Tichys Einblick
Branchenreport 04: E-Markt Deutschland 

Schlechte Aussichten für Tesla: Verschärfter Wettbewerb bei E-Autos

Deutschland ist dank staatlicher Prämien zum Vorreiter-Markt alternativer Antriebe geworden. Mit zunehmender Breite und Tiefe des Modellangebots nimmt jetzt der Wettbewerb spürbar zu. Vormalige Monopolisten und Marktpioniere – nicht zuletzt Tesla – haben es schwerer.

Schnell-Ladesäule für E-Autos an einer OMV-Tankstelle

IMAGO / MiS

Der deutsche Automobilmarkt ist inzwischen weltweit Nummer Eins bei den Neuzulassungen von Personenkraftwagen mit alternativen Antrieben: Nicht dem absoluten Volumen nach – da ist China unerreichbar – aber gemessen an der Durchdringungsquote des Marktes mit Automobilen, die nicht mehr ausschließlich nur mit fossilen Brennstoffen wie Benzin und Diesel angetrieben werden, sondern auf Basis von entweder ausschließlich Batteriestrom (BEV), oder dual als Hybrid oder als Plug-In-Hybrid (PHEV), oder mit Brennstoffzelle, Gas, Wasserstoff/eFuels. 

Im Mittelpunkt des Marktgeschehens bei den „Alternativen“ steht dabei der Elektroantrieb, der in 2020 seinen großen Durchbruch erlebte (Schaubild).  Hier herrscht sowohl auf der Herstellerseite beim Angebot wie auf der Käuferseite bei der Nachfrage nach elektrifizierten Automobilen die größte Dynamik. Mit der Folge, dass mit zunehmender Breite und Tiefe des Modellangebots der Wettbewerb spürbar zunimmt, vormalige Monopolisten und Marktpioniere zurückfallen. Nicht wegen fehlender Lieferkapazitäten, sondern wegen zunehmendem Wettbewerb.

Im bisherigen Jahresverlauf 2021 zeigt sich bis April nach Angaben des Kraftfahrzeug Bundesamtes (KBA) nach Marken und alternativen Antrieben folgendes Bild:

