Tichys Einblick
"draußen in der Kälte"

Deutsche Bank erwartet Wirtschaftseinbruch um drei bis vier Prozent

Eine aktuelle Studie der Deutschen Bank sieht die deutsche Wirtschaft unter einer ganzen Kombination von Schocks stehend. Im kommenden Jahr erwarten die Analysten eine scharfe Rezession bei noch ansteigender Inflation.

Symbolbild

IMAGO / Rolf Poss

Die Prognosen für die deutsche Wirtschaft werden immer düsterer. Nun liefern die Ökonomen der Deutschen Bank eine besonders finstere Prognose, die die heute bekannt gewordene Gemeinschaftsdiagnose der deutschen Wirtschaftsinstitute mit ihren prognostizierten 0,4 Prozent Rückgang der Wirtschaftsleistung (BIP), oder die Minus 0,7 Prozent der OECD und sogar die Minus „knapp zwei Prozent“ der DZ-Bank noch vergleichsweise optimistisch erscheinen lassen. In der Studie mit dem sprechenden Namen „Out in the cold“ („Draußen in der Kälte“), über die der Business Insider berichtet, sagen die Ökonomen von Deutsche Bank Research voraus, dass die deutsche Wirtschaft im nächsten Jahr um drei bis vier Prozent einbrechen und sich die Inflation auf neun Prozent erhöhen werden. 

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Die Analysten begründen das mit den Schocks, unter denen in Deutschland fast alle Wirtschaftsakteure stünden und die den Beginn einer beschleunigten Deindustrialisierung bedeuten könnten: Ein „Realeinkommensschock“ der Arbeitnehmer durch die Inflation und der „Vertrauensschock“ der Verbraucher durch Russlands Krieg und die unsichere Versorgungslage werde den privaten Konsum einbrechen lassen. Unternehmen, vor allem in der Industrie leiden unter dem „Energieschock“, der ihre Wettbewerbssituation schlagartig verschlechtert hat, werden Gewinneinbrüche erleben und auf Investitionen verzichten müssen. Das produzierende Gewerbe werde in diesem Jahr um 2,5 Prozent weniger produzieren als im Vorjahr und 2023 dann sogar noch einmal fünf Prozent weniger. Der „Rohstoffpreisschock“ schwäche auch die für Deutschland so wichtige Exportwirtschaft, indem er das Austauschverhältnis (Terms of trade) deutscher Exportgüter zu Importgütern enorm verschlechtere.

Die Entlastungspakete der Bundesregierung könnten die Schrumpfung des Bruttoinlandsprodukts nicht verhindern. Die Schuldenbremse werde wohl eher nicht eingehalten. Die Inflation bleibt ihrer Ansicht nach noch längere Zeit hoch und steige 2023 sogar noch einmal auf neun Prozent, nach rund acht Prozent in diesem Jahr.

Diese Rezession, so berichtet Business Insider aus der DB Research Studie, werde auch den Arbeitsmarkt erreichen und dazu führen, dass das langjährige Wachstum der Beschäftigung nachlässt. Die Reallöhne werden sinken, selbst wenn die Arbeitnehmer wie von der Deutschen Bank erwartet Tariferhöhungen in eine Spanne von drei bis 4,5 Prozent durchsetzen können. Denn damit bleiben die Lohnerhöhungen deutlich hinter der Inflation zurück.

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