Tichys Einblick
Klatsche für Ex-Grünen Gerhard Schick

Frankfurter Uni-Präsidentin blamiert die NGO „Finanzwende“

Der frühere Grünen-Abgeordnete Gerhard Schick betrieb mit seiner NGO "Finanzwende" eine Kampagne gegen den Finanzdienstleister MLP. Die schlägt jetzt gegen die NGO zurück. Die Frankfurter Uni-Präsidentin weist ihr "Falschbehauptungen und Unwahrheiten“ nach.

imago images / IPON

Wenn selbsternannte gute Menschen für ihre Mitmenschen Gutes tun wollen, dann können sie oft ganz schön böse werden – und ziemlich übers Ziel hinausschießen. Oder sie treffen in ihrem „heiligen“ Zorn auch schon mal das eigene Knie. Wie kürzlich die „Bürgerbewegung Finanzwende“, die von Gerhard Schick, einem ehemaligen Bundestagsabgeordneten von Bündnis 90/Die Grünen, angeführt wird. Schick, früher mal der Finanzexperte der Grünen-Fraktion im Bundestag in Nachfolge des streitlustigen Oswald Metzger (heute TE-Büroleiter in Berlin), hatte sein Mandat im Jahr 2018 niedergelegt, um die NGO „Finanzwende“ zu leiten, die auf Basis diverser „Untersuchungen“, wie etwa über die Höhe von Überziehungskrediten, zu öffentlichen Kampagnen aufruft.

Bei der jüngsten Moral-Attacke ging der Schuss aber krachend nach hinten los. Schick und sein Verein haben sich nämlich die Goethe-Universität Frankfurt am Main und deren Präsidentin Birgitta Wolff vorgeknöpft. In einem dramatischen Appell kritisierte die Bürgerbewegung die Zusammenarbeit der Universität mit dem Finanzdinstleister MLP. Das Unternehmen veranstaltet im Rahmen des universitären Career-Service seit zwölf Jahren regelmäßig Seminare, in deren Rahmen sich Studierende über finanzielle Fragen beim Berufseinstieg informieren können. Bislang erhielten die Anlageberater durchweg gute Noten für ihre Informationsarbeit. Über Nötigung zum Kauf von irgendwelchen Finanzprodukten hat sich bisher offenbar niemand beschwert, wenngleich solche Veranstaltungen durchaus auch eine gute Werbung für MLP sein dürften.

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Die „Bürgerinitiative Finanzwende“ sieht das aber ganz anders. In einem Aufruf „Finanzvermittler MLP – Runter vom Campus!“ fordert „Finanzwende“ zu einer Protestaktion auf, kritisiert die „gefährliche Kooperation“ und behauptet, der Finanzkonzern nutze die Seminare „zur Kontaktanbahnung und am Ende zum Verkauf von Finanzprodukten.“ Dadurch würden jungen Menschen Verträge aufgedrängt, die aus Sicht der „Finanzwende“ unrentabel, ungeeignet oder viel zu teuer seien. Und zu Schluss fordert Schick beziehungsweise sein Verein von Brigitta Wolff ostentativ: „Sie sind die Präsidentin einer der renommiertesten Universitäten Deutschlands. Wir fordern Sie auf, Studierende vor den Finanzvermittlern zu schützen, Ihre Kooperation mit MLP einzustellen und den Finanzkonzern vom Campus zu verbannen“. Ganz schön anmaßend.

Und die angemessene Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Nach ausführlichen Hinweisen auf die universitären Qualitätsansprüche an externe Kooperationspartner wie Verbände, Gesellschaften, Stiftungen, Vereine und auch Unternehmen verweist das Präsidium der Universität darauf, dass „insbesondere darauf geachtet wird, dass hierbei kein Vertrieb für Finanzprodukte von MLP erfolgt und unsere Studierenden durch die Teilnahme an Seminaren keine weiteren Verpflichtungen eingehen. Die Rückmeldungen von Studierenden belegen, dass die von MLP angebotenen Seminare für diese einen hohen Nutzen haben.“

Doch damit nicht genug. Schick bekommt noch eine ordentliche Klatsche mit, die so manchem zahlenden Unterstützer seines Vereins zu denken geben dürfte. Präsidentin Wolff schreibt: „Die Kampagne operiert gezielt mit polemisch zugespitzten Falschbehauptungen und Unwahrheiten.“ So behauptete die „Finanzwende“ in ihrem Aufruf, die TU Darmstadt habe MLP aufgrund der fragwürdigen Vorgehensweise zeitweise bereits ein Werbeverbot ausgesprochen. Fake News. Das Präsidium der Goethe Universität stellt richtig: „Die TU Darmstadt hatte gegenüber MLP nie ein Hausverbot erteilt. Vielmehr engagiert sich das Unternehmen neben vielen anderen dort als Förderer z.B. im Rahmen des Deutschlandstipendiums.“

Ergo: Die Führer von NGOs sind halt doch nicht immer die guten Menschen, die sie vorgeben zu sein.


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