Tichys Einblick
Anschläge in London

London: Islamistische Tournee des Terrors

Nicht "Rock am Ring", sondern London. Wie sagte doch Londons Bürgermeister Sadiq Khan: "Terror gehört zum Leben in der Großstadt." Es ist die Selbstaufgabe der Politik, wie wir sie kennen.

Police officers walk at the scene of an apparent terror attack on London Bridge in central London on June 3, 2017

© Daniel Sorabiji/AFP/Getty Images)

Der Terror ist wieder in London zu Gast. Die islamistische Tournee des Terrors machte im Herzen der britischen Metropole Halt. Oder präziser: Gab Gas, als wieder ein Fahrer am Steuer eines Lastwagens in eine Menschenmenge fuhr. Wieder Tote, wieder eine Nacht des Schreckens für London, für Europa.

Zunächst war nur von Verletzten die Rede, aber schon Stunden später stieg die Zahl der Opfer auf aktuell sieben. Sieben Tote. Mindestens sieben Familien, für die nun nichts mehr so sein wird wie zuvor. Und ein europäischer Kontinent verunsichert, in Trauer, erneut auf dem Wege, Maßnahmen gehen den Terror zu verschärfen und die Freiheiten jedes Einzelnen weiter zu beschränken, um diesen islamistischen Terror in Europa irgendwie unter Kontrolle zu bringen, im Zaum zu halten.

Denn beenden können wird man ihn wohl niemals. Man könnte sogar den Eindruck gewinnen, dass die Wahnsinnigen von Attentat zu Attentat noch von einander lernen. In London schlugen die mutmaßlichen Mordschergen im Namen ihres Glaubens gleich an zwei Stellen zu. Ziel war wohl, die Polizeiarbeit und die Versorgung der Verletzten noch weiter zu erschweren, indem man sich verstreut, Tatorte hinzufügt und die Panik der Menschen in der Millionenstadt noch steigert. Was kommt als nächstes? Mehrere Anschläge zeitgleich in verschiedenen europäischen Ländern?

Nein, eine Abstumpfung ist nicht zu erwarten. Europa ist nicht Israel, wo man sich schon seit Gründung des Staates mit dem terroristischen Wahnsinn irgendwie arrangieren musste. Die Israelis sind deshalb nicht verbittert. Die Jugend gilt sogar als besonders partyfreudig. Ein andauernder Tanz auf dem Vulkan.

Unterbrechung nach Terrorwarnung
"Rock am Ring" - Veranstalter Marek Lieberberg übt harte Kritik
Sicher sind auch wieder einige von Ihnen bei einem der größten Rockfestivals Europas angereist. Und nein, es gab keinen Anschlag bei „Rock am Ring“. Ermittlungsarbeit verbunden mit Präventivmaßnahmen der Polizei unterbrachen das Fest lediglich für Stunden. Die mutmaßlich islamistischen Attentäter, die man im Visier hatte, waren dann doch keine. Sie waren wohl nur verwandt oder bekannt mit solchen, die unter Verdacht standen. Knapp einhunderttausend junge Menschen konnten nach dieser Unterbrechung ausgelassen weiter feiern.

Veranstalter Marek Lieberberg, der die Community der Muslime in Europa für die Bekämpfung all diesen Wahnsinns mit in die Pflicht nehmen wollte, der sie in diesen aufgeregten Stunden aufforderte, Gesicht zu zeigen, zu demonstrieren, musste einen Shitstorm über sich ergehen lassen, angefeuert ausgerechnet auch noch von solchen Magazinen wie Bento, der Jugendsparte von Spiegel Online.

Aber auch die WELT nutzte die Gelegenheit, Lieberbergs Kritik an den hier lebenden friedlichen Muslimen gegen Lieberberg selbst zu richten, als man explizit darauf hinwies, dass der Veranstalter scharf kritisiert wurde, nur die AfD hätte applaudiert. Applaudiert allerdings hatten zuerst auf Lieberbergs Pressekonferenz die versammelten Medien. Und vielleicht war auch einer von Springer dabei, der sich nun feige wegduckte wie all die anderen.

Heute titelt das Blatt online: „Sechs Tote, zwei Tatorte – Polizei erschießt drei Angreifer.“ Drei mutmaßliche Extremisten rasten auf der London Bridge mit einem Kleintransporter in eine Fußgängermenge. Dann stachen die Attentäter in einem nahe gelegenen Vergnügungsviertel mit Messern auf Menschen ein. Nach Informationen der britischen Agentur PA wurde auch ein Polizist schwer verletzt. Ein Attentäter hatte ihm ein Messer ins Gesicht gestochen. CNN berichtete außerdem, dass zwei der drei getöteten Attentäter zuvor in ein Restaurant eindrangen und auf eine Kellnerin und einen Mann einstachen. Unnötig zu erwähnen, dass hier die Auswahl der Opfer zufällig geschah.

Für den Bürgermeister von London, Sadiq Khan, war das eine „vorsätzliche und feige Attacke“. Khan hatte noch im September 2016 erklärt: „Terror attacks are part and parcel of living in a big city.“ Weiter sagte er: „We have got to be prepared for these sorts of things.“ Wir sollen also damit leben müssen, dass jederzeit etwas passiert. Jeder einzelne Europäer wird zunehmend in einem System der ständigen Überwachung leben müssen?

Nein, der größte Angriff auf unsere westlichen Demokratien findet nicht auf der London Bridge oder an anderen Orten des Schreckens statt, er wird am Ende aus uns selbst heraus stattfinden. Und unsere Medien rücken kritische Stimmen wie die des aufgebrachten Konzertveranstalters sofort in die Nähe der AfD. So befeuerten diese selbsternannten Jäger der FakeNews tatsächlich zusätzlich die Spaltung der Gesellschaft, die doch eigentlich gerade jetzt alle Kraft braucht, Einheit zu zeigen. Gibt es schon einen Dankesbrief der AfD? Immerhin wird sie so in die Position gebracht, als einzige Partei dem Terror entgegenzutreten. Die Grünen plakatieren, die CDU nimmt Abschiebungen zurück, die SPD schulzt – ist das das Bild, das andere Parteien im Spiegel der Medien abgeben (wollen)?

Einheit gegen den Terror auch als klare Ansage gegen jene Muslime unter uns, die ihn begehen oder jene, die bereits das grausame Potenzial in sich tragen, sie zukünftig begehen zu wollen. Denn was eint all diese Mörder? Was ist die Schnittmenge? Nein, daran kommen wir nicht vorbei: Es ist ihr Glaube. Ob nun völlig fehlgeleitet oder nicht.