Tichys Einblick
Mit Feuer und Brechstange zur IAA

Der Kampf gegen das Auto und wehrlose Konzerne

Vor der Internationalen Automobilausstellung IAA in Frankfurt eskaliert nicht nur dort die Gewalt gegen das wichtigste Fortbewegungsmittel und die Schlüsselindustrie des Landes. Die Konzerne reagieren mit Appeasement.

imago images / Patrick Scheiber

Waldbrände, Gletscherschmelze und Hitzerekorde – jeder sieht ja scheinbar, wie dramatisch es um unseren guten Planeten Erde bestellt ist. Diese »Katastrophen« könne man nur verhindern, so eine verbreitete Ansicht, indem die Deutschen kein Auto mehr fahren. Obwohl für die meisten Menschen das Auto immer noch das wichtigste Instrument zur Fortbewegung und Ersatz vor allem außerhalb der Städte nicht wirklich vorhanden ist, wird ein Kampf gegen das Auto geführt.

Und der wird immer militanter – mittlerweile sogar mit Gewalt gegen Sachen. Vor Beginn der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt am Main brannten im Rhein-Main-Gebiet mehrere Autos aus – ganz offensichtlich durch Brandstiftung. Zuletzt in der Nacht auf den 9. September, als in Erlensee neun Fahrzeuge brannten, Schaden rund 40.000 Euro, wie die Frankfurter Rundschau berichtet. Der schwerste Fall ist aus Kronberg im Taunus zu berichten: In der Nacht auf den 26. August drangen Maskierte auf das Gelände eines Autohändlers ein und beschädigten mehr als 40 Luxusautos. Sie zertrümmerten Front- und Seitenscheiben und schlugen tiefe Dellen ins Blech. Schaden: mehrere 100.000 Euro. Die Täter versuchten auch, in das Autohaus zu gelangen und in den Showräumen Schäden anzurichten, doch das gelang ihnen nicht. Die Polizei steht zunächst vor einem Rätsel. Auf der linksextremen Internetseite Indymedia wird ein Bekennerschreiben veröffentlicht.

Wörtlich heißt es in diesem: »mal anzufangen diese Dreckschleudern zu entsorgen. Deshalb haben wir uns in den frühn Morgenstunden des 26. August 2019 mit einigen vernünftigen Menschen getroffen. Wir haben die Eingangsbereiche von Jaguar Deutschland, Landrover und Aston Martin in Kronberg zerstört und versucht so viele Luxuskarren wie möglich kaputt zu schlagen. Über 40 werden es wohl gewesen sein.« Weiter heißt es: »Die Auto-Industrie gehört zu den mächtigsten Fraktionen der deutschen Wirtschaft und bildet das Fundament des deutschen Export-Modells – mit seinen verheerenden ökonomischen, sozialen und ökologischen Folgen weltweit.«

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Nicht erst jetzt und nicht nur im Frankfurter Raum werden Autos bei Händlern und Werkstätten zerstört. Im Juni hatten Brandstifter in Köln mehrere Porsche-Geländewagen angezündet. Auf den Straßen Berlins gehört das Abfackeln von Autos mittlerweile schon seit Jahren zum Alltag, ohne dass die Polizei erfolgreich dagegen angeht.

Die Täter halten sich ihrem Bekennerschreiben zufolge für Gerechtigkeitskämpfer und Klimaschützer. Vermutlich ist ihnen nicht bewusst, dass sie auch das Eigentum von hart arbeitenden Menschen zerstören, die mit ihren Autos morgens und abends zur Arbeit fahren müssen. In Zeitungen werden diese Täter häufig »Umweltaktivisten« genannt. Das ist höchst schönfärberisch ausgedrückt.

Ein Teil dieser linksradikalen Gruppierungen wird sogar noch vom Staat finanziell unterstützt. Auch Greenpeace und der dubiose Abmahnverein Deutsche Umwelthilfe e. V. haben seit einiger Zeit den Angriff auf das Auto als lohnenden Geschäftszweig entdeckt und sich darauf konzentriert, die angeblich so schädlichen SUV anzugreifen. Zu groß, zu schwer, zu umweltunfreundlich.

Dazu muss man wissen: Die deutschen Hersteller sind wirtschaftlich erheblich vom Erfolg der SUV abhängig. Große, teure Wagen bringen aufgrund größerer Verkaufsmargen mehr Geld in die Kasse als ein Kleinwagen. Und was die Käufer und Fahrer angeht (noch bestimmen die glücklicherweise selbst, welches Auto sie kaufen): Eine wesentliche Rolle für die Beliebtheit dieser Modellkategorie SUV spielt, dass auch ältere Menschen mit körperlichen Gebrechen leichter in solche Karossen einsteigen können. Neue Limousinen sind sehr niedrig gebaut, aus aerodynamischen Gründen ist das günstig, aber schlecht für jene, die einsteigen müssen, ohne Spitzenturner zu sein.

Im Übrigen sind SUVs keineswegs die Umweltverschmutzer Nummer 1, denn sie bieten genügend Raum für eine hochentwickelte Abgastechnik. Rußfilter und Katalysatoren passen besser unter eine geräumige Karosserie als unter den Wagenboden eines Kleinwagens.

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Erstaunlich ist vor allem, dass sich die Autoindustrie nicht wirklich gegen ihre Verteufelung wehrt. Als der ehemalige Daimler-Chef Zetsche einst vor den Grünen auftrat, gab er sich grüner als die Grünen selbst. Der Verband der Automobilindustrie VDA versucht, mit den »Umweltaktivisten« ins Gespräch zu kommen. Motto: ‚Ach, bitte, seid doch so lieb und lasst die Autos in Ruhe!‘ Appeasement jedoch funktioniert nicht.

Der Konflikt erreicht jetzt zur Internationalen Automobilausstellung einen Höhepunkt. Unter anderem mit Fahrrad-Aktionen und Sternfahrten wollen Umweltbewegte in Frankfurt gegen das Auto und die IAA demonstrieren. Messe und Aussteller stellen sich auf harte IAA-Zeiten ein.

VW-Chef Herbert Diess wird nicht müde, die elektrische Zukunft des noch weltgrößten Autoherstellers an die Wand zu malen. Das Unternehmen habe sich klar zum Ausbau der Elektromobilität verpflichtet, betont er bei allen passenden und unpassenden Gelegenheiten. Doch intern regen sich bei VW Zweifel, wie es weitergeht, wenn die Werke umgebaut sind, fast nur noch Elektroautos ausspucken – und die keiner kaufen will. Für VW würde dies das Ende bedeuten.

Bundesfinanzminister Olaf Scholz ruft wider besseres Wissen im Bundestag: »Warum ist es richtig, dass wir auf moderne Antriebstechniken setzen, wenn überall in der Welt noch Millionen neue Fahrzeuge auf den Markt kommen, die klassische Verbrennungstechniken verwenden? Die Antwort muss gegeben werden und sie lautet: Weil wir es können!« Der Elektroantrieb, nur zur Erinnerung, bewegte schon vor über einem Jahrhundert Automobile. Doch dann setzte sich der Verbrennungsmotor durch, weil er so effizient und preisgünstig ist.

Es lohnt ein Blick nach China. Oft ist aus Politikermund zu hören, dass dort die Elektromobilität ungeheuer an Fahrt aufnehme. Was jedoch nicht stimmt, wenn man genau hinschaut. Dort gehen die überschaubaren E-Auto-Käufe seit kurzem sogar dramatisch zurück. Der Grund: Die chinesische Regierung hat ab dem 26. Juni die massiven Subventionen für E-Autos zurückgefahren.


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