E- Gesamtmarkt
  • Der Trend zu alternativen Antrieben (batterieelektrisch (BEV)*, Hybrid, Plug-In, Brennstoffzelle, Gas, Wasserstoff) hält an. In den ersten vier Monaten des Jahres 2021 wurden insgesamt 886.102 Pkw neu zugelassen. 336.061, also 37,9 vH verfügen über einen alternativen Antrieb. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum (17,0 vH) hat sich damit die Durchdringungsquote mehr als verdoppelt (+122,9 Prozent)
  • Über die Hälfte davon (57,6 vH) waren mit einem Elektroantrieb (Elektro (BEV)*, Plug-In, Brennstoffzelle) ausgerüstet (193.695 Einheiten. Mit einer Steigerung von +188,2 Prozent erreichten die Elektroantriebe von Januar bis April 2021 einen Anteil an den gesamten Neuzulassungen von 21,9 vH. 
  • 88.510 aller Neuzulassungen waren reine Elektroautos auf Batteriebasis (BEV), ihr Anteil am Gesamtmarkt stieg im Berichtszeitraum um +170,3 Prozent auf 10,0 vH.
  • Weiter hoch in der Kundengunst standen mit 105.185 Zulassungen Plug-In-Hybride, die es auf einen Marktanteil von 11,9 vH brachten. Mehr und mehr Hersteller erweitern ihre Modellpaletten vor allem mit diesen dualen Antriebssystemen.
Marken und Hersteller : Alternative Antriebe insgesamt
  • Unter den fünf deutschen Marken mit den meisten Neuzulassungen mit alternativem Antrieb erreichte die Marke Audi im Jahresverlauf mit 67,9 vH (+46,0 %) den größten Anteil innerhalb ihrer Flotte, gefolgt von BMW mit 56,0 vH (+259,0 %) und Mercedes, deren Anteil nach einem Zuwachs von +120,6 Prozent auf 39,7 vH anstieg. Bei Ford bewirkte ein Zulassungsplus alternativer Antriebe von +449,2 Prozent einen Anteil von 32,4 vH, bei Mini betrug der Neuzulassungsanteil alternativer Antriebe 30,4 Prozent (+133,8 %). 
  • Die Importmarken legten bei den alternativen Antrieben ebenfalls deutlich zu. Von den fünf Marken mit den größten Anteilen neu zugelassener Pkw mit alternativen Antrieben erreichte Volvo innerhalb seiner Neuzulassungsflotte einen Anteil von 90,0 Prozent (+114,8 %), gefolgt von Hyundai mit 67,4 Prozent (+276,5 %) und Toyota mit 63,4 Prozent (+4,1 %). Renault erreichte einen Anteil von 37,9 Prozent (+142,9 %), bei Seat waren es 23,1 Prozent (+305,3 %).
Marken und Hersteller: Elektroantriebe (BEV + PHEV)
  • Auch bei den Elektroantrieben (BEV +PHEV) insgesamt hielt der Anstieg weiter an. Unter den fünf deutschen Marken mit dem größten Anteil der Neuzulassungen mit elektrifizierten Antrieben insgesamt waren bei Mini (30,4 vH; +133,8 %), Mercedes (30,2 %/+302,7 %) und Porsche (29,4 %/+42,0 %) jeweils rund dreißig Prozent der Neuwagen mit dieser Antriebsart ausgestattet. Bei BMW (25,6 vH; +139,3 %) war es gut ein Viertel der im laufenden Jahr neu zugelassenen Pkw, bei Audi (21,6 vH; +129,8 %) war es jeder fünfte Neuwagen. Bei Marktführer VW lag der Abteil mit 36.923 Neuzulassungen bei 21,2 vH, + 211,8 Zuwachs gegenüber dem Vorjahr.
  • Bei den Batterie-Elektroautos (BEV) wurde VW auf Anhieb Marktführer In den ersten vier Monaten des Jahres 2021 brachte VW mit 22.581 Elektro- (BEV)* Pkw die meisten Neuwagen mit dieser Antriebsart zur Neuzulassung. Ihr Anteil innerhalb der VW-Neu-zulassungsflotte betrug 13,0 vH (+170,8 %).
  • Zu den fünf zulassungsstärksten Importmarken neu zugelassener Pkw mit Elektroantrieben innerhalb ihrer Flotte zählten Volvo mit 45,9 vH (+99,6 %), Hyundai (30,8 vH+254,0 %), Renault (26,9 vH; +73,5 %) sowie Seat (16,8 vH;+1.766,7 %) und Skoda (13,9 vH; +208,9 %).
  • Die weiteren volumenstärksten BEV-Marken waren:
    • Hyundai    7.976 (27,6 vH; +300,0 %), 
    • Renault      6.670 (19,0 vH; +22,6%), 
    • Opel          4.149 (7,4 vH; +184,6 %) 
    • BMW        4.116 (5,4 vH; +100,0 %)
    • Smart        8.246 (100vH)
    • Skoda        7.498 (13,9 vH; + 208,9 %)
    • Volvo        6.860 (45,9 vH; +99,6%)
    • Seat           6.636 (16,8 vH; 1.766,7%)
    • Tesla         6.558 (100 vH)
    • Polestar        602 (100 vH)
    • Toyota         254 (2,1vH)
    • Smart, Tesla und Polestar erreichten innerhalb ihrer Flotte bei den Elektro-Antrieben in Ermangelung von PHEV insgesamt jeweils Anteile von 100 Prozent.
  • Tesla konnte mit 6.558 Neuzulassungen seinen Absatz gegenüber dem Vorjahr zwar um 66 Prozent steigern, fiel aber inzwischen im Marktanteil hinter Smart, Skoda, Seat und Volvo zurück. Beachtlich ist vor allem, mit welcher Dynamik die Newcomer mit ihren neuen Elektroautos in den Markt vordringen.
Alternative Kraftstoffarten

Aufgrund der dynamischen Entwicklung auf dem Gebiet der alternativen Kraftstoffarten zeigten sich bei einer Reihe von Marken im bisherigen Jahresverlauf 2021 teils vierstellige Zuwächse im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Aufgrund der geringen Zulassungszahlen wurden diese vom KBA jedoch nicht näher betrachtet.

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