Tichys Einblick
Leserkommentare zum Lebensmittelgipfel

Sprechen wir vom Gipfel der Genüsse? Das ist doch wohl der Gipfel …!

Im Namen von fair und BIO – Verbraucher und Landwirtschaft vs. Politik und Handelsketten. Und noch eins obendrauf, Steuern für das Tierwohl! Barbara Goergen mit einer Auswahl an Leserstimmen.

Beim Nachschlagen von Gipfel verzeichnet die Begriffserklärung u. a. das Pseudonym für Maximum oder Extremwert, Höhepunkt, Spitze, Zenit. Die Politik fordert höhere Lebensmittelpreise, beruft zu diesem Zweck ein Gipfeltreffen ein. Der Verbraucher lasse sich diesen Umstand auf der Zunge zergehen, ist doch er am Ende einer der Dummen.

Leser Hoffnungslos formuliert knapp und zutreffend: Ein Regierungsgipfel für die großen Handelsketten, die natürlich gerne bereit sind, ihre Preise zu erhöhen. Deren Gewinnspanne steigt, ebenso wie die Gewinnspanne der Berater in den diversen Arbeitskreisen. Und was bekommen die Landwirte: ein Kummertelefon! Unfassbar! Unterlägen alle in Deutschland verkauften Lebensmittel gleichen, gesetzlich vorgeschriebenen Standards, sähen sich Landwirte nicht unter dem Druck von Importen.

Reimund Gretz merkt an: Den Landwirten würde es schon reichen, wenn alle Lebensmittel, die in Deutschland verkauft werden, denselben Standard haben müssten, den die Bauern hier gesetzlich einzuhalten haben! Bisher müssen sie ihre Produkte in Konkurrenz zu den Sozialstandards Indiens, den Umweltstandards von Südamerika und der Lebensmittelsicherheit Nordafrikas verkaufen. Wer keine Gentechnik möchte, auf Mast mit Hormonen, auf Chlorhühnchen, Glyphosat … verzichten möchte, muss halt irgendwie dafür bezahlen. Den Bauern immer strenger Auflagen machen, und dafür immer mehr Low-Standard Produkte importieren, geht auf Dauer nicht gut.

Christian aus Hessen warnt: Jedem oder jeder, die heute einen landwirtschaftlichen Betrieb übernehmen will kann ich nur raten, mal ganz scharf nachzurechnen. Und wenn die Rechnung nicht aufgeht (was nur funktioniert bei Direktvermarktung – aber das ist nur eine Lösung für wenige), den Betrieb nicht übernehmen. Genauso wenig wie die Verbraucher Anspruch auf ewig günstige Nahrungsmittel haben (lassen wir uns mal überraschen, ob das immer so bleiben wird), haben die Bewohner Anspruch darauf, dass einige ihrer Mitbürger für ihre Arbeit draufzahlen und quasi so nebenbei die Landschaft pflegen.

Und wieder sind Verbraucher und Bauern die Dummen …

Wolfgang Schuckmann begründet dies so: Wichtig ist heute für den Verbraucher, dass alle Produkte vollumfänglich verfügbar sind und nach Belieben abrufbar. Natürlich muss der Preis aus der eigenen Perspektive stimmen. Was aber sicher der Fall sein wird, ist die Tatsache, dass nach dem „Ableben“ der Höfe Rechnungen zu begleichen sind, und zwar die der Banken. … Der Verbraucher, der bei Netto u. Konsorten viele Jahre für wenig Geld seine fundamentalen Bedürfnisse befriedigen konnte, wird diese „Ersparnis“ vollumfänglich nachzahlen, denn wenn dieser Strukturwandel abgeschlossen sein wird, werden die Preise von den Großkonzernen als neue Eigentümer bestimmt werden, weil die daran interessiert sein werden, ihr Kapital angemessen zu verzinsen. Was mit den Familien derjenigen Menschen geschieht, die Jahr um Jahr um ihre Betriebe gehofft haben, dass es irgendwann auch für sie reichen würde, sagt niemand. Es ist den Verantwortlichen schlicht egal!

