Tichys Einblick
E-Auto-Markt im November

Steiler Anstieg der Verkäufe von Elektro-PKWs

Der lang ersehnte und mit ungeheuren Subventionen erkaufte Aufschwung am deutschen Markt für Elektroautos gewinnt weiter an Kontur. Im November 2020 verfünffacht er sich gegenüber dem Vorjahr.

Bereits 20 Prozent der neu zugelassene Pkw sind elektrisch unterwegs, allerdings wie schon in den Vormonaten überwiegend als Plug-In-Hybride (PHEV), weniger als Batterie-E-Autos (BEV). Das ist das Ergebnis aus der Kombination von hohen Kaufprämien von bis zu 9000,00 Euro  und erfolgreicher Überwindung der Reichweitenangst. Für viel Käufer mit niedrigem täglichen Nutzerprofil offenbar der   Einstieg in die Elektromobilität und  lokalen Umweltschutz, der die Belastung in die Strom- und Rohstoff produzierenden Regionen verlagert. 

Im Einzelnen zeigt sich im November 2020 folgendes Bild: 

  • Die Neuzulassungen von Elektro-Pkw erreichten im November laut Kraftfahrt-Bundesamt mit 59.610 Fahrzeugen einen Zuwachs von 442 Prozent, der dritte Rekordmonat in Folge. Weitere Rekorde werden infolge der schwachen Vorjahresentwicklung absehbar folgen. Damit haben sich die Neuzulassungen von E-Autos in Deutschland im Vergleich zum Vorjahresmonat mehr als verfünffacht. Ihr Anteil am deutschen Pkw-Gesamtmarkt erreichte mit 20,5 vH einen neuen Höchstwert
  • Im bisherigen Jahresverlauf nahm die Anzahl neu zugelassener E-Autos (BEV + PHEV + Hybride) um 220 Prozent auf 312.141 E-Autos zu, das entsprach 12,0 Prozent aller Pkw-Neuzulassungen. Mit „grünem“ Strom betrieben, hätte die Politik damit auf dem Weg zur Klimaneutralität Deutschlands einen erfolgreichen Schritt vorwärts gemacht.
  • Auch im November waren die Plug-In-Hybride mit 30.621 Einheiten (+383 Prozent ggü. Vorjahresmonat) die beliebtesten Elektrofahrzeuge. Dazu Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie: „Die Kunden schätzen, dass der Hybrid das Beste aus beiden Welten vereint: Reichweite auf der langen Strecke, lokale Emissionsfreiheit in der Stadt und auf kürzeren Strecken. Die Hybridfahrzeuge sind der ideale Einstieg in die Elektromobilität, solange das Ladenetz noch nicht flächendeckend ausgebaut ist“.
  • Auch die rein elektrischen Pkw (BEV) verkaufen sich immer besser, mit 28.965 Stück gab es hier eine Versechsfachung gegenüber dem Vorjahresmonat. In absoluten Zahlen blieben die Neuzulassungen von rein elektrischen Pkw aber im November weiter knapp hinter den Plug-In-Hybrid-Pkw (PHEV) zurück.
  • Tesla, die kalifornische Elektroauto-Marke und ab 2021 ehrenwertes Mitglied der deutschen Automobilindustrie, gelang es im November 1680 E-Autos zulassen, + 500,0 Prozent mehr als im November 2019 (!). Von Januar bis November konnte der automobile Neubürger aus Grünheide in Deutschland als in Europa führendem Markt für Elektroautos 13.149 Fahrzeuge verkaufen, 37,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Anteil von Tesla am gesamten Markt für batteriebetriebene Elektro-Autos beträgt nur 5,8 vH – deutlich weniger als in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird.

Am deutschen Gesamtmarkt hat Tesla einen Anteil von 0,5 vH. Da bleibt viel Raum nach oben um die Kapazitäten von 500.000 Einheiten Jahresproduktion der Gigafactory in Grünheide, von CEO Elon Musk kurz „Giga Berlin“ getauft, zu füllen.

  • Die deutschen Hersteller konnten trotz der stürmischen Entwicklung am Elektro-Pkw-Markt im November ihre herausragende Stellung mit einem Anteil von 69 vH halten. Im bisherigen Jahresverlauf entfielen 67 vH der E-Autos auf dem heimischen Markt auf deutsche Konzernmarken: Zwei von drei Elektro-Pkw, die in diesem Jahr in Deutschland zugelassen wurden, tragen ein deutsches Konzernmarkenzeichen.
  • Mit einem Anteil von 43 vH wurden im November überdurchschnittlich viele Elektro-Pkw von privaten Haltern zugelassen; im Pkw-Gesamtmarkt lag ihr Anteil bei 39 vH Prozent. Damit erwiesen sich Privatkunden erneut als Treiber der Entwicklung hin zum Elektro-Antrieb. Firmenwagenkäufer waren mit 37 vH die zweitgrößte Haltergruppe auf dem E-Neuwagenmarkt. Rund ein Fünftel entfiel auf Handel und Vermietergeschäft (inkl. Carsharing und Kfz-Handel).
  • Der Aufschwung am Elektro-Auto-Markt geht weiter. Bei Anträgen auf Umweltbonus gab es im November laut Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle 42.928 Anträgen, davon 23.005 für rein elektrische Pkw,  zum fünften Mal in Folge einen neuen Monatsrekord. Insgesamt sind seit Auflage dieser Maßnahme bereits 361.622 Anträge gestellt worden. „Die Verlängerung der Innovationsprämie bis Ende 2025 ist eine wichtige Maßnahme, die den Neukunden Planungssicherheit gibt“ (VDA Präsidentin Hildegard Müller). 

Die Kunden erhalten nicht nur Planungssicherheit, sondern vor allem auch eine saftige Kaufprämie.

  • Auf deutschen Straßen fuhren im Bestand zum 1.10.2020 laut KBA bereits rund 417.500 Elektro-Pkw, alle Spielarten zusammengenommen. Das sind über 200.000 Fahrzeuge mehr als vor einem Jahr. „Derzeit sieht es so aus, als könnte die Marke von einer Million E-Pkw – wie anvisiert – im Jahr 2022 erreicht werden. Gleichzeitig muss aber auch die Ladeinfrastruktur im privaten, gewerblichen und öffentlichen Raum stärker als bisher wachsen“, sagt Hildegard Müller.

Positive Produktionsentwicklung

  • Auch bei der Inlandsproduktion von E-Autos stiegen die Werte im Vergleich zum Vorjahresmonat um 129 Prozent auf 56.676 Elektro-Pkw. Damit hatte jeder siebte in Deutschland hergestellte Pkw einen Elektroantrieb. Als besonders dynamisch erwies sich die Fertigung rein batterieelektrischer Fahrzeuge, die sich auf 20.234 Einheiten verdreifachte. Die Fertigungszahl von Plug-In Hybriden verdoppelte sich auf den neuen Rekord von 36.442 Einheiten. 
  • Die Inlandsproduktion von E-Autos verdoppelt sich in 2020 bis einschließlich Oktober auf  302.946 Fahrzeuge (+98 Prozent). Ihr Anteil an der gesamten – drastisch eingebrochenen – Pkw-Inlandsproduktion von ca. 2,9 Millionen in 2020 erreicht damit erstmals mehr als 10 Prozentpunkte (10,3 vH) 
  • In den ersten zehn Monaten des laufenden Jahres konnten die deutschen Hersteller ihre weltweite Produktion auf 634.727 E-Pkw (+105 Prozent) ebenfalls mehr als verdoppeln – aufgrund des nahezu monatlich erweiterten Angebotes Tendenz weiter steigend.

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