Tichys Einblick

Die Corona-Wespe – ein Märchen für Kinder ab 18 Jahren

Dieses Märchen ist ein Fantasieprodukt. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig.

Im Hause Deutschland entdeckte man im Januar sehr gefährliche Wespen im Dachstuhl. Mit Entsetzen musste man feststellen, dass deren Stiche tödlich sein konnten.

„Nur keine Panik auf der Titanic“, wurden die Bewohner vom Hausmeister beschwichtigt. „So ein paar Wespen verirren sich schon mal. Aber die fliegen wieder weg, und dann ist alles wieder gut. Lasst euch nur nicht von bösen Verschwörungstheoretikern, Rassisten und Antisemiten kirre machen.“
Entspannt vergaßen daraufhin die Hausbewohner die Angelegenheit und feierten feucht-fröhlich Karneval und Börsenhöchstkurse.

Als im März das Summen im Dachstuhl immer lauter wurde, holte man einen berühmten Kammerjäger. Der hatte sich früher schon einen Namen gemacht als Kenner und Kämpfer gegen die sagenumwobene Schweinewespe. Der Kammerjäger warnte mit tödlicher Mine: „Die Lage ist mehr als Ernst. Und wenn wir nicht sofort etwas tun, dann wird bald das ganze Haus voller tödlicher Wespen und Wespennester sein. Und die Friedhöfe werden keinen Platz mehr für die Särge haben.“

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Als im Hause daraufhin die Bewohner erregt von Panik und Toilettenpapier sprachen, tat sich der Hausmeister mit Tatkraft und Engagement hervor: „Wir müssen jetzt sofort das ganze Haus anzünden. Dann werden die Wespen ausgeräuchert und wir sind auf der sicheren Seite. Bitte etwas mehr Panik auf der Titanic.“ Die Feuerwehr war begeistert. „Endlich mal wieder ein richtiger Brand, wo wir als Exekutive bei der Brandlöschung unser heldenhaftes Können unter Beweis stellen werden. Das wird unser Ansehen bei der Bevölkerung steigern.“ Natürlich waren auch die Medien entzückt: „Krisen und Feuer, das ist es, wonach die Leute lechzen. Es lebe das Drama!“

Und sogar die Bewohner im Haus waren angetan: „Besser unser Haus brennt, als dass wir von Wespen zu Tode gestochen werden! Lebensschutz hat nun mal absoluten Vorrang! Sachwerte müssen dahinter zurückstehen. Und außerdem sind wir gut versichert bei der ‚Universal-EZB-Versicherung mit scheinbar unbegrenzter Haftung’. Vielleicht springt da ein viel besseres neues Haus am Ende bei raus. Diese Chance auf eine große Transformation hin zu einem modernen, klimafreundlichen, geschlechtergerechten, friedlichen, wohlhabenden, europäischen Multi-Kulti-Haus dürfen wir uns auf keinen Fall entgehen lassen!“

Alle klatschten in die Hände und ließen den Kammerjäger hochleben, samt Hausmeister, