Tichys Einblick
TV-"Duell"

Wirr in NRW – die Hannelore & Armin Show

Marmor, Stein und Eisen bricht, aber uns're "Hanni" nicht. Nirgendwo werden so viele Polizisten attackiert, wird so viel Geld ausgegeben. Aber weder das, noch Innenminister Jäger kann unsere Hannelore erschüttern. Armin Laschet schon gar nicht.

Screenshot: WDR

Der Mord am 17-jährigen Niklas aus Bad Godesberg wird nicht gesühnt. Der Hauptangeklagte, den ein Zeuge identifizierte, der eine Jacke mit dem Blut des 17-Jährigen in seinem Besitz nicht erklären konnte, der kein Alibi hatte, der wiederholt gelogen hatte, wurde freigesprochen, ihm steht eine Haftentschädigung zu.

Der Richter, ein Herr Kunkel, widersprach der Darstellung, die Tat sei mit „unvorstellbarer Brutalität“ ausgeführt worden. Das Opfer war mit einem Faustschlag niedergestreckt worden, dann trat ihm der Täter ins Gesicht. Herr Kunkel kennt da ganz andere Fälle aus der Region. Und dennoch: Bad Godesberg sei „kein Brennpunkt von Schwerkriminalität“. Dann wurde im Prozess noch deutlich, dass der Täter straffrei ausgeht, weil „eine zeitnahe Nahbereichsfahndung“ nicht möglich gewesen sei. „Wegen Personalmangels.“

Das ist Nordrhein-Westfalen, oder wie ich es nenne: Homeland-NRW.

Im Homeland regiert Hannelore Kraft, und sie will es weiter tun. Zum Fall Niklas passt die Meldung, dass die Polizei in NRW „so viele Übergriffe auf Polizisten wie nie“ beklagt. So seien 16.710 Polizisten angegriffen worden – schöngerechnet ein Drittel der Belegschaft, da sind die, die sich aus dem Amtsschemel nie erheben, mitgerechnet. Übrigens ist es immer „die gleiche Klientel“, die dem Ordnungshüter vor den Kopf haut. Natürlich gibt es im Homeland Townships, wo es mehr Haue gibt, und Gegenden, wo es nett ist. In Südafrika oder Los Angeles heißen erstgenannte „No Go Areas“.

Richter Kunkel würde diese wohl „Brennpunkte von Schwerkriminalität“ nennen, Innenminister Jäger spricht lieber von „verrufenen Orten“, das klingt doch gleich viel harmloser. Auf einer Wahlkampf-Fahrradtour fuhren Wahlkämpfer fröhlich durch solch verrufene Orte in Duisburg, wohl wissend, dass für alle Fälle in unmittelbarer Nähe eine Hundertschaft in Bereitschaft stand (, die immer befürchten muss, selbst zu Prügelknaben der Medien zu werden, wenn sie denn mal eingreifen müssten.) Guck, ist gar nicht gefährlich hier.

Gibt es für den Herausforderer der amtierenden Ministerpräsidentin eine bessere Ausgangslage, fragen wir mal ein wenig zynisch in die Runde. Vergessen wir dabei sogar die Gesamtbilanz der Regierung Kraft, der zufolge das Homeland in nahezu allen Disziplinen der Staatskunst (haha) oder Verwaltung auf den hinteren Plätzen rangiert (Was interessiert Tante Erna aus Herne die Staatsverschuldung?).

Entsprechend neugierig waren wir auf das „Duell“ Hannelore Kraft – Armin Laschet im WDR, und leider kommt uns bei Armin sogleich der Ausdruck „Fallobst“ aus dem Boxjargon in den Sinn, obwohl Hannelore und Armin – das war eher „Let´s Dance“.

Damit es schön heimelig wird, hatten die zwei Damen vom Staatsfunk das Menschliche zuerst gesetzt: Ist bei Ihnen schon einmal eingebrochen worden? Haha, das wäre aber auch zu schön gewesen, die wohnen doch nicht an verrufenen Orten! Aber beide kannten einen, dessen Schwippschwager einen kannte, bei dem schon mal … Wir fühlen mit euch, ihr angstgesteuerten Wähler. Aber „wir müssen auch investieren in die Ausrüstung der Polizei. Das gehört zur Wahrheit.“ Sprach Frau Kraft total präsidentiell, und der Armin nickte. Dann ging‘s um Fußfesseln und Salafisten und Moscheen und um „Präventionsprojekte, von denen andere lernen.“ Dass andere lernen von einem Land, dessen Jäger einen Amri mit 14 festgestellten Identitäten nicht festsetzen konnte, hielt sogar der sanfte Armin für leicht übertrieben.

