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Ein Lauschangriff auf eine private Veranstaltung wäre in der Schweiz undenkbar, sagt Roger Köppel

Der Bundesregierung schwimmen die Felle davon, sagt der Chefredakteur der Zürcher „Weltwoche“ Roger Köppel. Mit in der Sendung: Anna Nguyen. Die AfD-Politikerin vietnamesischer Abstammung: „Menschen mit Migrationshintergrund sind uns gegenüber viel offener als Menschen ohne Migrationshintergrund.“

In Deutschland wird der Giftschrank der Geschichte geplündert, um mit falschen und schiefen Bildern den politischen Gegner zu denunzieren, sagt der Chef und Herausgeber der Zürcher „Weltwoche“ Roger Köppel im Gespräch mit Tichys Einblick. Frappierend: Wie unkritisch viele Medien den Erzählungen der Regierung folgen, ohne sie im Geringsten zu hinterfragen. „Spüre zu wenig republikanisches Selbstvertrauen in Deutschland.“ Die Unzufriedenheit in Deutschland mit der aktuellen Debatte sei weit verbreitet. „Aber statt sich dieser Debatte sachlich zu stellen, greift man zum bequemen Mittel: Die Verketzerung, Verteufelung der Opposition.“ Eine Regierung, die die Straße gegen ihre Opposition mobilisiere, sei „am Ende“. Die Ampel spüre, dass ihr die Felle davon schwimmen. Zutiefst unseriös sei „diese Nazikeule“, mit der jeder Kritiker niedergeschlagen werde. Und dass „die Medien da mitmachen, ist für unseren Berufsstand beschämend“. In der Schweiz „wäre es unvorstellbar, dass Journalisten mit Kamera und Mikrophon eine private Veranstaltung abhören, das ist ein Lauschangriff und dabei zeigen Journalisten, die das unkritisch hinnehmen, dass sie da mit unter einer Decke stecken“. Er kritisierte auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der AfD-Wähler zu Verfassungsfeinden erklärt habe. „Wenn Millionen von Wählern zu Verfassungsfeinden erklärt werden, ist es eine Ungeheuerlichkeit und Arroganz von oben.“

Ebenfalls in der Sendung: Roland Tichy interviewt AfD-Politikerin Anna Nguyen, die im Hessischen Landtag zur Vizepräsidentin vorgeschlagen wurde, der dieser Posten aber von den Vertretern anderer Parteien verwehrt wurde. Sie erklärt, wie es ist, als Politikerin mit Migrationsgeschichte Teil der AfD zu sein. „Menschen mit Migrationshintergrund sind uns gegenüber viel offener als Menschen ohne Migrationshintergrund“, berichtet Nguyen aus den Erlebnissen des Wahlkampfs. „Sie sind wertkonservativ und wollen, dass Deutschland so erfolgreich bleibt, wie es das in der Vergangenheit war.“ Deshalb habe sie sich entschieden, sich in der AfD zu engagieren. Ist sie eine „migrantische Quotenfrau“, wie Kritiker ihr entgegenhalten? Nguyen lacht über diesen Vorwurf nur laut auf. Nach den Veröffentlichungen über angebliche „Remigrationspläne“ habe die Partei viele neue Mitglieder verzeichnen können.

Mehr von Roger Köppel finden Sie in Die Weltwoche, deren Chefredakteur und Verleger er ist. Auch auf YouTube können Sie ihn finden.

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