Tichys Einblick
Ende offen

Habecks Heizhammer und die Physik

Habecks Heizhammer ist durch. Weiß der Bundestag, was er beschlossen hat? Wärmepumpen sollen künftig Wohnungen und Heizungen erwärmen. Als Ziel wird bisher angegeben, dass fünf Millionen neue Wärmepumpen bis 2030 eingebaut werden sollen.

IMAGO

Ein Meilenstein für den Klimaschutz sei das, sagte die grüne Abgeordnete Julia Verlinden im Deutschen Bundestag. Dieser gelinge nur, wenn ab sofort jede neue Heizung eine Wärmepumpe ist.

Wärmepumpen werden mit Strom betrieben und sollen ein wenig Wärme aus der Luft oder aus dem Boden auf ein höheres Energieniveau bringen, mit dem das Hausinnere erwärmt werden kann. Wenn es sehr kalt wird, reicht es eventuell nicht mehr, der Außenluft noch hinreichende Wärme zu entlocken. Dann wird aus der Wärmepumpe eine Elektroheizung, es sei denn, man hat einen Kamin oder eine andere Wärmequelle in Reserve.

Wirtschaftsminister Habeck nannte in seiner Antwort auf einen Fragekatalog der FDP dafür einen Energiebedarf von 30 Terawattstunden für 10 Millionen Wärmepumpen. Das ist allerdings die EnergieMENGE, nicht die Leistung.

Habeck geht bei seiner Antwort davon aus, dass im Sommer und Winter gleich viel geheizt wird. Das ist eher nicht der Fall. Im Sommer und im Winter wird unterschiedlich geheizt. Im Winter mehr, wo zudem kaum Leistung aus den Photovoltaik-Anlagen zur Verfügung steht, und im Sommer weniger. Entsprechend verläuft auch die Jahreskurve des monatlichen Gasverbrauchs.

So sieht der Verlauf des Erdgasverbrauchs in Deutschland aus, wie ihn der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft bdew veröffentlicht.

Nicht weiter verblüffend, Mitte Januar wird mit 120 Milliarden kWh am meisten verbraucht, im August mit 40 Milliarden kWh am wenigsten. Im Winter muss das Stromnetz mehr elektrische Leistung zur Verfügung stehen, damit die Wärmepumpen betrieben werden können.

TE-Leser Dr.Ing Hermann Rochholz hat die folgende Grafik zur Verfügung gestellt, die den Zusammenhang illustriert. Wenn Deutschland komplett mit Strom beheizt werden soll, sieht das Ergebnis folgendermaßen aus:

Eine reine Heizleistung von 120 Gigawatt ist Mitte Januar notwendig, soll es auch dann einigermaßen warm sein.

Wenn Wärmepumpen eingesetzt werden, interessiert, wie viel dabei herauskommt, also die Effizienz. Wie viel Wärmeenergie liefert die Pumpe bei einer bestimmten Menge an Strom? Sie wird als COP-Wert angegeben. Ein Wert von 3 bedeutet, das die Wärmepumpe dreimal mehr Wärme liefert, als sie an elektrischer Energie verbraucht. Ein Wert unterhalb von drei gilt als unwirtschaftlich. Wenn es draußen kälter wird, sinkt auch dieser COP-Wert, die Wärmepumpe wird unwirtschaftlich und wird bei großer Kälte bei Luftwärmepumpen tatsächlich beheizt.

Bei einem Effizienzwert von 3 bedeutet dies eine elektrische Leistung von 40 Gigawatt, die in Deutschland im Januar zur Verfügung stehen muss, um sämtliche Wärmepumpen anzutreiben. Ein Wert von 3 ist allerdings im Winter bei kalten Außentemperaturen irreal. Nehmen wir einen Wert von 2 an, dann bedeutet dies eine elektrische Leistung von 120/2 also 60 Gigawatt, die an Kraftwerken bereitstehen muss.

An konventionellen Kraftwerken stehen laut Bundesnetzagentur eine elektrische Leistung von maximal 92,4 GW zur Verfügung. Im Klartext: Es ist nicht genügend Kraftwerksleistung vorhanden. Deutschland muss Industrie und Produktion im kalten Winter weitgehend abschalten, damit es für die Versorgung der Wärmepumpen reicht.

Der Heizungshammer ist gegen die Physik. Deshalb muss mit immer höherem Druck und Gewalt versucht werden, den durchzusetzen. Ende offen.