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Nichts wie weg mit dem Geld aus Deutschland

DZ Bank warnt Aktionäre vor grün-rot-roter Bundesregierung

Wer sein Geld vor allem in Deutschland angelegt hat, sollte das schnell ändern, bevor es womöglich zu einer grün-rot-roten Regierung kommt, rät die DZ Bank in ihrer "Aktienstrategie".

IMAGO / Christian Ohde

Der Aktien-Analyst der DZ Bank hätte auch einfach schreiben können: Hände weg von deutschen Aktien, wenn eine grün-rot-rote Regierung kommt. Doch Christian Kahler, Autor der „Aktienstrategie“ des Zentralinstituts der Volks- und Raiffeisenbanken, entschloss sich zu einer etwas verquasten Überschrift im BWL-Denglisch: „Kommt die Grün-Rot-Rote-Regierung? Anleger mit „Home Bias“ aufgepasst!“

„Home Bias“ ist ein anderes, unverständlicheres Wort für das, was Rainer Zitelmann „Nationalismus bei der Geldanlage“ nennt. Also eine Vorliebe für deutsche Aktien.

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Kahler gibt sich sichtlich Mühe, seine Warnung zu relativieren und nicht politisch verstanden zu werden: „Generell war der Ausgang von Bundestagswahlen aber nie besonders bedeutsam für die Entwicklung des DAX“. Doch natürlich ist sie gerade deswegen umso brisanter: „Eine Grün-Rot-Rote Regierung ist derzeit am Aktienmarkt die einzige Regierungskonstellation, die als belastend gesehen wird, wohl auch wegen der schlechten Erfahrungen mit der dezidiert linken Regierungspolitik, die seit Jahren im Bundesland Berlin-Brandenburg betrieben wurde.“

Bloß nicht langfristig auf die deutsche Volkswirtschaft setzen – allenfalls einzelne Werte herauspicken! – So muss man wohl die in bestem Analysten-Deutsch verfassten Sätze verstehen: „Deutschlands langfristige Anleger, die ihr Aktienportfolio entsprechend üblicher Allokationsempfehlungen diversifiziert haben, müssen die Bildung einer Grün-Rot-Roten Regierung nicht fürchten. Alle anderen Anleger sind gut beraten, dem „HomeBias“ den Kampf anzusagen und Portfolios breiter zu diversifizieren.“

Der letzte Teilsatz heißt in klares Deutsch übersetzt, wohl so etwas wie: Nichts wie weg mit dem Vermögen aus Deutschland!

Vor allem für einige Branchen dürfte das Wahlergebnis, beziehungsweise die Regierungsbildung existenzentscheidend werden. Kahler schreibt: „Sollte es bei der Bundestagswahl zu einer Regierungsbildung von Grünen, SPD und Linken kommen, bleibt zunächst abzuwarten, welche Punkte der Wahlprogramme umgesetzt werden. Es zeichnet sich aber schon jetzt ab, dass auf Einzeltitelebene Immobilienunternehmen wie die Deutsche Wohnen und Vonovia (die derzeit eine Fusion planen) und einige der Konzerne mit großem Klima-Fußabdruck wie HeidelbergerCement, Lufthansa und ThyssenKrupp schlechter gestellt wären als unter der jetzigen Regierung. Diese sind im DAX jedoch nur gering oder gar nicht gewichtet.“

Aber natürlich wird es auch Profiteure geben. Und zwar solche, die auf Staatsgeld hoffen können: „Die Nutznießer im Falle einer grün geführten Regierung könnten alle Unternehmen sein, die zum Sektor der innovativen Energieunternehmen und -zulieferer gehören. Eine grün geführte Regierung wäre höchstwahrscheinlich bereit, den industriellen Wandel zur CO2-Vermeidung mit Förderprogrammen intensiv zu unterstützen.“

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Politische Meinung kann der Rendite schaden
Wohl dem also, der nicht so blöd ist, sein Geld allein in Deutschland angelegt zu haben, und daher einer Kanzlerschaft Baerbocks und einer Regierungsbeteiligung von Henning-Welsow, Wissler und Co. entspannt entgegenblicken kann. Oder in den Worten des DZ-Analysten: „Anleger, die ihr Aktienportfolio entsprechend der üblichen Allokationsempfehlungen diversifiziert haben, müssen die Bildung einer Grün-Rot-Roten Regierung nicht fürchten. Im MSCI World, dem wichtigsten und bekanntesten Börsenbarometer der Welt, sind deutsche Aktien nur mit 2,9% gewichtet. Damit hat der deutsche Aktienmarkt international eine ähnliche Bedeutung wie der der Schweiz oder Australiens. Global investierende Anleger, die sich noch keine Gedanken darübergemacht haben, wer in der Schweiz oder in Australien das Zepter der Regierung schwingen wird, könnten also auch den Ausgang der Bundestagswahl getrost ignorieren.“

Im Schnitt allerdings halten deutsche Anleger laut einer von Rainer Zitelmann zitierten Studie aber nur 54 Prozent nicht-deutsche Aktien – sie unterliegen also einem „Home-Bias“. Dafür gibt es durchaus auch naheliegende und teilweise sogar rationale Elemente, schreiben die DZ-Analysten – „wie z.B. geringere Transaktionsgebühren, die Vermeidung von Währungsrisiken oder das gegebene Sprachverständnis. Hinzu kommen oft irrationale Gründe, wie die vermeintliche Produktkenntnis sowie ein gewisser Patriotismus“.

Aber, so die DZ-Bank: „Heimatstolz und Weltanschauung sind der Rendite abträglich. Anleger sind gut beraten, sich vom deutschen Aktienmarkt zu lösen und ihre Portfolios international breiter zu diversifizieren. Die Sorge vor einem ungünstigen Wahlergebnis im September ist ein guter Grund, die Ausrichtung der Wertpapierportfolios unter die Lupe zu nehmen.“

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