Tichys Einblick
Radikalisierung der Klimaextremen

Zunehmende Radikalisierung: Vom Klimakleben zum Klimaterror

"Klimaterroristen" war das "Unwort des Jahres 2022". Seit einiger Zeit häufen sich nun die Anschläge – auf Baustellen, Autos und die Bahn, sogar auf Sport und Freizeit. In Bekennerschreiben dazu ist u.a. vom „Switch Off“ die Rede – vom großen Abschalten.

Feuerwehrmann löscht brennendes Fahrzeug - Symbolbild

IMAGO / Christian Mang

Letztes Jahr wurde es noch zum Unwort gekürt, zumindest, wenn man der bekanntlich linksdrehenden Jury dieses Nach-unten-Wettbewerbs glauben wollte: „Klimaterroristen“. Doch jetzt scheint der Begriff, binnen Jahresfrist, Realität geworden zu sein. Die Berliner Zeitung schreibt offen von kriminellen Klimaterroristen, die seit geraumer Zeit auch bundesweit Anschläge verüben.

Nach Bränden in einem Berliner Betonwerk tauchte im Januar ein Bekennerschreiben auf. Unbekannte veröffentlichten es auf einer von Linksextremisten genutzten Online-Plattform. Bei dem Anschlag Ende letzten Jahres waren vier Betonmischfahrzeuge ausgebrannt, auch die Förderanlage wurde angezündet. Im anonymen Bekennerschreiben hieß es, Beton sei für zehn Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich (andere setzen den Anteil eher bei acht Prozent an), mithin einer der größten „Klima-Killer“. Ob sie selbst für das Leben ohne Beton vorbereitet sind, ließen die Schreiber offen. Doch die Botschaft haben Medien auch in Deutschland seit einiger Zeit unters Volk gebracht: Beton sei klimaschädlich und müsse ersetzt werden.

Ziel des Anschlags war auch die mexikanische Beton-Firma Cemex, in deren Auftrag ein Mittelständler aus Berlin arbeitet. Er verlor vier von 17 Fahrzeugen und musste deshalb vier Mitarbeiter entlassen. Cemex ist nicht nur einer der größten Betonproduzenten der Welt, sondern auch Lieferant für den Weiterbau der Stadtautobahn A100. Die Anschlagsplaner haben also zwei Teilsysteme mit einer Klappe getroffen. Eigentlich sogar drei, denn auch die Cemex-Exporte nach Israel sind den Brandsatz-Terroristen ein Dorn im Auge, wie das Bekennerschreiben verrät.

Anschläge auf Bauen und Mobilität

Doch das ist beileibe nicht das einzige Beispiel aus der Hauptstadt: Am 26. Januar brannten mehrere Bagger an der Rummelsburger Bucht zwischen Treptow und Friedrichshain. Begründet wurde dieser kriminelle Anschlag mit der geplanten Errichtung eines Luxushotels und eines Meeresaquariums an dieser Stelle – und mit der Räumung eines Obdachlosencamps. Auch an der Baustelle zur A100 brannten im Januar zwei Bagger mittels zeitverzögerter Brandsätze.

Und schon im September waren zwei Bagger der Firma Strabag angesteckt worden. Die unbekannten Täter versetzten die sabotierten Bagger sozusagen in den „Klimastreik“, wie sie selbst schrieben. Dann wieder heißt es nach einem Anschlag in Berlin-Kreuzberg, Baufirmen verübten einen „kapitalistischen Angriff auf unsere Lebensräume“. So wird der Wohnungsmangel verewigt. Die Klima-Extremisten scheinen es darauf anzulegen, sehr ernsthafte soziale Spannungen entstehen zu lassen.

Hinzu kommen auch einige beinahe schon altmodische Attacken auf die individuelle Mobilität. So setzten Unbekannte bereits im Sommer nagelneue BMWs in München in Brand. Auch in Frankfurt-Fechenheim brannten E-Autos, obwohl die doch so klimafreundlich sein sollen. Das kann aber kaum wahr werden, wenn sie vor der Benutzung ausbrennen. Ein anderes Phänomen begann in Berlin mit den sogenannten „Reifen-Auslöschern“ („Tyre Extinguishers“), die spaßeshalber die Luft aus Autoreifen ließen. Anfang Februar wurden im Nobelvorort Berlin-Zehlendorf erstmals die Reifen von 70 Autos zerstochen. Auf dem Zettel, den die Attentäter hinter die Scheibenwischer klemmten, war das Motto „Platt for Future“ zu lesen. Auch hier wurde nicht vor E-Autos Halt gemacht. Offenkundig geht es nicht mehr nur gegen die „Fossil-Lobby“, sondern gegen das Wirtschaftsleben insgesamt.

Zwischen zentraler Steuerung und „Mitmach-Kampagne“

Viele der Taten reklamierte eine mehr oder minder lose Gruppe von Tätern via Internet-Schreiben für sich, unter dem Motto „Switch Off“, im Deutschen also etwa „Abstellen“ oder „Ausschalten“. Manchmal heißt es ergänzend „Switch Off – the system of destruction!“. Man will also „das System der Zerstörung“ ausschalten, es aber de facto angreifen und schwächen. System hat vor allem das Zerstörungswerk der Klimaterroristen.

