Tichys Einblick
Landwirtschaft

Umweltministerin Schulzes Kampf gegen den Misthaufen

Svenja Schulze dezimiert mit ihren Programmen Tiere: Vögel verhungern, Insekten verlieren ihren Lebensraum. Längst wird "Öko" zum bürokratischen Urteil gegen die lebendige Natur.

IMAGO / Martin Wagner

Einst gehörte ein dampfender Misthaufen zur Idylle jedes richtigen Bauernhofes dazu. Auf wurde die Einstreu aus dem Stall gelagert, sowie der Viehdung, bis das Ganze als Dünger auf die Felder gefahren wurde. Je größer der Misthaufen, desto mehr Tiere im Stall, desto größer der Hof. Und ohne Tierhaltung und ohne Mist ist in vielen Regionen kein Ackerbau möglich. Es ist der tierische Dünger, der erst die Pflanzen auf dem Acker wachsen lässt. Auf dem Misthaufen ließen sich wilde Vögel nieder: für sie ein reich gedeckter Tisch ebenso wie für Hühner, die auf den Mist kletterten, und für Insekten. Sie fanden Nährstoffe im Überfluss – ein Paradies gewissermaßen.

Das alles war einmal. Bis, ja bis die Grünen kamen, und die »Umweltschützer«. Sie durchsetzten Ämter und Behörden, Vorschriften und Regularien wurden im Eiltempo erlassen. Denen fiel auch der Misthaufen zum Opfer, eigentlich DAS Sinnbild von Kreisläufen in der Natur – gut genutzt von der Landwirtschaft.

Nieder mit dem Misthaufen

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Der musste aus hygienischen Gründen verschwinden. Kaum überschaubar das Vorschriftenwerk, das sich mittlerweile um den Misthaufen rankt, und das ein vollkommen aus dem Ruder gelaufener Staat abgesondert hat. Denn der Misthaufen wurde zu einem höchst gefährlichen Gegenstand erklärt, für den »besondere Anforderungen an Anlagen zum Lagern und Abfüllen von Jauche, Gülle, Festmist und Silagesickersäften (JGS-Anlagen)« gelten. Der muss hygienisch einwandfrei abgeschlossen sein. Eine dichte Bodenplatte muss dafür sorgen, dass bei Regen nichts mehr nach unten sickert. Die Flüssigkeiten müssen in einen Sammelkeller laufen. Nach oben hin muss der Misthaufen von einem Dach abgedeckt sein. Hermetisch abgeschlossen – so wollen es die EU-Verwalter, damit die »Umwelt« angeblich geschützt wird. Doch die Umwelt kann umgekehrt keinen Nutzen aus dem Misthaufen mehr ziehen. Ein Tierleben ist nicht mehr möglich, Insekten wurden gekillt.

Die Umweltpolitik aus Berlin und Brüssel hat also ein mannigfaltiges Insektenleben auf dem Bauernhof verboten.

Während der Misthaufen keine Insekten mehr ernähren kann, ernährt er Heerscharen von EU-Beamten, die sich den Kopf über Normen zerbrechen, wie weit er vom Hof entfernt sein muss, wie die Bodenplatte beschaffen sein muss und wohin das Wasser bei kräftigen Regengüssen laufen muss. Ja, und überhaupt wie denn überhaupt ein Misthaufen definiert werden muss.

Bürokraten stecken ihre Nase in des Bauern Gülle

Und sie zerbrachen sich den Kopf über die Definition von Gülle: »Gülle ist ein Gemisch aus Kot und Harn, das außerdem Wasser, Futterreste und geringe Mengen Einstreu enthalten kann. Das unveränderte Kot-Harn-Gemisch weist bei Nutztieren, ausgenommen Geflügel, einen Trockensubstanzgehalt von etwa 10 Prozent auf. Durch den Zufluss von Reinigungs- und Waschwasser kann sich der TS-Gehalt wesentlich verringern. Bei Rindern wird mit einem durchschnittlichen TS-Gehalt von 7,5 Prozent, bei Schweinen mit einem von 5 Prozent gerechnet. Einstreumengen bis zu maximal 0,5 kg je Milchkuh und Tag ergeben in der Regel eine noch fließ- und pumpfähige Gülle.« Aber wie misst der Bauer seinen Mist?

