Tichys Einblick
Bravo, Horst!

Erst denken, dann reden – gute Reihenfolge

Wenn man die mühsam erlernte Friedfertigkeit seit 1945 als kulturelle Besonderheit der deutschen Gesellschaft erachtet, ist die Migration schon so eine Art „Mutter aller Probleme“ (Seehofer).

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Der Mann zeigt Rückgrat. Während Merkels Sprecher nicht lange überlegt, bevor er den Begriff „Hetzjagden“ in den Mund nimmt, hat der Bundesinnenminister gewartet, bis er sich zu den Vorfällen in Chemnitz äußert. Gar nicht so einfach in Zeiten von Twitter und „Kikeriki-Journalismus“ (Heribert Prantl). Horst Seehofer hat jedenfalls das gemacht, was ich bei allen anderen Spitzenpolitikern in den vergangenen Tagen vermisst habe: Er hat darauf hingewiesen, dass der Anfang der Ereignisse ein Tötungsdelikt war. Dass die Empörung darüber auch Zeitgenossen auf die Straße lockt, die nicht alle Tassen im Schrank haben, steht auf einem anderen, auf dem zweiten Blatt. Um die gestörtesten von ihnen muss sich der Rechtsstaat ebenfalls kümmern, der Rechtsstaat, bei dem man mittlerweile einen chronischen Schwächeanfall diagnostizieren muss.

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Aber zurück zur prima causa: Ein junger Mann ist gewaltsam zu Tode gekommen! Natürlich gibt es auch Messerstechereien, bei denen Deutschstämmige die Täter sind, doch wird vermutlich jeder Kripochef im Land hinter vorgehaltener Hand zugeben, dass die Zahl der Messerstecher mit Migrationshintergrund gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil überdurchschnittlich hoch ist. Und ja, das hat etwas mit Sozialisation zu tun. Mit gewaltlegitimierenden Männlichkeitsnormen, die in der Erziehung der allermeisten Einheimischen keine Rolle spielen. Und bei Italienern, Polen oder Vietnamesen, die nach Deutschland gegangen sind, auch nicht.

Toll, dass Musiker wie Campino sich derart leidenschaftlich gegen Rassismus engagieren. In seinem Business klappt es auch mit dem Nachbarn, egal aus welcher Ecke des Planeten er oder sie stammt. Musik verbindet. Und bereichert. Hat aber mit dem wahren Leben nichts zu tun. Sie wäscht lediglich den Staub des Alltags von der Seele. Dieser Staub beinhaltet in Deutschland immer häufiger Blut. Das soll nicht martialisch klingen, aber es gibt hier definitiv einen Zusammenhang mit der ungeregelten Zuwanderung, primär jener aus islamisch geprägten Regionen und solchen, in denen körperliche Auseinandersetzungen (teils bewaffnet) an der Tagesordnung sind. So gesehen, wenn man die mühsam erlernte Friedfertigkeit seit 1945 als kulturelle Besonderheit der deutschen Gesellschaft erachtet, ist die Migration schon so eine Art „Mutter aller Probleme“ (Seehofer). Wie sagte ein Theater-Mann neulich: „Wir suchen die Leute auch danach aus, ob sie menschlich zu uns passen!“


Martin Busch arbeitet seit über 20 Jahren als Redakteur und Moderator für die Hörfunkprogramme von Radio Bremen. Nach seinem Soziologie-, Politik- und Linguistik-Studium an der Universität Hamburg (Schwerpunkt Markensoziologie) promovierte er im Fach Kommunikationswissenschaften. Er ist Autor der Streitschrift “Deutschland, Deutschland ohne alles – warum Europas größte Wirtschaftsmacht ein sozialer Pflegefall ist“.