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Die Medien, Echokammer der Guten

Was kritische Oppositionsmedien fast bis zum Überdruss ausgetreten haben, belegt nun eine Studie der Hamburg Media School und der Uni Leipzig.

Laut Studie hatten zum sogenannten „Flüchtlingsthema“ die sogenannten „Mainstream-Medien“ vollständig die Meinung der politischen Parteien übernommen. Auf diese Weise ist die „Willkommenskultur“ zu einem quasi religiösen Erlösungsbegriff verkommen. Eine kritische Begleitung der Politik gab es deshalb nicht, weil die Medien-Klasse einfach der gleichen Meinung wie die politischen Parteien war. Und warum? Ganz einfach, weil sich das Personal von Politik und Medien aus einer Kaste mit denselben ideologischen Glaubenssätzen rekrutiert.

Wobei die Frage zu stellen ist, ob nicht umgekehrt ein Schuh daraus wird. Folgten die Medien der Politik blind oder hat nicht die politische Kaste diese Meinung durchgesetzt, weil sie sicher war, dass sie eine quasi totalitäre Zustimmung der Medien erwarten konnte.

Die Forscher hatten laut Zeit Online mehrere Tausend Artikel aus den führenden Tageszeitungen Deutschlands vom Zeitraum von Februar 2015 bis März 2016 ausgewertet. Als Ergebnis zeigte sich, dass sich die Medien selbst nicht als kritische Berichterstatter, sondern als Volkserzieher für die moralisch richtige Haltung betrachten.

Das heißt, die Medien sehen ihre Aufgabe nicht mehr in der Kontrolle der Politik, sondern in der Kontrolle des Denkens der Bürger. Der Deutsche soll im Sinne einer politisch korrekten Ideologie erzogen werden. Vor dem Betreuten Wohnen kommt heute zunehmend das Betreute Denken.

Dieser Ansatz ist nicht weit entfernt von anderen autoritären Systemen, die bereits im letzten Jahrhundert in Deutschland gewütet haben. Und das ist einer Demokratie nicht würdig.

In der medialen Berichterstattung wurde laut Studie die Lebenswirklichkeit der Bürger ausgeblendet und zum Zug kam eine quasi totalitäre Belehrungshaltung der Medien. Eine Diskussion mit kritischen Meinungen fand nicht statt, im Gegenteil: Kritik gegen eine ungeregelte Einwanderung wurde diffamiert. Schon der Begriff „Flüchtling“ sollte eine (unzulässige) Assoziation zu den deutschen Weltkriegsflüchtlingen schaffen.

Merke: Wer die Sprache kontrolliert, kontrolliert das Denken. Statt eine offene Diskussion zu ermöglichen, wurde diese mit Totschlagargumenten und moralischen Ausgrenzungen erstickt, ganz so, wie man es aus autoritären Systemen kennt.

Die Forscher unter der Leitung des Medienwissenschaftlers Michael Haller merken an: „Willkommenskultur“ wurde als idealistisch romantischer Begriff etabliert, während Kritik abgewertet und ausgegrenzt wurde.

Es wurde also ein allgemeiner „Dampfwalzenjournalismus“ gefahren, der alle Widersprüche niedermachte. Viele Journalisten sehen (bis heute) ihre aufklärerische Funktion in der Erziehung ihrer Rezipienten.

In guter Erinnerung sind noch Claus Klebersche Kommentare: Natürlich wisse man, dass 70% der „Füchtlinge“ junge Männer seien, aber aus einer „moralischen“ Verantwortung heraus zeige man eben vor allem die wenigen Frauen und Kinder. Mit anderen Worten: Wir lügen für die „richtige“ Moral.

Nach einer jahrzehntelang zelebrierten Schuldkultur war es sozusagen an der Zeit „guten Seiten der Deutschen herauszukehren und das Narrativ ‚Willkommenskultur‘ auszumalen“.

Wer sich jahrzehntelang abwertet, für den ist es also an der Zeit sich, psychologisch verständlich, irrational aufzuwerten. Ein neuer deutscher Sonderweg musste her. Koste es, was es wolle. Pekunär oder als isolationistische Haltung in Europa. Egal. Wir sind die Guten, der Rest soll sich anpassen, wenn nötig bei Strafe. Am deutschen Wesen sollte die Welt genesen.

Wer aber eine Ideologie durchsetzen will, muss seine Gegner ausgrenzen und stigmatisieren. Der Medienforscher Haller führt aus, dass dies sowohl in der Bildsprache als auch in der Berichterstattung bei der AfD der Fall war. Ausgeschlossen und diffamiert wurden nicht nur Extremisten, sondern gleich alle Kritiker.

Dies wird von den Mainstream-Journalisten gar nicht für problematisch gehalten, sie schmücken sich sogar mit der „richtigen“ Moral. Das bedeutet, das Demokratieverständnis der Medien hat sich grundsätzlich verändert: Eine ursprünglich kritische 4. Gewalt sieht sich als missionarische Institution ihrer politisch korrekten Ideologie. Dazu passt, dass FAZ, Spiegel Online und weitere zu umstrittenen Themen einfach ihren Leser-Kommentarteil abschalten.

Wie reagierte der Bürger auf diese Gehirnwäsche? Die Bevölkerung wurde in zwei Teile gespalten. Ein großer Teil sagte sich, wenn alle Kommentatoren, auch Illner, Will etc. der gleichen Meinung sind, wird das wohl stimmen. Die blauen Augen Klebers können nicht lügen. Wenn wir uns dieser Meinung anschließen, sind wir auf der Seite der Gewinner und der Guten.

Der andere Teil der Bürger wanderte in die sozialen Medien ab, und folgt „gefühlten“ Wahrheiten. So sind die Mainstream-Medien wesentlich für die Spaltung in Deutschland verantwortlich.

Und heute? Heute sind sich die große Koalition von Medien und Parteien darin einig, das Thema „Flüchtlingspolitik“, das von den Bürgern als extrem wichtig empfunden wird, im Wahlkampf zu tabuisieren. Schließlich haben wir wichtigere Themen: Die „Ehe für Alle“  zum Beispiel. Und da immer ein Beelzebub nötig ist, hören wir jeden Tag: Trump ist böse. Merke: Es lernt nur der, der lernen will.

Und die Bürger reagieren wie gehabt: Viele sagen sich: Wenn alle im Fernsehen das Gleiche vorbeten, wird es wohl richtig sein. Nur eine kleine Minderheit lässt sich nicht täuschen.

Otto-Brenner-Stiftung: „Die Flüchtlingskrise in den Medien“ von  Alexander Wallasch folgt.