Landwirte – übrigens auch Pferdehalter – müssen eine Mindestlagerkapazität von zwei Monaten nachweisen. Wenn Pferdehalter mehr als 200 Tonnen Pferdemist im Jahr abgeben, besteht eine Meldepflicht und eine Pflicht zur Aufzeichnung über die Mistmengen, und wohin sie transportiert wurden.

Bei der Mengenberechnung tierischer Scheiße »sind die im Stall und bei der Lagerung auftretenden gasförmigen Stickstoffverluste zu berücksichtigen. Nach der Düngeverordnung können bei Rindergülle 15 Prozent, bei Schweinegülle 30 Prozent Verluste von der Nährstoffausscheidung abgezogen werden. Bei Festmist, Jauche und Tiefstallmist wird mit Verlustraten von 30 Prozent bei Rindern, 35 Prozent bei Schweinen, 40 Prozent bei Geflügel und 45 Prozent bei anderen Tierarten gerechnet.«

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Nicht nur zur Verarmung tierischen Lebens auf dem Hof hat grüne Umweltpolitik beigetragen, sie ist auch verantwortlich für ein Artensterben auf dem Acker. Denn durchgesetzt haben sich die Grünen ebenfalls mit einem Verbot, auf gefrorenen Ackerflächen Dünger auszubringen. Das war früher ein gern geübtes Verfahren der Bauern, auf festen Böden Mist und Gülle auszufahren. Mitunter sehr zum Missfallen der Nasen der aufs Land gezogenen Städter.
Es stinkt den Ökos, wenn der Bauer Mist fährt

Jetzt müssen die Flächen von der Frühjahrssonne angetaut sein, Traktoren und ihre schweren Anhänger sinken in den meist schlammigen Boden ein. Doch für Vögel bedeutet dies: Es gibt auf den zugefrorenen Flächen nichts mehr zu fressen. Sie finden auf den verschneiten Äckern nichts mehr.

Was jeder Landwirt weiss und täglich sieht, darauf macht Bauer Ralf Paulsen in einem seiner vielen Videos aus der Landwirtschaft aufmerksam und erzählt, wie die Bauern früher bei solchen Bodenverhältnissen Mist gestreut haben oder Gülle.
»Wo kratzen heute die Vögel im Pferdemist?« fragt er schon verzweifelt angesichts der Not der Tiere. Gibts nicht mehr. »Wir haben«, erzählt Pauelsen, »früher jeden Tag Mist gefahren. Das bedeutet: Vögel konnten im Mist scharren und sich satt fressen.«

Dieser Mist bot auch erstes Futter für frühe Insekten. Doch laut neuer Düngeverordnung darf das heute nicht mehr sein. Landwirtschaftsministerin Klöckner konnte sich hier ebenfalls nicht mehr gegen Schulze durchsetzen. Bauern dürfen erst mit Mist und Gülle auf ihre Äcker fahren, wenn die Böden wieder aufgetaut sind. Zu spät für Vögel und Insekten.

Paulsen: »Mist streuen würde Tieren das Leben retten.« Das Leben von Tieren ist Schulze und ihren Genossen in Umweltbundesamt und Bundesumweltministerium ganz offenbar gleichgültig. Es geht um die Zerstörung der Landwirtschaft auch mit immer horrender werdenden Verordnungen. Tierschutz spielt da keine Rolle.
Wo bleiben da die Funktionäre von NABU und BUND? Allzu oft sind sie in Personalunion in der Bürokratie.