Tichys Einblick
Peter Hahne über PS-Protz

Politiker und Bischöfe als „Klimakiller“

Nirgends kann man die abgrundtiefe Schlucht zwischen Anspruch und Wirklichkeit besser ablesen als am Statussymbol Nummer eins der Deutschen: dem Auto. Je höher die Ethik, desto niedriger die eigene Moral.

Szene am Paul-Löbe-Haus, Fuhrpark / Fahrbereitschaft Deutscher Bundestag - 16.12.2022

IMAGO/Jürgen Ritter
In meiner Nachbarschaft rühmt sich ein Mietshaus per Plakette, alle Standards der Nachhaltigkeit und des Klima- und Umweltschutzes einzuhalten. So etwas kennt man noch aus der DDR: Wir sind die Besseren – der sozialistische Plan erfüllt. Wenn man jedoch die Politiker und Bischöfe an der Spitze von Staat und Kirche prämieren müsste, dann bekämen sie die Plakette für Heuchelei und Pharisäertum an ihre Paläste montiert.

Die scheren sich nämlich um alles, nur nicht um die Ansprüche, Regeln und Gesetze, die sie sich für das gemeine Volk ausgedacht haben. Und die sie mit brutaler Gewalt (nicht nur des Wortes) durchsetzen. Die Kirchen bejubeln die Antisemiten der „Letzten Generation“ und setzen pflegebedürftige Senioren vor die Tür, um die Gelddruckmaschine der Flüchtlingsindustrie anzuwerfen. Sie schwafeln von den Kanzeln über Schöpfung, Windräder, Solardächer und appellieren an die letzten verbliebenen Schäfchen, das Auto stehen zu lassen.

Der Staat, egal ob die Ampel in Berlin oder CDU/CSU-geführte Landesregierungen, will das Volk am liebsten auf Lastenfahrräder setzen und die Autos unbezahlbar machen. Sollen doch der Handwerker und die Mutter schulpflichtiger Kinder im Bayerischen Wald oder in den Weiten Mecklenburgs sehen, wie sie sich fortbewegen.

Nirgends kann man die abgrundtiefe Schlucht zwischen Anspruch und Wirklichkeit besser ablesen als am Statussymbol Nummer eins der Deutschen: dem Auto. Je höher die Ethik, desto niedriger die eigene Moral. Die tonangebenden Leitungsleute von Kirche und Staat fahren die größten Dreckschleudern (wenn man Betrieb und Herstellung der Luxusautos einberechnet) und die teuersten Limousinen. Motto: Was juckt mich mein Geschwätz in den Sonntagsreden und der Gesetzgebung. Das ist schlicht pervers.

Das Finanzministerium hat jetzt eine neue Leitlinie für die Preisgrenze für Staatslimousinen bekanntgegeben. Lindners Liste besagt: Innerhalb der letzten fünf Jahre haben sich die Preise fast verdoppelt. Verdoppelt! Minister dürfen künftig die Langversionen von Audi, BMW oder Mercedes für maximal 105.000 Euro bestellen. Die unzähligen Staatssekretäre 98.000 (letztes Jahr noch 77.000). Regierungssprecher und Ministerialdirektoren 72.000 Euro, 14.500 mehr als bisher. Sicherheitsausstattung, L-Version mit mehr Beinfreiheit, Panzerausstattung oder Blaulicht kommen als „Sonderausstattung“ noch dazu. Und weil die Konzerne Rabatte gewähren, sind die wahren Werte noch höher. Irre!

Es lohnt bei einem Berlin-Besuch, sich in einer Sitzungswoche diesen eindrucksvollen Luxuslimousinen-Park am Reichstag anzuschauen. Oder die Vorfahrt zu den Kabinettssitzungen. Da steigen politische Zwerge aus riesigen Autos. Neben den von Hof-Visagistinnen aufgepeppten Gesichtern sind das die meist gezeigten Bilder in den TV-Nachrichten. Sogenannte Zwischenschnitte.

Wenn man das sieht, zahlt man doch viel, viel lieber seine Steuern, oder?! Und ist dankbar für jede Sparanordnung, die in eben jenen Autos entsteht, in denen die Damen und Herrn, von Steuergeldern frisiert, mit viel Beinfreiheit und (belüfteten!) Massagesitzen über neuen Knebel-Gesetzen brüten – natürlich wegen der dramatischen Erderhitzung bestens klimatisiert. Vorbild RBB, wo die wahren Täter die versagenden politischen „Aufsichts“-Gremien sind.

