Individualverkehrs.«
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