Tichys Einblick
KI statt Apple-Car

Apple gibt Elektroauto-Projekt auf – ‚Titan‘ geht in die Knie

Apple beendet seine Arbeit an einem eigenen Elektroauto. Stattdessen will sich der Tech-Riese künftig auf die Entwicklung neuer KI-Funktionen konzentrieren. Die am Projekt Titan rund 2000 Beschäftigten sind Anfang der Woche über die Einstellung der Arbeiten am Apple Car informiert worden.

Symbolbild

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Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe: Apple beendet seine Arbeit an einem eigenen Elektroauto. Anfang dieser Woche wurde von Bloomberg verkündet, dass der IT-Gigant aus dem Silicon Valley, erfolgreicher Gründer von iMac, iPod, iPhone und iPad, sein Projekt Apple iCar sang und klanglos einstellt. Der „Titan“, so der Projektname, wird Vision bleiben und nicht auf den Markt kommen. Damit findet das seit Projektbeginn 2010 „ geheimnisvollste Projekt der Autoindustrie“ (Apple iCar: Pläne für eigenes Elektroauto begraben | Automobilwoche.de) ein ruhmloses Ende.

Stattdessen will sich der Tech-Riese Apple – aktuelle Marktkapitalisierung 2,82 Billionen US-Dollar (= Bruttosozialprodukt von Frankreich oder UK) – künftig mit seinen Ressourcen auf die Entwicklung neuer KI-Funktionen konzentrieren. Ein eigenes Apple-Car wird nicht auf den Markt kommen. Finito!

Offensichtlich hat der Verwaltungsrat letzte Woche unter dem Eindruck zunehmend kritischer Meldungen zum Elektroauto und über die zukünftigen Marktchancen desselben die Reißleine gezogen. Laut Bloomberg hat das Kontrollgremium in Apples Chefetage im Apple Park in Cupertino von Konzernchef Tim Cook und dem aktuellen Projektleiter Kevin Lynch nach Milliarden-Ausgaben (= Verlusten) seit 2010 Klarheit über die künftigen Pläne gefordert.

Das Ergebnis liegt nun vor: Ende der Ambitionen, Apple begräbt seine eigenen Fahrzeugpläne. Die zuletzt am Projekt Titan beschäftigten rund 2000 Mitarbeiter sind Anfang der Woche über die Einstellung der Arbeiten am Apple-Car informiert worden.

Und die Ambitionen des Tech-Giganten waren gigantisch. Seit dem Start des Titan-Projekts hat der iPhone-Riese laut dem japanischen Wirtschaftsportal Nikkei 248 Patente für Entwicklungen im Bereich der Automobiltechnik angemeldet, darunter selbst Erfindungen im Bereich der klassischen Fahrzeugtechnik (Sitze, Aufhängungen) genauso wie klassische IT- und Netzwerkfunktionen (Automobilwoche).

Noch 2021 wechselten Hochkaräter der Autobranche, so der ehemalige BMW-Manager Ulrich Kranz sowie Porsche-Cayenne-Chef Manfred Harrer, nach Cupertino zu Apple. Ein Jahr später folgten mit Desi Ujkashevic von Ford und Luigi Taraborrelli von Lamborghini zwei weitere Topmanager dem Ruf des Tech-Giganten.

Und was nun? Ein fertiges Produkt bringen sie nicht mehr auf den Markt. Zumindest nicht mehr bei Apple. Elon Musk hat zur Nachricht auf seinem Kanal X ein Emoji salutieren lassen. Wahrscheinlich werden die Top-Manager und Entwickler bei anderen Autoherstellern eine neue Betätigung finden. Die Erfahrungen der Vergangenheit zeigen, dass vor allem chinesische Start-Up-Unternehmen ein großes Interesse an westlichen Managern der Autoindustrie haben.

Zumal auch andere, ebenfalls branchenfremde Konzerne nach Meldung der Automobilwoche noch an ihren Plänen für eigene Autos festhalten. Sony will sein gemeinsam mit Honda entwickeltes Elektrofahrzeug unter dem Markennamen Afeela 2026 auf den Markt bringen und will das Auto bereits im kommenden Jahr in den USA ausstellen.

Auch von Xiaomi, Anbieter von Smartphones und anderer Elektronik aus China, ist bekannt, dass er bald den Verkauf seines Elektroautos SU7 im Heimatmarkt starten will. Wie 200 andere chinesische Autounternehmen zuvor, die alle von der Bildfläche verschwunden sind.

Möglich allerdings auch, dass diese Aspiranten unter dem Eindruck des Aus für das Apple-Titan ihre Pläne ebenfalls überdenken.

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