Tichys Einblick
Es gibt nur einen

Nancy Faeser legt sich mit Rudi Völler an

Rudi Völler wird nächste Woche neuer DFB-Sportdirektor. Noch vor seinem Amtsantritt hat er sich mit Innenministerin Nancy Faeser (SPD) angelegt. Und glänzt dabei wie in besten Zeiten.

IMAGO/Star-Media, Schüler - Collage: TE

Am besten war Rudi Völler als Fußballer, wenn er die Schulter leicht nach vorne beugte, sein Blick in den Tunnel ging, der Ball am Fuß klebte und der Stürmer dann an Fahrt aufnahm. So drang er aus dem Halbraum in die Sturmspitze vor und machte eines seiner vielen Tore für Bremen, Rom, Leverkusen oder die Nationalmannschaft. Die hieß damals noch so.

Zwischenzeitlich hieß sie dann „Die Mannschaft“, weil Sportdirektor Oliver Bierhoff fand, dass das besser klinge, internationaler sei und vor allem, dass es mehr Geld aus der weltweiten Vermarktung bringe. Doch der Plan ging nicht auf, die Fans motzten und das zusätzliche Geld blieb auch aus. Also heißt die Mannschaft seit dem Sommer wieder „Nationalmannschaft“, setzt sich aber trotzdem für das Gute und das Schöne in der Welt ein: Vor dem Spiel knien die Jungs um Manuel Neuer gegen Rassismus, setzen Botschaften gegen den Klimawandel und tragen Frauentrikots, damit mehr Menschen Frauenfußball schauen. Danach spielen sie dann auch noch Fußball, aber das schon lange nicht mehr so richtig nennenswert.

Damit das wieder anders wird, hat der DFB Rudi Völler verpflichtet. Der Weltmeister von 1990 soll die Nationalmannschaft als Bierhoffs Nachfolger zu alter Größe zurückführen. Auf und neben dem Platz. Der 62-Jährige tat es gleich zu Beginn wie zu besten Zeiten, beugte auf der Pressekonferenz die Schulter leicht nach vorne und schloss präzise ab: „Auch unsere Innenministerin hätte das ein oder andere lassen sollen.“ Treffer. 1:0 für Völler.

Eigentlich eine harmlose Aussage. Doch die angesprochene Nancy Faeser (SPD) keifte zurück: „Ich denke nicht, dass Rudi Völler die Arbeit für die FIFA machen sollte.“ Die Arbeit der Fifa machen … Das ist eine Stufe vor: Völler betreibe „Hass und Hetze“, zwei Stufen vor: der Verfassungsschutz beobachtet ihn wegen Delegitimierung des Staates, und nur noch ein kurzer Weg bis: Die ARD klingelt um 6 Uhr an deiner Tür und fragt dich, ob du für ihr Sondereinsatzkommando mal kurz in die Kamera leiden kannst.

„Das war eine Aktion als Protest gegen die FIFA“, erklärte die Innenministerin, warum sie nach Katar gereist war, um dort die „One-Love-Binde“ in die Kameras der Welt zu halten. Ein Protest, der den Weltverband des Fußballs bis ins Mark traf. Fifa-Präsident Gianni Infantino ließ sich auf der Tribüne mit Faeser fotografieren, grinste in die Kamera und zeigte dabei auf deren Armbinde. So zeigen Männer in der Welt des Fußballs ihren Gram darüber, dass sie von einer Haltung zeigenden Frau moralisch vernichtet worden sind.

DFB-Präsident Bernd Neuendorf sagt, die Aktion sei mit dem Deutschen Fußball-Bund nicht abgesprochen gewesen. DFB-Direktor Rudi Völler sagt, dass er solche Aktionen künftig nicht mehr sehen will. Doch Faeser hält sich an ihre Haltung, sie habe die Binde vom Deutschen Fußball-Bund erhalten. Von wem genau dort, sagt sie nicht. Vom Präsidenten? Vom Greenkeeper? Oder doch von SPD-nahen Spielern wie Leon Goretzka und den SPD-nahen PR-Agenturen, die diese umschwirren?

Apropos SPD-nahe. Die Medien springen dieses Mal Faeser nicht so bei wie gewohnt. Das könnte daran liegen, dass Goretzka, Faeser, Binde und peinliches WM-Aus im öffentlichen Bewusstsein zu einer Symbiose verwachsen sind. Aber auch daran, dass Rudi Völler der Endgegner ist, wenn es darum geht, eine Reputation in den Schmutz zu ziehen. Versucht haben das einzelne Medien schon einmal. 2003. Nachdem Rudi Völler sich bei Waldi Hartmann gegen den sprachlichen Kritik-Klamauk eines Gerd Dellings und eines Günter Netzers gewehrt hat. Die Kampagne gegen Völler wurde alsbald eingestellt. Der einstige Stürmer war einfach zu beliebt.

Und so biedert sich auch Faeser sicherheitshalber an den Weltmeister an: „Ich freue mich, dass Rudi Völler die Aufgabe übernommen hat.“ Vielleicht weiß die Innenministerin, dass es viele Nancy Faesers gibt. Politkarrieristen, die ihren Aufstieg vor allem Konformität und Haltungzeigen verdanken. Aber es gibt nur einen Rudi Völler. Einen Rudi Vöööööller. Es gibt nur einen Rudi Völler. Einen Rudi Völler …

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