Für Odysseus JMB liegt die Crux in der Ignoranz gegenüber der Selbstregelung des Marktes. Überproduktion nach Lust und Laune, vorgegebene Preisgestaltung, Planwirtschaft sind seine Stichworte bei angeblich „fairer“ Preisfindung: „Faire“ Preise, wenn ich ein solches Sprachkonstrukt schon höre, … Auch scheint der Begriff Überproduktion niemandem in den Sinn gekommen zu sein. Daraus die Konsequenz ableiten zu wollen, dass niedrige Preise, die sich in einer Marktwirtschaft als Resultat von Angebot und Nachfrage ergeben, durch eine Politik „fairer“ Preise ersetzen zu müssen, kann nur als Ergebnis absolut naiver Ahnungslosigkeit über Produktion und Marktkräfte oder als schlimmer Kotau vor den Erzeugern verstanden werden. … Der dumme Verbraucher braucht ja auch nicht mitzubekommen, dass damit künftig Preisgarantien – auf ihre Kosten – für Überproduktion in der Viehzucht abgegeben werden. Die Erzeuger sollen also künftig so viel produzieren können, wie sie wollen, den Preis regelt nicht mehr der Markt, sondern eine infantile politische Vorstellung der Preisfindung per Order di Mufti zwischen Abnehmern und Erzeugern. Früher nannte man das politische Einflussnahme, die in der Planwirtschaft die politische Beliebigkeit zum Ausgangspunkt von Korruption und Mangelwirtschaft machte.

JELEWA_de läutet die Alarmglocke, sie sieht die Grundsätze der Freiheit in Gefahr: Hier wird vor aller Augen die Marktwirtschaft gnadenlos zu Grabe zu tragen und der Clou: kommt es anschließend zu Verwerfungen, wird eben jene zu Tode regulierte (Rest)Marktwirtschaft dann auch noch als Ursache für allerlei Probleme hingestellt. Was ist das nur für eine Bevölkerung, die jene Grundsätze der Freiheit, das Eigentum und den juristischen Rahmen derart mit Füßen tritt. Hier verkaufen reihenweise Menschen für eine Pseudosicherheit all ihre Freiheit und das auch noch, obwohl es nun wirklich unzählige Beispiele gibt, die es zwingend erfordern würden, dem Staat mit einem gesunden Misstrauen entgegen zu treten.

Nibelung meldet sich zu Wort, sieht ebenfalls die Marktwirtschaft im Niedergang: Der Einzelhandel kämpft ebenso um seine Existenz wie die Bauernschaft als solche, und wer da nun regulierend eingreifen will, hat die freie Marktwirtschaft nicht verstanden, denn die Subventionen sind auch ungerecht, und die Planwirtschaft im Osten hat ja bewiesen, dass diese Vorstellung in die Sackgasse führt und deshalb wird eine Regierung in dieser Frage nicht viel unternehmen können, denn egal wie sie entscheidet, sie hat auf jeden Fall eine nicht zu unterschätzende Gegenfront und das Begehren der Landwirtschaft, eigene Interessen in den Vordergrund zu stellen, ist verständlich, wird sie aber nicht vor Veränderungen bewahren, das war schon immer so.

Fressen kommt vor der Moral – Bert Brecht

Wiederum Nibelung – für ihn sind die eigentlichen Preistreiber die politischen Entscheidungsträger, denen der Bürger leider wenig bis nichts entgegensetzt: Das ganze Gezeter um die Wertschätzung eines Produktes wird nun wie immer als Anlass von der Politik genommen, sich zum Retter in der Not aufzuspielen, und im Gegenzug sind sie selbst mit ihren politischen Entscheidungen die größten Preistreiber aller Zeiten, und wer das nicht zur Kenntnis nehmen will, ist ein Naivling und leider gibt es von dieser Sorte noch viel zu viele, denn würden sie ihr Hirn einschalten, dann müssten sie völlig anders wählen und nicht dafür sorgen, dass das Chaos bestehen bleibt, was im Prinzip keine Politik im Sinne des Landes betreibt, sondern Geschenkeverteilen innerhalb der Protagonistengilde, zu Lasten aller Bürger, die von morgens bis abends arbeitsbereit sind und dann noch gemolken werden, was das Zeug hält.

Überall die Preise hinaufjagen, statt Qualitätsstandards vorzugeben, hält Holger Tuerm für ein typisches Verhalten: Statt Regeln für die Qualität vorzuschreiben nur die Preise zu erhöhen, ist typisches Politikerdenken. Aber wenn man mit allein höheren Preisen erreichen möchte, dass weniger gekauft wird, verfolgt man die Strategie wie bei Kraftstoff und Heizöl. Da wird es ja auch versucht. Bald kommt vielleicht mal wieder der Vorschlag die Diäten zu erhöhen, damit die Politik besser wird. Ach, das ist gar nicht notwendig, haben die Selbstbediener doch schon die automatische Erhöhung beschlossen.

