Tichys Einblick
Wertentwicklung

Geldanlage in Deutschland und Europa ist kein gutes Geschäft

Der Verband der Fondsgesellschaften hat gerechnet: Wer in den vergangenen zehn Jahren sein Geld in deutschen oder europäischen Aktienfonds anlegte, hat deutlich weniger erspart, als wenn er in Nordamerika investiert hätte.

Wer in Deutschland und Euroland in Aktien investiert, bekommt die Wachstumsbremsen durch EU-Regulierung und Einheitswährung direkt im eigenen Geldbeutel zu spüren. Eine Reise durch die jüngste Wertentwicklungsstatistik des  Bundesverbands Investment und Asset Management BVI (Stand Ende September 2020) gerät zur kleinen Offenbarung, wie es wirtschaftlich um Deutschland und Europa steht. Ergebnis: Die Amerikaner sind besser, viel besser sogar.  

Unter den Tausenden von Verbänden in Deutschland kann der BVI in Frankfurt mit Rekorden glänzen: Die in ihm zusammengeschlossenen 114 Fondsgesellschaften verwalten ein Vermögen von 3,3 Billionen Euro. Die Leute beim BVI können rechnen, und mit Taschenrechner und spitzer Feder haben sie zusammengetragen, wie sich die Anlagen deutscher Sparer in Fonds entwickelt haben. Die Wertentwicklungsstatistik geht davon aus, dass ein Sparer jeden Monat 100 Euro in einem Fonds anlegt, wobei in den Berechnungen alle bekannten Namen enthalten sind – angefangen vom internationalen Platzhirsch BlackRock bis zur Deka der Sparkassen oder den Unifonds der Genossenschaftsbanken. Diese Fondssparpläne werden in Deutschland immer beliebter. 

Wer mit seinen monatlich 100 Euro in Aktien von Firmen aus dem Europäischen Währungsraum gegangen ist, hat nach zehn Jahren Fondsanteile im Wert von 14.512 Euro (plus 3,7 Prozent pro Jahr) im Depot. Für Deutschland sieht es mit 14.963 Euro (plus 4,3 Prozent im Jahr) etwas besser aus. 

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Jetzt verlassen wir das europäische Währungsgebiet und kommen in die Schweiz, eine kleine Insel marktwirtschaftlicher Freiheit, die sich noch gegen Übergriffe von EU-Regulierern stemmt – mit dem Ergebnis, dass der Handel mit Schweizer Aktien an Börsen in der EU schon untersagt ist. Aber Fondsprodukte mit Schweizer Aktien sind ohne Probleme in der EU erhältlich, und wer vor zehn Jahren mit seinem Sparplan auf einen Fonds mit eidgenössischen Firmen setzte, kann heute 18.621 Euro sein eigen nennen, was einer jährlichen Wertentwicklung von 8,5 Prozent entspricht.  

Erstaunlich wird das Ergebnis, wenn die Reise über den Atlantik geht. Aus den 100 monatlich in einen Fonds mit nordamerikanischen Aktien angelegten Euro wurden laut BVI-Statistik nach zehn Jahren 22.420 Euro und somit 7.457 Euro mehr als mit deutschen Aktien. Die Rendite der in Nordamerika anlegenden Fonds erreichte 12 Prozent im Jahr. Und das trotz (oder vielleicht wegen?) Donald Trump. Der Blick auf die andere Seite der Erdkugel wird angesichts des geringeren Fonds-Angebots schwer. Die Statistik nennt aber zum Beispiel einen Japan-Fonds, dessen Anleger nach zehn Jahren auf 18.918 Euro gekommen wären oder einen auf die Asien-Pazifik-Region ausgerichteten Fonds mit rund 16.000 Euro. 

Wer auf Merkel, Scholz und Macron setzt und lieber in Fonds mit Euro-Staatsanleihen investiert hat, hat selbst die deutschen Aktiensparer aus den Augen verloren. Die mickrige Rendite von diesen Rentenfonds (incl. Unternehmensanleihen) in europäischen Währungen beträgt pro Jahr 1,2 Prozent.

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