Tichys Einblick
Branchenreport Automobilindustrie 

Lockdown bremst Auto-Markterholung in Deutschland aus

Im Februar 2021 wurden in Deutschland nur 194.300 Pkw neu zugelassen, 19 Prozent weniger als im Februar 2020. Dass Jahr kann trotzdem noch gut werden – wenn der Lockdown schnell endet.

IMAGO / Geisser

Wie bereits im letzten Marktbericht angekündigt, hat der deutsche Automobilmarkt im Februar alle – gedämpften – Erwartungen erfüllt: Er blieb infolge des anhaltenden Lockdown erneut schwach. 

Was kein Präjudiz für den kommenden Aufschwung sein wird. Der vorgelegte Stufenplan der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) für eine fortschreitende Lockerung nach eigenverantwortlichem Corona-Eindämmungs-Fortschritt lässt unverändert großen Spielraum für ein automobiles „best year“ 2021. Das gilt insbesondere für das wachsende Marktsegment der Elektroautos, und hier vor allem für elektrifizierten Plug-In Varianten (PHEV). 

Es bleibt also für Hersteller wie Handel als Folge des verlängerten Corona-Nachfragestaus die Vorfreude auf die kommende Kaufwelle. Nach Lage der Dinge setzt der Aufschwung im März mit Macht ein. Kaufkraft dafür als Folge der Corona-Zwangsersparnis in der Größenordnung von bis zu 200 Milliarden Euro ist auf den Konten der Konsumenten jedenfalls vorhanden. 

Automobilmarkt im Corona-Tief (Schaubild + Tabelle)
  • Im Februar wurden in Deutschland 194.300 Pkw neu zugelassen, 19 Prozent weniger als im Februar 2020, als die Welt Corona erst nur in China verortete; das war das niedrigste Ergebnis seit 19 Jahren. In den ersten zwei Monaten 2021 wurden nur 364.100 Neufahrzeuge (-25 Prozent) zugelassen. Ein Grund dafür waren insbesondere die wegen der Corona-Pandemie geschlossenen Autohäuser. Auch vorgezogene Käufe in Rekordhöhe im Dezember infolge des Ende der Mehrwertsteuersenkung spielten im Nachlauf noch eine Rolle.
  • Die gewerblichen Neuzulassungen gingen um -15,2 Prozent zurück (Anteil: 70,0 vH), die der privaten (30,0 vH) nahmen fast doppelt so stark um -26,8 Prozent ab. 
  • Nach Meldungen des KBA erreichten unter den deutschen Marken nur Smart (+123,0 Prozent), Mini (+18,6 Prozent) und Porsche (+3,6 %) Zulassungssteigerungen. Weitere Marken verzeichneten im Vergleich zum Vorjahresmonat Rückgänge im zweistelligen Bereich, z.B. Ford (-40,1Prozent), Mercedes (-28,3 Prozent), Opel (-11,3 Prozent) und Audi (-11,0 Prozent) zweistellig ausfielen.
  • Lediglich bei BMW (– 13,3 Prozent) und VW (-9,7 Prozent) hielt sich der Einbruch in Grenzen. 
  • Mit 20,4 vH blieb VW per Februar weiterhin die anteilstärkste deutsche Marke. Am unteren Ende rangierten Subaru mit 0,1 vH, Land Rover (0,5vH), Tesla (0,7 vH) und Smart (0,9 vH.
  • Bei den Importmarken dominierte im Februar Tesla mit einem Zulassungsplus von 180,0 Prozent vor Smart mit + 123,3 Prozent. Alle übrigen Import-Pkw mussten Zulassungseinbußen im hohen zweistelligen Bereich hinnehmen. 
  • Das Marktsegment der SUV blieb trotz der um -12,7 Prozent geringeren Neuzulassungszahlen mit 22,2 vH das stärkste Segment, gefolgt von der Kompaktklasse (18,6 vH/-27,4 %) und den Kleinwagen (14,3 vH/-21,9 %).

Quelle: KBA

Elektromarkt weiter im Aufwind 

Die Neuzulassungen von Elektroautos nahmen im Februar um 143 Prozent auf 40.160 Pkw gegenüber dem Vorjahr zu. Der Anteil von E-Pkw am Gesamtmarkt erreichte damit einen neuen Höchststand von 20,7 vH. 

    • Die Neuzulassungen von rein batterieelektrischen Pkw (BEV) legten mit 18.278 Einheiten um 124 Prozent zu (Anteil 9,4 vH), die Neuzulassungen von Plug-In-Hybriden (PHEV) mit 21.879 um 162 Prozent (Anteil 11,3 vH). Im bisherigen Jahresverlauf wurden 77.060 E-Autos (+136 Prozent) neu zugelassen.
    • Die Neuzulassungen von Pkw mit Benzinmotoren nahmen um -41,4 Prozent ab, so dass ihr Anteil bei 37,7 vH lag. Die Anzahl dieselbetriebener Pkw ging gegenüber dem Vorjahresmonat um -35,0 Prozent zurück, ihr Anteil betrug 25,4 vH. Ein Anteil von 0,2 vH entfiel auf Pkw mit der Kraftstoffart Erdgas (376 Pkw), 287 flüssiggasbetriebene Neuzulassungen führten zu einem Anteil von 0,1 vH 

Autoindustrie weiter Corona geschädigt

  • Der inländische Auftragseingang ging laut VDA im Februar gegenüber Vorjahr um 12 Prozent zurück. Deutlich im Plus lagen hingegen die Order aus dem Ausland, die um 13 Prozent zulegten. Das ist insbesondere auf den niedrigen Wert im Februar 2020 zurückzuführen, als sich erste Auswirkungen der Corona-Pandemie zeigten. Insgesamt lagen die Auftragseingänge im abgelaufenen Monat damit 8 Prozent über dem Vorjahreswert – durchaus eine positive Entwicklung.
  • Die Pkw Produktion wird weiterhin auch durch die Lieferengpässe von Halbleitern gehemmt. In den deutschen Automobilwerken liefen im Februar 323.600 Pkw (-17 Prozent) von den Bändern. Im Januar und Februar wurden insgesamt 560.700 Pkw produziert (-23 Prozent). Auch der Export ging im vergangenen Monat zurück – 232.900 Pkw (-19 Prozent) wurden ins Ausland geliefert, seit Jahresbeginn waren es 411.900 Fahrzeuge (-23 Prozent).

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