So kann es schon mal sein, dass zu Umweltgipfeln oder Nachhaltigkeitskonferenzen mehr Luxus und Dreckschleudern vor der Tür stehen, als ein Dorf jährlich an CO2-Sünden verursacht. Gemäß dem WDR-Lied, „kontrolliert“ vom CDU-geführten Rundfunkrat: „Meine Oma ist ne Umweltsau“ – und mein Minister (oder Bischof) ist ein Heuchler.

So passiert in Berlin: Die links-grünen Senatoren fuhren mit riesigen Dienstlimousinen zu einer innerstädtischen Umwelttagung, obwohl dort alles per U-Bahn, Bus oder Lastenfahrrad zu erreichen ist. Denn die „Last“ der Akten diente doch tatsächlich zur Begründung für die Autos, die zum Teil auch noch im Parkverbot platziert wurden, man gönnt sich ja sonst nichts. Mit dem dicken Dienstwagen durch Stadt und Land, zum Fototermin mit dem Rad. Heucheln als Amtsqualifikation.

Der neue CDU-„Regierende“, der noch am Wahlabend (der Betrugswahl) Queerbeauftragte in allen Bezirken und die „Klimaneutralität“ (zu deutsch: Pleite) Berlins als sein wichtigstes Ziel verkündete, fährt statt Bus eine Dreckschleuder, die laut „Umwelthilfe“ den EU-Grenzwert für CO2 um das Vierfache übersteigt – es folgen die CDU-Politiker Wüst und Reul (NRW). Aus Bayern wurde gerade bekannt, dass AKW-Abschalter Söder in München mit der nagelneuen „Panzerversion“ des 7er BMW liebäugelt. Zum Angewöhnen? In Berlin fährt der Kanzler ein Koloss mit Komfort, ohne jede Rücksicht aufs Klima. Das gilt nur für den Plebs.

Nicht anders läuft es in den Kirchen auf vier Rädern. Da werden auf Synoden statt Austrittswelle lieber Tempolimit, Energiesparprojekte und anderes Allotria debattiert, doch der Wagenpark der Bischöfe steht dem der Regierungen in nichts nach. Sie predigen Bescheidenheit, schwelgen jedoch selber im Luxus. Eine links-grüne Umwelt-Bischöfin brachte es mal fertig, ihren VW Phaethon mit Massagesitz damit zu rechtfertigen, sie habe „Rücken“. Den haben Fließbandarbeiter und die Supermarktkassiererin allerdings auch …

Bei einer Erhebung 2021 zeigte die „Umwelthilfe“ den Schwarzen die Rote Karte. Mit 258 Gramm pro Kilometer ist der Audi A8 des Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Bätzing, der größte Umweltverschmutzer. Der BMW 745e seines protestantischen Pendants, der EKD-Ratsvorsitzenden Kurschus, stößt 212 Gramm CO2 aus. Die Klimareligion und ihre Klimakiller: Wasser predigen und Wein saufen. Jesus Christus (er)kannte sein Bodenpersonal schon vor 2000 Jahren. Focus titelte mal hämisch: „CO2 im Namen des Herrn. Die Bonzen-Schlitten der Bischöfe.“

In der sogenannten „Elite“ erleben wir einen Feudalismus, der jegliche Glaubwürdigkeit zerstört. Diese Sünden bringen das Volk wesentlich mehr in Rage als irgendwelcher programmatische Irrsinn. So werden Protestwahl und Massenaustritt verständlich. Es gibt nun einmal Ämter, deren Personen Vorbildfunktion haben. Doch die flüchten sich lieber in Vorschriften (für andere). Sie schwafeln von Werten und haben nur (leere) Worte.

Unser Land braucht dringend mehr Vorbilder als Vorschriften, soll nicht endgültig alles den Bach runter gehen. Bild titelt: „Dienstwagen-Sause der Politiker … Und wir sollen Energie sparen!“ Und das Schweizer Pendant Blick: „Der Öko-Beschiss der deutschen Politiker“. Wer möchte von solchen Leuten schon regiert werden …