Tichys Einblick
G7-Gipfel in Münster

Kreuz und Bibel wandern in die Grüne Tonne

Die letzten Dämme gegen die Wokeness brechen: Eine deutsche Außenministerin ordnet an, den historischen Zentral-Gegenstand aus dem historischen Friedenssaal in der historischen Stadt des Westfälischen Friedens zu entfernen. Und das ist nur möglich, weil es kaum Widerstand gibt. Und wer sich widersetzt, wird platt gemacht.

Die Außenminister der G7-Staaten in Münster – ein Kruzifix wurde aus dem Raum entfernt, 04.11.2022

IMAGO / ZUMA Wire

Man stelle sich vor, das wäre zu Zeiten von Strauß und Kohl, von Dyba und Meisner, von Graf Lambsdorff oder den Vogel-Brüdern passiert. Die Erde hätte gebebt: Eine deutsche Außenministerin ordnet Stunden nach Allerheiligen und dem Reformationstag an, den historischen Zentral-Gegenstand aus dem historischen Friedenssaal in der historischen Stadt des Westfälischen Friedens zu entfernen. Beim G7-Gipfel ist das 482 Jahre alte „Ratskreuz“ verschwunden, das einst diesen Frieden besiegelte und vor dem bis heute die Münsteraner Stadtratsmitglieder vereidigt werden. Einfach weg. Ab in die Grüne Tonne.

Nach der Bibel-Inschrift auf dem Berliner Schloss vor ein paar Tagen jetzt also das Kreuz von Jesus Christus. Erst war es Winnetou, der weichen musste. Wochen später geht’s dann ans Tafelsilber unserer Kultur. Heiter weiter. Von massivem Widerstand, der die Täter erschrecken könnte, ist weit und breit nichts zu hören und zu sehen. Sie setzen ihr Zerstörungswerk ungehindert fort. Auch Merkel war ja niemand in den Arm gefallen.

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In Magdeburg tagt gerade die EKD-Synode, der ich 24 Jahre angehörte, und verteilt Sympathiepunkte an Schlepper-Schiffe und Klima-Terroristen. Ein Marsch auf Münster ist nicht geplant. Und der Osnabrücker Oberkatholik, Münsters Nachbar-Bischof Bode bejubelt gerade den rot-grün-gelben Cannabis-Erlass. Man setzt eben Prioritäten.

Natürlich gibt es Gegenstimmen, deren Heuchelei jedoch dem Ganzen nur noch die Krone aufsetzen. Bayerns Ministerpräsident Söder twittert spontan auf seinem offiziellen Kanal: „Ist das die neue Außenpolitik? In keinem anderen Land der Welt würde sowas passieren!“ Prompt fängt er sich die Antwort eines Users ein: „Sie und die Union haben so wenig mit dem christlichen Glauben zu tun, wie ich mit der CSU. Warum regen Sie sich so künstlich auf?“

Ja, 2018 hatte Söder als Wahlkampfschlager den „Kreuzerlass“. Nach dem dramatisch schlechten Ergebnis dann die Wende: Bayern sei doch ein liberales und tolerantes Land. Er würde das nicht noch einmal machen. Die Augsburgerin Roth plus Söders Lieblings-Koalitionspartnerin Baerbock müssen das doch als Ermunterung auffassen: Kreuz und Bibel stören offensichtlich die Liberalität und die queer-woke Toleranz, oder?

Und, was für ein Zufall, es waren zwei bayerische Ober-„Hirten“, die beim Besuch der Tempelberg-Moschee in Jerusalem ihr Kreuz ablegten und damit nicht nur Jesus Christus, sondern auch das Wesen unserer europäischen Kultur in die Tonne traten. Wenige hundert Meter Luftlinie neben dem historischen Golgatha. Na, wenn das keine Vorbilder sind …

Der große Otto von Habsburg hat mir vor 40 Jahren ins Mikrofon gesagt: „Europa gibt es entweder unter dem Kreuz oder gar nicht.“ Jetzt also gar nicht (mehr). Ohne nennenswerten Widerstand. Höchstens gegenüber Staaten, die das Kreuz noch hoch halten wie Polen, Ungarn oder neuerdings wieder Italien.

