Tichys Einblick
Gott schuf den Klimawandel

Eine neue Kirche der Heiden?

Im Jahr 1958 veröffentlichte in der Zeitschrift „Hochland“ der junge Priester Joseph Ratzinger einen vielbeachteten Aufsatz unter dem Titel „Die Kirche und die neuen Heiden“. Inzwischen scheint es, wird die evangelische Kirche von den neuen Heiden geleitet.

Mit der Emeritierung des Bischofs der Evangelischen Landeskirche Berlin-Brandenburg – schlesische Oberlausitz, Markus Dröge, lebte die fast schon verzweifelte Hoffnung auf, dass auf den rotgrünen Kirchenfunktionär ein Mann des Glaubens folgt. Doch Dröges Nachfolger, Christian Stäblein, folgt im wahrsten Sinne des Wortes in der parteipolitischen Instrumentalisierung der Kirche seinem Vorgänger nach, als sei bis auf das Äußere eine identische Reduplikation erfolgt.

Das Christentum ist die weltweit am meisten und auch am brutalsten verfolgte Religion, doch statt sich glaubhaft und mit ganzem Engagement für verfolgte Christen – übrigens auch in den Flüchtlingsheimen hierzulande – einzusetzen, trommelt Stäblein für eine Initiative, der man den euphemistischen Namen „Seenotrettung“ gegeben hat, um Kritiker einzuschüchtern, denn wer wollte schon ein so großer Unmensch sein und dabei zusehen, wenn Menschen ertrinken. In wieweit diese Aktion erst Menschen dazu verleitet, sich in Gefahr zu bringen und die kriminellen Schleuserstrukturen stärkt, danach fragt der evangelische Bischof nicht, der gut 500 Jahre nach Luthers Ablassthesen eine neue Ablasstheologie kirchenamtlich durchsetzen will.

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Ganz im Sinne einer neuheidnischen Religion insinuierte der Bischof jüngst, dass Greta Thunberg eine Prophetin sei, die sagt „was an der Zeit ist.“ Mehr noch, der Bischof führt einen wahren Tanz peinlicher Anbetung seiner neuen Prophetin auf, wenn er behauptet, dass Thunberg „das Bewusstsein der Welt“ verändert habe und setzt sogar den Menschen an die Stelle Gottes, wenn er behauptet, dass dank Thunberg „viele Menschen“ inzwischen „wissen, dass wir etwas gegen den Klimawandel tun müssen.“

Mit ein bisschen weniger Obskurantismus und etwas mehr Einsicht in die Realität sollte auch selbst für einen Bischof in der evangelischen Kirche erkennbar sein, dass nur Gott etwas gegen den Klimawandel tun kann, denn das einzige, was am Klima unveränderbar ist, ist die Tatsache, dass es sich ständig verändert, dass es sich ständig wandelt. Die Geschichte und Realität des Klimas besteht eben in seiner ständigen Veränderung. Übrigens, indem der Mensch bei Stäblein die Stelle Gottes einnimmt, wird der Teufel durch das CO2 ersetzt. Stäbleins neuer Gott ist das Klima und Greta seine Prophetin, die gemeinsam mutig gegen den Herrn des CO2 streiten.

Nur leider hat der in der Klimafrage dilettierende Bischof die Rolle der Sonne nicht auf seiner Rechnung, dabei hätte sogar ein Blick in die Bibel den Bischof darauf aufmerksam machen können. Denn Gott setzt den Klimawandel für einen kurzen weltgeschichtliche Moment tatsächlich außer Kraft, wenn es bei Josua heißt: „und er (Gott) sprach in Gegenwart Israels: Sonne, steh still zu Gibeon, und Mond, im Tal Ajalon! … So blieb die Sonne stehen mitten am Himmel und beeilte sich nicht unterzugehen fast einen ganzen Tag. Und es war kein Tag diesem gleich, weder vorher noch danach, dass der HERR so auf die Stimme eines Menschen hörte; denn der HERR stritt für Israel.“

Schließlich hat Gott, der Herr, wie man es im Schöpfungsbericht bei Moses nachlesen kann, die Veränderung und mithin auch den Klimawandel ins Werk gesetzt. Um es in einem verständlichen Wort für den Bischof zu formulieren: Gott hat den Klimawandel geschaffen, der Klimawandel ist Teil der Schöpfung. Man kann daher unmöglich zugleich etwas gegen den Klimawandel und für die Schöpfung Gottes tun.