Unklar bleibt, ob es sich um eine zentral geführte Gruppe – wie die Klimakleber oder FFF – handelt, oder ob sich hier verschiedene Akteure an ein einheitliches Motto dranhängen. Das nennt sich dann angemessen trivial eine „Mitmach-Kampagne“. In dieser Frage sind auch die Landespolizeien noch nicht weiter. Trotzdem ist die „neue Qualität“ laut Polizei gegeben. Im Berliner LKA geht man derzeit von einem „Aktionsbündnis ohne feste Strukturen“ aus, auch weil sich die Methoden stark unterscheiden.

Unter dem Franchise-Siegel „Switch Off“ wurden jedenfalls schon die unterschiedlichsten Anschlagstypen verübt. Mal ging es mit Bitumen und Buttersäure gegen einen Hamburger Golfclub, mal mit Grillanzündern gegen den Betonmischer Cemex, dann wieder mit Hammer und Farbe gegen die Deutsche Bahn in Berlin (wegen eines Streckenbaus in Mexiko, an dem die DB beteiligt sei). Am 3. August 2023 legten Unbekannte mehrere Brandsätze an einen Sendemast in der Berliner Wuhlheide und beklagten sich über die anschließende „Nachrichtensperre“. Die Täter hatten sich wie jeder Terrorist ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit für die eigene Untat gewünscht.

Warum blockieren Linke die Arbeiterklasse?

Man kommt zum Schluss, dass der Klimaterrorismus schon viel länger eine Wirklichkeit in Deutschland ist, als allgemein bekannt. Die Sprach-Jury mit ihrem Negativpreis gab uns sozusagen einen Hinweis auf ein schon damals dynamisches Geschehen. Und wer weiß, auf wessen Konto die Kabeldiebstähle gehen, die neuerdings den Bahnverkehr empfindlich einschränken, egal ob in Ostsachsen oder wie zuletzt zwischen Frankfurt und Stuttgart. Nicht gesagt ist, dass alle Klima-Aktivisten mit kriminellen Neigungen auch die Bahn als „klimafreundlich“ ansehen (siehe Streckenbau in Mexiko).

Noch eher kommen die Brandanschläge auf Bahnkabel in Frage, wie das im September von Unbekannten in Hamburg verübte Attentat, das den Zugverkehr nach Berlin für Tage zum Erliegen brachte. Auch der Stern verstand das überhaupt nicht: „Warum blockieren Linke ausgerechnet die Arbeiterklasse, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln fährt?“ Man könnte jetzt frei nach Robert Habeck sagen: Die Bahn ist nicht blockiert, sie hat nur keinen Strom mehr. Laut Bekennerschreiben ging es den Terroristen um das Ende der „extraktivistischen Zerstörung der Erde“, also, wenn man es richtig versteht, gegen jede Art von Rohstoffnutzung (Extraktion). Der seit ältesten Zeiten betriebene Bergbau – ein Klimaverbrechen!

Dazu passt ein Anschlag auf eine Kiesgrube. Im hessischen Langen zerschnitten maskierte Personen in Maleranzügen und Sturmhaube das Förderband eines Kieswerks und zerstörten den zugehörigen Motor. Der Grund in diesem Fall: Laut einem Gerichtsurteil darf der Grubenbetreiber ein größeres Waldstück roden, um die Kiesgrube zu erweitern. Das wollen die zum Teil absurd maskierten Aktivisten nicht akzeptieren.

Lars und Fynn wollen Anschläge für das Klima

Insgesamt kommt die neue Tendenz zum Klimaterrorismus nicht unerwartet. Ende Januar berichtete Bild davon, dass die possierlichen „Klimakleber“ der „Letzten Generation“ sich nicht mehr an Straßen und Kunstobjekte  kleben wollen. Eine neue Strategie liege vor, bestehend aus – doch jetzt Obacht – „Massenbesetzungen der Straße, Störaktionen bei Veranstaltungen von Politikern und Anschläge auf Ziele, die einen direkten Bezug zum Klimawandel haben“.

Was nicht stimmt, ist der Schluss: „Die normalen Bürger werden endlich in Ruhe gelassen!“ Das sollte einem eigentlich auch auffallen, wenn man im Satz davor von „Anschlägen auf Ziele“ mit Klimawandel-Bezug geschrieben hat. Denn das kann, wie die genannten Beispiele lehren, praktisch alles sein: vom Baustellenbagger bis zum Kiesgruben-Förderband. Wenn die Bild-Information stimmt, dann wurde hier der neue Klimaterrorismus verkündet. Strategie-Sprecher Lars Werner meint dazu: „Unsere Bewegung war bisher noch nicht stark genug. Und ein anderer der Aktivisten-Anführer mit Namen Fynn meint: „Wir können sagen, dass wir das Kleben nicht mehr brauchen. Wir können auch ohne nicht mehr ignoriert werden.“

In mehreren Bundesländern soll es inzwischen Hinweise darauf geben, dass sich heimlich „Kleingruppen in der gewaltorientierten linksextremistischen Szene“ herausbilden, so in Bayern, Berlin, Bremen, Hamburg und Leipzig. Die sächsische Stadt ist als einzige namentlich neben den Bundesländern genannt. Man könnte auch von Terrorzellen sprechen. Das ist allerdings schon seit 2021 bekannt. Schon von der „Letzten Generation“ hatte das Münchner Landgericht im letzten Herbst geurteilt, dass der Zweck ihrer Tätigkeit in der Begehung von Straftaten bestehe. Deshalb waren auch die Hausdurchsuchungen von Mitgliedern möglich. Auch die Szene der Klimakleber wird vermutlich nicht umgehend verschwinden, nur weil sie merkt, dass ihr der gesellschaftliche Wind ins Gesicht bläst.

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