Tichys Einblick
„Kein Jude in Deutschland!“

Judenfeindlicher Übergriff in Bonn

Am 11. Juli kam es in Bonn zu einem judenfeindlichen Übergriff. Ein Mann wurde attackiert, weil er eine jüdische Kopfbedeckung, eine Kippa, trug. Danach wurde er aufgrund einer Verwechslung von der Polizei geschlagen.

Carsten Knall/Getty Images

Das Klima wird rauher in Deutschland. Seit Monaten werden Schülerinnen und Schüler in Deutschland angegriffen, weil sie Juden sind. Im April 2018 wurde ein junger Mann in Berlin angegriffen, weil er eine Kippa trug. Im Juni 2018 wurden in der selben Stadt ein paar Jugendliche angegriffen, weil sie jüdische Musik hörten. Im März 2018 wiederum wurde bei der Internationalen Tourismusbörse in Berlin der israelische Stand bedrängt.

Jetzt wurde ein israelischer Professor aus den USA bei einem Spaziergang in Bonn angegriffen.

Der Täter, ein junger deutscher Mann mit arabischen Wurzeln, schubste den Professor und schlug ihm seine Kippa vom Kopf. Dabei überzog er sein Opfer mit diversen Beleidigungen. Da der Professor die Kippa wieder aufsetzte, wurde ihm die Kopfbedeckung erneut vom Kopf geschlagen. Dabei schrie der Angreifer: „Kein Jude in Deutschland!“

Eine Begleiterin des Professors rief die Polizei. Als sich die Sirenen des Polizeiautos näherten, rannte der Täter weg. Der Professor verfolgte ihn. Dies führte laut Schilderung der Polizei zu folgendem Missverständnis:

Die zur Hilfe eilende Polizei hielt den Professor für den Täter. Da er der Aufforderung der Polizei, stehen zu bleiben, nicht Folge leistete, überwältige ihn die Polizei, brachte ihn zu Boden und fixierte ihn. Da sich der Professor dagegen wehrte, wurde Gewalt angewandt. Dem Professor wurde unter anderem ins Gesicht geschlagen. Nach Angaben eines Polizeisprechers trug der Professor einige Verletzungen davon.

Die Bonner Polizeipräsidentin, Ursula Brohl-Sowa, erklärt dazu, die ganze Angelegenheit sei „ein schreckliches und bedauerliches Missverständnis“.

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, zeigt sich „zutiefst empört“ über den Vorfall und erwartet, „dass gegen den mutmaßlichen palästinensischen Täter nun rasch ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wird.“ Er fügt hinzu: „Wir müssen zeigen, dass jede Form von Antisemitismus in Deutschland sofort sanktioniert wird.“

Dass die Tat von einem Deutschen mit arabischen Wurzeln ausgegangen ist, erfülle ihn mit besonderer Sorge: „Wir dürfen bei unseren Anstrengungen in der Integrationsarbeit nicht nachlassen. Ich begrüße es, dass sich die Polizei für die Verwechslung von Opfer und Täter entschuldigt hat.“

Die Zahl der antisemitischen Straftaten in Nordrhein-Westfalen ist laut Verfassungsschutzbericht gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr verzeichneten die Behörden eine Zunahme um neun Prozent auf 324 Straftaten.


Dieser Beitrag ist zuerst bei Tapfer im Nirgendwo erschienen.