Tichys Einblick
Widerstand gegen Asylantenheim

Merz-Wahlkreis gegen Wüst-Regierung

Im Merz'schen Hochsauerlandkreis braucht es keine Brandmauer mehr. Das Volk fern der Blase im Paralleluniversum von Berlin schafft sich seine eigenen Realitäten. Merz hin und Wüst her: Hier gab es eine Abfuhr an die „Flüchtlingspolitik“ von CDU/CSU seit 2015, die sich gewaschen hat.

IMAGO / dts Nachrichtenagentur

Was haben wir früher vor dem Sommerloch gezittert. Nichts war los. Man machte sich die Themen selber. Unvergessen, wie ich in den 1970er Jahren mal „Schnee auf Mallorca“ melden musste. Eine Ente, wie sich Tage später herausstellte. Aber damals hatten die Wetter-Ideologen gerade eine neue Eiszeit prophezeit.

Beliebt war immer das Ungeheuer von Loch Ness, liebevoll Nessie genannt. Damit konnte man jahrelang wertvolle Sendeminuten füllen. Natürlich auch die Geschichten rund um die Sommerinterviews. Helmut Schmidt als Kapitän vom Brahmsee, Helmut Kohl mit seinen Rehkitzen am Wolfgangsee.

Das waren noch Zeiten: Es gab kein Internet, alles dauerte länger und es war eben ein richtiges Sommerloch. Man musste als Reporter richtig investigativ und kreativ sein, notfalls eben erfinderisch. Völlig anders heute. Das „Netz“ ist schneller als der Schall. Nichts mehr geheim, nichts mehr vertraulich.

Doch was sich in diesen Tagen tut, ist durch nichts mehr zu übertreffen. „Klimakatastrophe“ war gestern, heute erleben wir den kältesten Sommer seit langem. Für August ist sogar Schnee in den Mittelgebirgen möglich. Nur noch die Lauterbach-Sekte kämpft gegen den Hitzetod. Die immer mehr Impftoten sind tabu. Der Blick auf die Umfragen irgendwie langweilig: Die AfD steigt und steigt, die Union versinkt in die Bedeutungslosigkeit.

Super-GAU gibt’s nicht, aber …

Doch obwohl man „GAU“ nicht steigern kann, könnte man doch vom Super-GAU sprechen, der sich konkret vorgestern ereignet hat. Sozusagen die Implosion der CDU. An einem symbolträchtigen Ort. So ein Drehbuch kann kein Filmemacher erfinden. Und das in einer der größten und sichersten CDU-Hochburgen im Lande. Und das ausgerechnet in NRW. Und was die Krönung ist: Es geschah ausgerechnet im Wahlkreis des Vorsitzenden Friedrich Merz.

„Es war einmal …“ werden wir vielleicht noch unseren Enkeln erzählen: Eine Delegation der CDU-geführten Bezirksregierung Arnsberg erschien im Stadtteil Oeventrop, einem Stadtteil des CDU-geführten Arnsberg im Merz’schen Hochsauerlandkreis. Auf einer Bürgerversammlung wollte man den Bürgern schmackhaft machen, dass in dem 6.200-Einwohner-Ort doch sicherlich noch 450 „Flüchtlinge“ Platz hätten.

Die CDU-geführte Landesregierung des Herrn Wüst hat die ihnen aufs Auge gedrückt. Nun sollten sie mal sehen, wie sie die verteilen. Der Besitzer des ehemaligen Klosters im Ort hatte seine Bereitschaft erklärt, sein prächtiges Gebäude in ein Asylantenheim zu verwandeln.

Jetzt mussten die CDU-Abgesandten nur noch die mehrheitlich CDU-wählenden Oeventroper von den Plänen der Wüst’schen CDU-Regierung überzeugen. Das müsste doch gehen, man ist ja quasi eine Blutgruppe unter Christdemokaten.