Merken wir eigentlich nicht, dass die SPD/FDP/Grüne-Regenbogenkoalition nur das konsequent fortsetzt und einlöst, was ihnen in die Regierungswiege gelegt worden ist?! Bibel und Kreuz bezeichnen sie als einen „unzulässigen Herrschaftsanspruch“, doch der Muezzin ist herzlich willkommen. Ein Herr Laschet, gemeinsamer Kanzlerkandidat von Parteien, die sich etikettenschwindlerisch „christlich“ nennen, ist doch Weltmeister im Verharmlosen des Islam und dem Eröffnen von Moscheen.

Der Kölner Muezzin-Ruf zum Beispiel wird von den Partei-Ideologen bewusst mit dem Glockengeläut der Kirchen gleichgesetzt. Volksverdummung! Er ist nämlich kein Glaubensruf, sondern ein politischer Akt. Die Ditib-Moschee, die ja direkt von dem stramm islamistischen Erdogan abhängig ist, hat bewusst den Freitag für den Ruf ausgewählt.

Zurück zum Münsteraner Kreuz. Es ist Symbol für den Westfälischen Frieden, nicht für den Dreißigjährigen Krieg, der dadurch ja beendet wurde. Doch dazu bedürfte es eines Hauchs von Bildung. Kobalt und Kobold lassen grüßen. Aber was will man erwarten von Demonstranten, die hinter der Parole herlaufen „Deutschland, du mieses Stück Scheiße“?! Oder einer CDU, die ökumenisch mit ökonomisch verwechselt in einer offiziellen Andacht-Einladung.

Der Theologieprofessor Jürgen Henkel bringt es in IDEA auf den Punkt: „Diese maximale kulturelle Selbstverleugnung überrascht nicht wirklich. Von der Frage der Abtreibung bis zum Thema der religiösen Prägung des Landes und Europas zeigen die gerade in Deutschland von den Kirchen so hofierten GrünInnenden* mittlerweile offen wie nie zuvor die hässliche Fratze ihres Kirchenhasses und ihrer Ablehnung der christlichen Prägung unseres Landes und unserer Kultur.“

Baerbock lässt Kreuz entfernen
Der grüne Kulturkampf gegen unser Erbe
Höhepunkt des Skandals: Ein Sprecher betonte in der Regierungspressekonferenz heute, es habe bei der Vorbereitung des Außenminister-Treffens eine Reihe von Veränderungen in dem Saal, unter anderem dem Mobiliar, gegeben. Das sei „üblich bei solchen Treffen“. Wer die Demontage des wichtigsten Symbols der christlich-abendländischen Kultur zur notwendigen Entrümpelung eines Festsaales verniedlicht, der verrät überdeutlich, was noch alles auf uns zukommt.

Doch die politische Demenz gehört zum Markenkern des deutschen Volkes. Darauf können sich die Parteien genauso verlassen wie auf den absoluten, oft vorauseilenden Gehorsam der Kirchen. Corona lässt grüßen. Das alles wird nämlich schnell vergessen sein.

Aber vielleicht irre ich mich ja, und die feministische Außenpolitik überrascht uns noch: Wenn Frau Baerbock den Lieblings-Grußtelegramm-Empfänger unseres Staatsoberhauptes besucht, wird sie vielleicht verlangen, dass der Teheraner Flughafen „Iman Khomeini“ vorher in „Olivia Jones Airport“ umbenannt wird und die Moscheen auf der Fahrt zum Regierungspalast regenbogenfarben verhüllt werden.

Ein Hotelmanager im kalifornischen Sausalito, strammer Liberaler, sagte mir eben im Vorübergehen: „Trump hätte seinen Außenminister sofort aus Münster abgezogen. Auch deshalb wähle ich ab jetzt die Republikaner.“ Der Skandal ist hier also schon Thema, und er wird die Republikaner für den Wahlkampf zum kommenden 8. November nur noch beflügeln: „Wir wollen nicht so werden wie die Deutschen.“

Die US-Wahl in ein paar Tagen ist neben der Quittung für die dramatische Biden-Inflation ein echter Kulturkampf. Wir Deutschen haben jedoch schon längst aufgegeben. Wer Bibel und Kreuz ungehindert in die Tonne treten kann, der hat’s geschafft.