Tichys Einblick
Die langweiligste Nachricht des Tages

Die Evangelische Kirche in Deutschland bleibt mit ihrer neuen Ratsvorsitzenden auf Grün-Kurs

Die EKD hat eigentlich gar keinen neuen Ratsvorsitzenden. Es ist wieder Heinrich Bedford-Strohm, nur heißt er jetzt Annette Kurschus.

Die neue Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus

IMAGO / epd

Möglich, dass Annette Kurschus Heinrich Bedford-Strohm in der rot-grünen Politisierung der Kirche noch überflügeln wird und noch erfolgreicher als er die Christen aus der Kirche treibt. Mit ihrem Bekenntnis zur Klimaapokalpytik ist Kurschus jedenfalls von der christlichen Religion in eine neuheidnische Naturreligion gewechselt. Kurschus setzt sich außerdem aktiv und geradezu manichäisch für die Ausgrenzung von Christen ein, wenn sie nicht rot-grüner Gesinnung sind, wie sie beispielsweise in ihrem Kommentar zur Ausladung der AfD vom letzten Kirchentag belegte, wenn sie apodiktisch feststellte: „mit denen, die das demokratische System in seinem Kern angreifen möchten, gilt es nicht den Dialog zu suchen, sondern ihnen ist entschieden entgegenzutreten“. Damit meinte sie jedoch nicht Fridays for Future, die nach eigenen Worten den „Systemwechsel“ wollen, nicht die Linkspartei, die als SED in der Errichtung eines „antifaschistischen Schutzwalls“ und der Förderung der Meinungsfreiheit wertvolle Erfahrungen gesammelt hat, sondern die AfD. 

Zudem setzt sich Kurschus de facto für die Unterstützung von Schlepperorganisationen ein, wenn sie beklagt: „Noch immer bleiben die Bitten von Organisationen, Kirchen, Gewerkschaften und Hilfswerken ungehört, die staatliche Seenotrettung wieder aufzunehmen.“ Zu Helden unserer Zeit verklärt sie gutfinanzierte NGO-Funktionäre: „Gott sei Dank riskieren solchen Mut tagtäglich unzählige Menschen – in der Flüchtlingshilfe, in der Seebrückenbewegung und in vielen Initiativen gegen Rassismus und rechte Gewalt. Sie verdienen unsere Solidarität, unseren Respekt und unseren Rückenwind.“

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Selbst einfache Kausalitäten sind der neuen Ratsvorsitzenden nicht vertraut, Realität auch nicht, wenn sie mit dem Satz: „Es ist und bleibt falsch, Menschen ertrinken zu lassen – egal aus welchem Grund und mit welcher Perspektive sie sich nach Europa aufgemacht haben“, eine Moral simuliert, die schon deshalb unchristlich und unmoralisch ist, weil sie ohne auch nur den geringsten Anschein von Verantwortung auskommt. Das umso mehr nach dem Attentat von Würzburg, nach dem Attentat im ICE und den vielen ungenannten Gewalttaten, nach den Vorgängen derzeit an der polnischen Grenze. Was Kurschus gründlich missversteht ist, dass Glauben nicht Abschied von der Wirklichkeit bedeutet, Abschied von der Wirklichkeit bedeutet nichts anderes als Obskurantismus. Vielleicht liest sie gelegentlich einmal die Dunkelmännerbriefe. 

Doch Realitätsbewusstsein muss die neue Ratsvorsitzende auch nicht aufbringen, schließlich wird die EKD zusammen mit der katholischen Kirche vom Staat mit über 500 Millionen Euro aus dem allgemeinen Steueraufkommen unterstützt. Die Wahl von Kurschus sollte Anlass sein, darüber nachzudenken, ob der Steuerzuschuss, um ein Lieblingswort der EKD zu gebrauchen, eigentlich noch zeitgemäß ist. Die EKD will nach den Worten ihrer Führung in die Zukunft aufbrechen, zeitgemäß werden, dann soll sie es auch tun und auf die Steuermittel verzichten. In einer Zeit jedenfalls, in der viele Bürger nicht mehr der Kirche angehören, sind die Zuschüsse des Staates durch nichts mehr gerechtfertigt, schlicht nicht mehr zeitgemäß. 

Zur Person: Annette Kurschus wurde 1963 in Rotenburg an der Fulda als Tochter eines Pfarrers geboren. Ein kurzes Medizinstudium brach sie ab, um Evangelische Theologie zu studieren. Es folgte der übliche Weg über Vikariate und Pfarrämter. Nachdem Kurschus 2011 von der Westfälischen Landessynode zur Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) gewählt wurde, wurde sie am 4. März 2012 ins Amt der leitenden Geistlichen eingeführt. Seit November 2015 war Annette Kurschus stellvertretende Ratsvorsitzende. Sie gibt die evangelischen Medien chrismon und zeitzeichen mit heraus, die aber intellektuell nicht weiter erwähnenswert sind. 

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Wirft man einen Blick auf die Spitze der EKD, dann könnte ein Spötter an den am 8. März 1947 in Ost-Berlin gegründeten Demokratischen Frauenbund der DDR erinnert werden. Denn die EKD wird nun allein von Frauen geführt, von Annette Kurschus als Ratsvorsitzende, von der Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs als stellvertretende Ratsvorsitzende, die sich allerdings ideologisch nicht von Kurschus unterscheiden dürfte. Als Dritte im Bunde komplettiert die 1996 geborene Studentin Anna-Nicole Heinrich die neue Trinität an der Spitze der EKD als Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland. Würde die EKD wirklich modern sein, müsste sie sich die Frage stellen, ob sie nun eine Quote benötigt. Wenn die neue Führung der EKD die evangelische Kirche in Deutschland repräsentieren soll, dann, liebe männliche Christen, bliebe unter den derzeitigen Gender-Prämissen nur der Austritt.  

Die drei Frauen treten in der Tat ein schweres Erbe an, ein Erbe allerdings, das die beiden älteren zumindest mitzuverantworten haben, nämlich die Umwandlung einer christlichen Kirche in eine Pressure-Group der Grünen. Vom Christentum jedenfalls hat sich die EKD seit geraumer Zeit verabschiedet. Im Grunde ist die EKD in einigen Bereichen nur noch eine theologische Verlustmasse, ein Funktionärsversorgungswerk mit stramm grüner Ausrichtung. Der Heilige Geist hat hier kein Eintrittsrecht mehr. 

Wie gesagt, es ist die langweiligste Meldung des gestrigen Tages. Heinrich Bedford-Strohm bleibt im Amt, er heißt jetzt nur Annette Kurschus.