Hilft am Ende gar nichts mehr, zaubert man `ne Steuer her!

Leser humerd empfindet ähnlich, meint, die „Normal“Bauern schauen in die Röhre, vom Politikversagen wird abgelenkt: Und wie bei der CO2 Steuer wird eine Fleischsteuer nicht beim Fleisch halt machen, die Preiserhöhung wird sich wieder auf viele Produkte durchschlagen. Wieso nicht eine Eiersteuer? Weizen ist ja sowieso schlecht, bitte eine Steuer drauf, dann auch noch auf Hafer, Gerste, Äpfel, Grünkohl – herrliches Betätigungsfeld. Die Bauern aber werden nicht profitieren, den großindustriellen Agrarbetrieben ist‘s egal, die sind auf Export ausgerichtet. Das Hauptproblem der Bauern, sie haben keine Investitionssicherheit mehr… Immer neue Verordnungen sind weder nachhaltig noch umweltfreundlich, dafür aber Lobbyistensiege. Und diese schwachsinnige Preisdiskussion lenkt vom politischen Versagen ab.

Für U. J. Gottlieb zieht eine illustre Gesellschaft von „Gewinnern“ zu Werke: Wer wird profitieren? Die Lebensmittelkonzerne (dürfen mit Merkels Segen Preise erhöhen); die Werbeagenturen (die von der Bundesregierung beauftragt werden, um die höheren Preise als Segnung zu preisen); die NGOs (Foodwatch, Greenpeace etc.), die ÖR-Medien (die nun die nächste Sau durch das mediale Dorf treiben dürfen und die Kanzlerin lobpreisen können und gegen Rechts kämpfen müssen). Wer hat es auszubaden? Der Mittelstand (sprich die arbeitende verdienende Bevölkerung).

Es geht in jeder Hinsicht nur um’s Geld – Quantität schlägt Qualität.

Leserin Sonia.B. kommentiert: Die Leute essen, was sie sich leisten können und dabei wird dann nach Geschmack unterschieden. Wenn der Großteil der Bevölkerung sich die Alternativen leisten könnte, würden er sie jetzt schon kaufen. Aber selbst nach einer Preiserhöhung für Fleisch wird es immer noch günstiger sein als die Alternativen. Oder es wird von irgendwoher Billigstfleisch importiert und beim Verbraucher kommt nur noch schlechtere Ware an. Wie gesagt. Ich sehe nicht das die Tiere da irgendwo profitieren. Es geht wieder nur ums Geld….

Danton würde begrüßen, Fleisch wieder beim Fleischer zu kaufen und auf Qualität hoffen zu dürfen: Man sollte es den Discountern verbieten Frischfleisch zu verkaufen, dann würden sich gelernte Metzger wieder trauen, eigene Geschäfte zu eröffnen und damit einen vernünftigen Anstieg der Preise durch Qualität erzeugen. Kein Metzger mit Berufsethos würde Fleisch anbieten wie dies Real, Lidl oder Aldi tun.

Der Verbraucher hat keine Wahl, in seine Börse wird gegriffen, er muss permanente Preissteigerungen stemmen.

Julius Schulze-Heggenbrecht formuliert es so: Höhere Lebensmittelpreise? Aber klar doch … zusammen mit immer höheren Strompreisen und steigenden Benzinpreisen eine wunderbare Idee! Dazu dann noch die eine oder andere kleine Steuererhöhung, die eine oder andere kleine oder auch größere „Abgabe“, eine deutliche Erhöhung der GEZ-Gebühren (äähhh … das heißt doch jetzt „Demokratieabgabe“, oder?), dazu ständig steigende Preise im ÖPNV, ständig steigende kommunale Abgaben, und obendrauf noch eine ganz allgemeine, saftige Erhöhung sämtlicher Preise durch die CO2-Steuer, die den grünen Spinnern gar nicht hoch genug sein kann. Und dennoch wird all das Geld, das man uns aus der Tasche zieht, nicht dafür eingesetzt, bspw. die marode Infrastruktur zu verbessern. Stattdessen wird es rausgehauen und verjubelt für lauter unsinnige Projekte, die wir hier und in anderen Ländern gern und großzügig finanzieren. Wunderbar! So schaffen wir eine nachgerade herrliche Zukunft für unser Land!

