Tichys Einblick
Der Linksliberalismus kippt ins Totalitäre

Die „New York Times“ kritisiert Macron, weil er Islamismus bekämpft

Die mächtige Woke-Bewegung in den USA mit ihrem Presse-Flaggschiff "New York Times" ist mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron höchst unzufrieden.

Emmanuel Macron, Präsident der Französischen Republik

IMAGO / PanoramiC

Es ist leider wahr, zu den Verlusten der letzten Jahre gehört auch die einst liberale New York Times. Wirkliche Liberale werden herausgedrängt oder gefeuert, so wie der Wissenschaftsjournalist Donald G. McNeil Jr.. Immerhin hielten es in seinem „Fall“ 150 Mitarbeiter der Zeitung für nötig, eine gemeinsamen Brief an das Management der Zeitung zu richten, nicht um ihn zu verteidigen, sondern um ihn, einen einzelnen Journalisten, aus dem Haus zu jagen, und gerierten sich dabei als eine Art journalistischer Wohlfahrtsausschuss. Ein seltsame Meute ist das: Die Kühnen in der Masse, die Individualisten im Gleichschritt? McNeil war nicht das einzige Opfer eines neuen Totalitarismus, den Matthias Nikolaidis bereits auf TE dokumentiert hat.

Nun hat die New York Times, die schwarz nur noch groß schreibt und auf Karikaturen verzichtet, auf der Minderheiten zu sehen sind, den Halbmondzug für das Gute und Schöne gegen den französischen Präsidenten eröffnet, weil der gegen den islamistischen Terror vorgeht und vor der Spaltung der Gesellschaft durch totalitäre Ideologien wie Genderismus oder Postkolonialismus oder dem Dogma vom strukturellen Rassismus warnt. Die Ermordung des Lehrers Samuel Paty, der von einem islamistischen Terroristen enthauptet wurde, weil er die Werte der Aufklärung lehren wollte, passte der New York Times weder ins Blatt, noch ins Weltbild, so dass in einer ersten Meldung der Eindruck erweckt wurde, dass die Polizei überreagierte, als sie den Mörder erschoss.

Nun hat am 9. Februar und am 18. Februar der Frankreich-Korrespondent der Zeitung, Norimitsu Onishi, in zwei bemühten Artikeln den französischen Präsidenten und mit ihm die laizistischen Grundlagen der Republik angegriffen.

Zeit zum Lesen
„Tichys Einblick“ – so kommt das gedruckte Magazin zu Ihnen
Im Kern geht es darum, dass Onishi die Werte der Aufklärung fremd sind. Das Auseinanderfallen der französischen Gesellschaft, der sich steigernde islamistische Terror, die Tatsache, dass immer mehr Juden aus Angst vor dem islamistischen Terror das Land verlassen, aber auch die Fragen der vielen Bürger, vor allem in der Provinz, in den Departements, die sich darum sorgen, was aus ihrem Land wird, haben Emmanuel Macron dazu gebracht, den Kampf gegen den islamistischen Terror und gegen den drohenden Tribalismus, also den Zerfall der französischen Gesellschaft, zu eröffnen.

Ein Teil des Problems besteht auch darin, dass totalitäre Ideen wie der Genderismus, der Postkolonialismus, die Identitätspolitik, die intolerante und vernichtungswillige Woke-Esoterik die Freiheit der Forschung und Lehre an den Universitäten zerstören. Die Woke-Esoterik benötigt stets den wehrlosen Feind, um sich ihrer Kühnheit ständig zu vergewissern. Um über die Singularität des Einzelnen hinwegzutäuschen, wird der Einzelne entpersonalisiert und als Agent einer mächtigen und großen Verschwörung dargestellt. Mit dessen Vernichtung besiegt man zugleich die große gefährliche Verschwörung. Diese totalitäre Bewegung hat inzwischen amerikanische, aber auch britische Universitäten fest im Griff und erobert die französischen und deutschen Hochschulen. In Deutschland hat sich dagegen in hoher Not ein Netzwerk Wissenschaftsfreiheit gebildet.

Cancel Culture:
Wie die Cancel Culture die New York Times zerstört
Der Resident der New York Times in Paris will in seinem unfreiwillig satirischen Artikel in Emmanuel Macron nur noch Marine Le Pen sehen – und leistet damit Wahlkampfhilfe für Marine Le Pen. Zum Gewährsmann erwählt der arme Onishi ausgerechnet den französischen Soziologen Eric Fassin, dessen Brot- und Butter-Geschäft ohnehin darin besteht, gegen eingebildete und tatsächliche Diskriminierung zu kämpfen und der den Populismus nur rechts verortet. Fassin jedenfalls bildet sich ein, dass sich Frankreich vor dem „Aufkommen junger – auch schwarzer und muslimischer – Intellektueller“ fürchtet. Frankreich hat sich noch nie vor dem Aufkommen von Intellektuellen gefürchtet, nur Intellektuelle sollten eben Intellektuelle sein. Fassin schätzt das Attribut höher als die Fähigkeiten. Weitere Gewährsmänner Onishis sind Abdellali Hajjat und Marwan Mohammed, die zusammen ein Buch verfassten. Natürlich über „Islamophobie“. Worüber sonst?

Will man einen Einblick bekommen, inwieweit die New York Times und andere Medien inzwischen aus Rechtgläubigkeit die Wirklichkeit ausschließen, weil nicht sein kann, was nicht sein darf, braucht man nur in die New York Times oder in Deutschland in die Süddeutsche oder die Zeit zu schauen.

Emmanuel Macron verteidigt in Europa die Werte der Aufklärung, die von der deutschen Bundeskanzlerin zur Disposition gestellt werden, weil sie nichts mit ihnen anzufangen weiß. Das verbindet sie mit den Grünen.

Es wäre recht sehr zu wünschen, dass die Linksliberalen die Freiheit und die Liberalität entdecken würden. Hoffen sollte man nicht darauf. Vor einem sollten wir nicht die Augen verschließen: Die ideologischen Grundlagen des neuen Totalitarismus kamen mit dem Marxismus aus Deutschland und mit dem Dekonstruktivismus aus Frankreich. Womit wir zu kämpfen haben, ist eine alte, überlebte Ideologie. Insofern sich der Linksliberalismus auf sie beruft, ist er reaktionär.

Anzeige