750 Bürger waren in die berstend volle Sporthalle gekommen, weitere 150 mussten sich die Bittgesuche der CDU-Regierung draußen anhören. Die „Erderwärmung“ hatte nur einen kalten Abend bereit. Sommer war gestern. Dafür war die Diskussion umso heißer. Angst vor Kriminalität, vor Messerstechereien, vor sexuellen Übergriffen …

Das Volk erhob sich gegen die Herrschenden, so wird man es den Enkeln einmal erzählen. Und was tat der Besitzer des Klosters? Er machte die Baerbocksche 360-Grad-Wende und zog seine Bereitschaft zurück, sein schönes Kloster für „Mütter mit Kindern“ zu öffnen, für Facharbeiter und Ärzte, also für junge arabische Männer …

Wer sich ein bisschen in der Flüchtlingsindustrie auskennt: Der Mann hat quasi auf eine Gelddruckmaschine verzichtet. Von unvorstellbarem Jubel ist die Rede. Der Ort hat einen neuen Helden. Die Verteter der CDU-geführten Bezirksregierung „zogen ihre Mäntel an“ (so viel zur Klimakatastrophe) und ergriffen die Flucht, so schildern es Besucher der größten Bürgerversammlung, die der Ort jemals hatte.

… das Volk erhob sich

Doch das Eigentliche an dieser GAU-Geschichte ist der „Super-GAU“: Genau genommen wurde die CDU-Regierung von Herrn Wüst aus dem Wahlkreis von CDU-Chef Merz rausgeworfen. Denn sie war ja der eigentliche Bittsteller. Man lasse sich das auf der Zunge zergehen. Mitten in den Stunden, in denen Merz schärfste Kritik seines Hauptrivalen um die Kanzlerkandidatur einstecken musste, werfen seine treuesten Wähler dessen Abgesandte aus der Stadt.

Da braucht es keine Brandmauer mehr. Das Volk fern der Blase im Paralleluniversum von Berlin schafft sich seine eigenen Realitäten. Merz hin und Wüst her: Hier gab es eine Abfuhr an die „Flüchtlingspolitik“ von CDU/CSU seit 2015, die sich gewaschen hat.

Man stelle sich das mal vor: Eine CDU-geführte Delegation bittet den Wahlkreis des CDU-Chefs um Hilfe – und dessen Wähler lehnen das so einfach ab. Den Wahlkampf dort wird man sich künftig sparen können. Ähnlich wie im württembergischen Backnang, dem Wohnort der Grünen-Chefin Ricarda Lang.

Just vorgestern gestern, am gleichen Tag also, wurde bekannt, dass dort die Grünen und die AfD-Stadträte nicht nur gemeinsam ein Bier trinken gehen, sondern auch miteinander abstimmen und Politik machen. Und als wäre das nicht schon alles genug, schreibt mir eben ein zuverlässiger Informant und TE-Leser aus einer Kleinstadt Folgendes, hier der Wortlaut der SMS:

Bei uns im Städtchen, eben erfahren. Schwerreicher Entsorgungsunternehmer erfuhr, dass das Grundstück nebenan mit uraltem Haus verkauft werden sollte. Damit keine bekloppten Nachbarn zugreifen, hat er selbst gekauft. Wenige Tage später rief der Stadtdirektor an, wollte afrikanische Flüchtlinge dort unterbringen und fragt deshalb nach. Besitzer ließ sie zappeln und den Kasten nur zwei Tage später von Baggern aus dem eigenen Unternehmen abreißen…. Ist in der Nachbarschaft nun der Held 😂👏

Ich konnte es persönlich noch nicht verifizieren, kann mich jedoch auf die Information verlassen. Aber auch dieses Beispiel spricht Bände. Nicht nur Upahl in Mecklenburg wehrt sich. Das war der Anfang einer Lawine. Der vorgestrige Tag war sozusagen ein Hotspot des Widerstands. Und das ausgerechnet im Brandmauer-Wahlkreis des Herrn Merz.

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