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Der Mensch, so er nicht im Wahne lebt, an Gottes Stelle zu treten, vermag ohnehin nichts für oder gegen den Klimawandel zu unternehmen, aber ihm wird die Gnade zuteil, Verantwortung für die Schöpfung als Antwort auf Gottes Handeln zu übernehmen. Verantwortung für die Schöpfung zu übernehmen, bedeutet aber, sich dort für eine ökologische Balance einzusetzen, wo man das wirklich vermag und nicht, das, was man tun kann, zu unterlassen, weil man ideologischen Schimären hinterher jagt.

Sinnvoll wäre es, sich gegen die Abholzung des Regenwalds, gegen die wachsende Monokultur der Palmenplantagen, die den Lebensraum der Orang Utans vernichten, gegen die Überfischung und Vermüllung der Meere, die Verklappung von Plastikmüll und für eine ökologisch ausbalancierte Landwirtschaft, die auch das Tierwohl, sowohl der Nutz- als auch der Wildtiere im Auge hat, vehement zu streiten.

Will man – und man muss es auch aus christlicher Nächstenliebe – auch die Interessen der Bauern im Blick haben, dann steht man vor gigantischen Aufgaben, da komplexe Fragen zu beantworten und Lösungen zu finden sind. Und zu diesem Komplex gesellt sich dann auch die Frage, wie wir mit dem Klimawandel umgehen, welche Vorteile und welche Schwierigkeiten er bringt. Wissenschaft und Technik ermöglichen uns erst, den Herausforderungen des sich wandelnden Klimas zu begegnen.

Doch die grassierende Technikfeindschaft, die reaktionären Träume einer neuheidnischen Biedermeieridylle, in der die Motorstärken durch Drahteselstärken ersetzt werden, der Irrsinn der erneuerbaren Energien, die Versorgungsunsicherheit, Verteuerung der Energie und eine enorme Bereicherung der EEG-Millionäre schafft als Projekt, das einer Stadt wie Schilda würdig wäre, liefert Deutschland einerseits dem Klimawandel hilflos und anderseits dem Verlust der Konkurrenzfähigkeit aus. Was Stäblein so hymnisch feiert, ist in Wahrheit die Absage an Deutschlands Zukunftsfähigkeit, an die Zukunft der Familien, die Zukunft unserer Kinder, die Ersetzung des Christentums durch wohlfühlprotestantische Esoterik.

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Stäblein glaubt tatsächlich in Krähwinkel, dass Greta Thunberg „ihre Umwelt….mit der Wahrheit konfrontiert“ habe. Das mag sein, nur ist es in Wahrheit die Finanzindustrie, die entdeckt hat, welch märchenhafte Gewinne in der Klimahysterie stecken. Bereits vor zehn Jahren sagte Gordon Gekko in dem Film „Wallstreet: Geld schläft nicht“, der den Untergang des Bankhaus Lehman Brothers und die Weltfinanzkrise von 2008 zum Thema hat, dass nach dem Platzen der Immobilienblase „grüne Produkte“ – und eben auch grüne Finanzprodukte – die neue Blase sein würden. Recht hat er behalten.

Das profitgetriebene Schüren der Klimahysterie ist eine riesige Spekulationsblase, die verheerendere Folgen haben wird, und übrigens in Deutschland jetzt schon hat, eine Spekulationsblase, dessen mediales Aushängeschild Greta Thunberg ist.

Der Bischof schreibt die Unwahrheit, wenn er behauptet, dass eine „ganze Generation“ auf die Straße gegangen sei. Auch wenn Medien diesen Eindruck vermitteln wollen, ist es trotz des Druckes, der in den Schulen von Aktivisten und auch von Lehrern ausging, nicht dazu gekommen, dass die Klassenzimmer freitags leer waren. Bevor der Bischof orakelt, dass Thunberg einen Nerv getroffen habe, weil sie die „Wahrheit“ sage, sollte der Bischof nur einmal recherchieren, wer hinter Fridays for future steckt, wer die Spendengelder verwaltet, welch PR-Apparat hinter Thunberg steht. Soviel kritische Recherche kann man wahrscheinlich von einem Greta-Gläubigen nicht erwarten, der im Dienst eines neuen Götzen aufgeht.

Im Jahr 1958 veröffentlichte in der Zeitschrift „Hochland“ der junge Priester Joseph Ratzinger einen vielbeachteten Aufsatz unter dem Titel „Die Kirche und die neuen Heiden“. Inzwischen scheint es, wird die evangelische Kirche von den neuen Heiden geleitet.

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