Tichys Einblick
Anlageverhalten der Deutschen unverändert

Börsen-Auf-und-ab, Angsthasen und kleine Gewinne

Wall Street und DAX am Freitag im Plus, auf Wochensicht mit Verlusten, Nike überrascht positiv, Deutsche Bank negativ, Deutsches Sparverhalten von Angsthasen dominiert, Griechenland bekommt weitere Kredittranche, Türkische Lira bleibt nach Erdogan-Sieg schwach.

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Die Wall Street knüpfte am Freitag zunächst an ihre Vortageserholung an. Im späteren Handelsverlauf bröckelten die Gewinne jedoch wieder ab. Gleichwohl blieb am Ende ein kleiner Gewinn. Erfreuliche Wirtschaftsdaten stützten die Stimmung, ebenso die starken Quartalszahlen des Sportartikelherstellers Nike. Erleichtert nahmen Anleger zudem zur Kenntnis, dass sich die Europäische Union in ihrer Asylpolitik geeinigt haben soll, denn zuletzt wurde das Flüchtlingsthema immer häufiger mit der Befürchtung über ein Auseinanderbrechen der Wirtschaftsgemeinschaft verknüpft.

Der Dow Jones Industrial beendete den Handel mit einem kleinen Plus von 0,23 Prozent auf 24.271 Punkte, womit sich auf Wochensicht ein Minus von 1,3 Prozent ergibt und auf Monatssicht eines von 0,6 Prozent. In der ersten Jahreshälfte summiert sich der Verlust auf 1,8 Prozent. Immerhin konnte sich der US-Leitindex aber im abgelaufenen zweiten Quartal um 0,7 Prozent erholen.

Für den marktbreiten S&P 500 ging es am Freitag letztlich nur um minimale 0,08 Prozent auf 2.718 Zähler nach oben. Der technologielastige Auswahlindex NASDAQ 100 stieg um moderate 0,13 Prozent auf 7.041 Punkte.

Der Blick auf die vor dem Wochenende veröffentlichten Wirtschaftsdaten ergab, dass sich das Geschäftsklima in der wichtigen Wirtschaftsregion Chicago im Juni überraschend aufgehellt hatte. Zudem waren die Konsumausgaben der privaten Haushalte im Mai leicht gestiegen. Die Einkommen hatten zugleich wieder stärker zugelegt. Das von der US-Notenbank Fed präferierte Inflationsmaß war ebenfalls weiter gestiegen, in einem Fall sogar über das Ziel der Fed hinaus.

Im Fokus der Anleger an der deutschen Börse stand am Freitag die Deutsche Bank-Aktie. Diese hatte den zweiten Teil des jährlichen Stresstests der US-Notenbank Fed mit ihrer US-Tochter nicht bestanden. Zu bemängeln gab es vor allem die erheblichen Eigenkapital/Schwächen des Geldhauses. Händler hatten das vorhergesagt, das erneute Scheitern sei dennoch blamabel. Die Aktie des Geldhauses zeigte sich davon unbeeindruckt und legte um gut ein Prozent im Handelsverlauf zu.

Selbst extrem niedrige Sparzinsen ändern wenig am Anlageverhalten der Deutschen. Das ist das Ergebnis einer Studie von JP Morgan Asset Management unter 2.100 Deutschen. Demnach sind die meisten Befragten sehr unzufrieden damit, was ihre Sparanlagen abwerfen. Als Gründe für ihre Untätigkeit nennen 43 Prozent der deutschen Sparer, nicht genug Geld für Investments am Kapitalmarkt zu besitzen. 34 Prozent meinen, dass sie das Thema nicht verstehen und deshalb lieber die Finger davon lassen würden, weitere 27 Prozent haben Angst vor Schwankungen und den damit verbundenen möglichen Verlusten. Nur zwölf Prozent der Befragten geben einen Anlagehorizont von mehr als acht Jahren an. Angst vor Schwankungen und ein zu kurzer Anlagehorizont sind aber denkbar schlechte Voraussetzungen, um etwa von einem DAX-Investment zu profitieren. So werfen deutsche Top-Aktien im Schnitt neun Prozent im Jahr ab, allerdings nur für Anleger, die längerfristig dabeibleiben und zudem auch das Auf und Ab ertragen.

Es waren schicksalhafte Tage für das hoch verschuldete Griechenland. Haben sich doch das Land und die Gläubiger der Eurozone auf einen Plan zur Schuldendiensterleichterung für Hellas durchgerungen. Demnach werden die Zins- und Tilgungszahlungen auf das zweite Hilfspaket für weitere zehn Jahre gestundet und die Laufzeiten von Krediten im Gesamtvolumen von rund 100 Milliarden Euro um zehn Jahre verlängert. Oben drauf gibt es finanzielle Entlastungen wie die Ausschüttung von ESZB-Gewinnen bis 2022 in Höhe von rund vier Milliarden Euro, wenn Athen den geplanten Reformkurs der vergangenen Jahre fortsetzt. Und Griechenland soll 15 Milliarden Euro als letzte Tranche im Rahmen des dritten ESM-Hilfsprogramms erhalten, so die DZ Bank. Viel Geld, das aber wohl auch nicht verhindern wird, dass das Land mit seiner immensen Schuldenlast von fast 180 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und seiner schwachen, kaum wettbewerbsfähigen Wirtschaft letztlich ohne einen Schuldenschnitt klarkommt. „Die Konkursverschleppung Griechenlands hat ein weiteres, für die europäischen Steuerzahler teures Kapitel hinzubekommen“, meint Markus Steinbeis, geschäftsführender Gesellschafter der Münchner Vermögensverwaltung Steinbeis & Häcker.

Der Wahlsieg von Recep Tayyip Erdogan in der Türkei hat für eine politische Beruhigung der zuvor aufgeheizten Situation gesorgt. Wirtschaftlich stehen die Zeichen aber weiterhin auf Sturm. Anzuführen sind etwa das hohe Leistungsbilanzdefizit und ein zunehmend auf Verschuldung aufgebautes Wachstum. Und die Lira hat seit 2016 stark abgewertet, ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht. Zudem liegt die Inflationsrate auch wegen der Lira-Schwäche im zweistelligen Prozentbereich. Die Investoren sind misstrauisch, die Börse in Istanbul hat Erdogans Wahlsieg daher nicht gefeiert. Aber: Im Gegensatz zu Nachbar Griechenland hat die Türkei dank einer niedrigen Verschuldung von gerade einmal 30 Prozent des BIP noch genügend finanziellen Spielraum, um für positive Überraschungen zu sorgen.