Leser CIVIS verleiht mit in seinem Kommentar dem Umstand Nachdruck: Dieser „Normalverbraucher“ mit „Normalverdienst“ muss nämlich letztlich in der Lage sein, diesen Qualitätsgewinn einschl. Mehrpreise auch zu bezahlen. Denen „da oben“ ist das egal; … die „da unten“ konnten auch bisher keine allzu teuren Lebensmittel kaufen. Also muss der Umsatz bringende „Mittelstand“ jetzt moralisch und ethisch – wie bei anderen Themen auch – weichgekocht werden, doch um Gottes und Merkels Willen „freiwillig“ auf teurere Lebensmittel umzuschwenken. Staatlich festgelegt Preise können nämlich Wählerstimmen kosten. Es bleibt nun abzuwarten, ob der „deutsche Michel“ wieder die Schuld auf sich nimmt und bereit ist, seinen bald letzten Euro für höhere Lebensmittelpreise auszugeben. Und ACHTUNG: Dabei sollte Michel auch andere Mehrausgaben im Auge haben, wie z. B. steigende Mieten, steigende Energiekosten (Heizung, Benzin, Gas, Wasser, Strom u. a.), steigende KV-Beiträge, höhere Steuerlasten (CO2-Steuer u. a.), Verlust des Arbeitsplatzes usw.

Die Kaste der Raubritter scheint mitnichten Geschichte, sie ist allgegenwärtig und schlägt erneut zu.

bhayes schreibt: Die Verkommenheit und Verlogenheit der Linken Bürgerauspresser kennt keine Grenzen. Alles, aber wirklich auch alles wird dazu missbraucht, die Bürger noch mehr auszurauben und zu gängeln als bisher. Genau daran erkennt man übrigens einen Linken am zuverlässigsten: Er will andere bestehlen. Das alles ist – wie bei Linken praktisch schon Standard – grundordnungsbrechend. Denn die Kader sind fundamental für solche Fragen gar nicht zuständig.

KorneliaJuliaKoehler glaubt, die deutsche Regierung ist weltweit die erste und einzige, die ihren Bürgern offiziell steigende Lebensmittelpreise verordnet. Dieses Novum wird hoffentlich das Fass zum Überlaufen bringen. Mal abgesehen von Sonderangeboten sind die Preise für Lebensmittel in den vergangenen Jahren doch bereits gestiegen. Wenn ich mir noch die Kaufkraft der DM in Erinnerung bringe, so ist der Preisanstieg seit der Einführung des Euros für die gesamten Kosten des Lebensunterhalts sogar enorm gestiegen. Wer zu DM Zeiten monatlich 2.000,00 DM Rente oder Nettoeinkommen hatte, kam ganz gut über die Runden. Mit 1.000,00 € mtl. ist man heute auf Sozialhilfeniveau. Die Bürger dieser Einkommensgruppe sind auf die Sonderangebote der Billigdiscounter angewiesen!

Leserin Gruenauerin beleuchtet das Thema durch einen Vergleich aus DDR-Zeiten und hegt ebenfalls Zweifel an der Existenz der Markwirtschaft: Die Mehrwertsteuer ist der größte Steuerbrocken im Haushalt. Außerdem will Frau Merkel den Weg zum Sozialismus weiter ebnen. Dieses Mal ist eben der Lebensmittelhandel dran. Sie beteuert zwar, dass sie keine Mindestpreise festlegen will, aber wer glaubt das schon. In der DDR gab es auch für Lebensmittel feste Preise. Ein Teil für diejenigen, die sich kein Delikat leisten konnten und in der HO oder dem Konsum einkaufen gingen und die es sich leisten konnten, im Delikat einkaufen zu gehen, mussten eben die hohen Preise bezahlen. Frau Merkel will – wenn ich beim DDR-Sprech bleibe – überall Delikatläden einrichten… Kein Lebensmittelhandel ist altruistisch. Wenn wir noch eine Marktwirtschaft hätten, wären die Lebensmittelketten überhaupt nicht ins Kanzleramt gegangen. Übrigens, Lidl (oder war es Aldi?) hatten vor nicht allzu langer Zeit nur noch Bio- und Fair-Trade- Bananen in ihren Verkaufsstellen. Den Versuch haben sie eingestellt, weil die Leute keine Bananen mehr kauften. Es geht nicht um den Lebensmittelhandel, nicht um die angeblich tiefen Preise, es geht um Ideologie und Steuereinnahmen sowie um die Vernichtung unseres Wohlstandes. Merkel hat es in Davos ganz eindeutig gesagt: Wir werden anders leben müssen!

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