Ach, der Jäger, „bis an die Grenzen des Rechtsstaats“ sei er gegangen, meint die Hannelore. Das sei wiederum fatal für den Rechtsstaat, wenn das so gewesen wäre, fand der Armin. Nein, nein, „Fehler habe sie bisher bei Jäger nicht erkennen können“ und sie, die Hannelore „prüfe das ganz genau.“ Alles cool in BallaBalla-Land, von Silvester zu Silvester.

Zu NRW gehöre „jeder, der hier lebt und sich an die Gesetze hält“. Stimmt, sagte Laschet. Nur warum leben dann im Homeland so viele, die sich nicht an die Gesetze halten? Fragte Laschet nicht und die beiden WDR-Ladies natürlich auch nicht.

Der Leser wird verstehen können, dass wir uns den Quatsch nicht bis zu Ende zumuten konnten. Genossin Hannelore lebt in ihrer Blase wie einst Honecker in seiner, und Armin – kann es sein, dass die CDU NRW bereits aufgegeben hat? Oder auf das unverhoffte Glück des still und geduldig Wartenden zählt?

Bleiben wir noch kurz in „Hannis“ Welt. Neben „Gerechtigkeit“ und „Nazis“ hat die SPD nur ein Thema: Bildung. Wobei kein Lexikon Aufschluss darüber geben kann, was unter sozialdemokratischer „Bildung“ zu verstehen ist.

Stolz schwadroniert Hannelore davon, sie habe 200 Milliarden in Bildung gesteckt. 200 Milliarden! Das ist das Bruttosozialprodukt von Portugal (oder zweimal Marokko). 200 Milliarden in Bildung gesteckt, und trotzdem sind die Schulen marode, in keinem Bundesland fallen so viele Unterrichtsstunden aus – von irgendwelchen Pisa-Tests wollen wir gar nicht reden!

Nochmal: Über 11.000 € pro Einwohner, vom Baby bis zum Greis – augenscheinlich ergebnislos verblasen! Was bedeutet das? Dass für rot-grüne Fantasten Bildung ein sehr weit gefasster Begriff ist. Man wird bei einer Überprüfung der Ausgaben wohl feststellen, dass eine unfassbar große Summe an obskure Unternehmungen geflossen sein muss, die irgendetwas mit Bildung in ihre Satzungen geschrieben haben, um Staatsgelder abzugreifen. In den Schulen jedenfalls ist nicht viel Geld angekommen.

Übrigens stehen diese 200 Milliarden auch auf der Wahlkampf-Website der Spezialdemokraten, es ist also ausgeschlossen, dass wir uns verhört haben, oder Hannelore Kraft sich verhaspelt hat.

Nimmt Laschet diesen Punkt auf, und zerpflückt Krafts an allen Fakten Vorbeigerede? Keine Spur. Stattdessen beißt er sich daran fest, dass Hannelore auch alle Kitaplätze für unter Dreijährige beitragsfrei stellen will, wo Laschet anmerkt, das würde 1 Milliarde kosten. 1 Milliarde – da lacht dat Hannelore doch drüber.

Aber dann fällt uns ein, warum der Armin bei der Bildung vielleicht so zurückhaltend war, hat er doch als komischer Professor seinen eigenen Beitrag zum NRW-Bildungssystem geleistet. Im Ergebnis durfte er an der RWTH Aachen nur noch „Zusatzkurse ohne Prüfungsleistungen“ geben, um sich was dazuzuverdienen.

Natürlich hat die Landespresse Hannelore als Siegerin nach Punkten ausgerufen. Und die Chuzpe, mit der sie ihren Failed State schön redet, ist in der Tat beeindruckend. Wie in diesen Unterhaltungsshows, wo ein Magier den Kandidaten einredet, sie seien ein Huhn, und die eben noch Normalen flattern gackernd über die Bühne, scheint auch bei Hannelore Kraft ein Hypnotiseur zum Einsatz gekommen zu sein: „Du hast alles richtig gemacht, Hannelore! Jetzt geh raus und sage es allen!“ Selbst der Armin scheint das zu glauben.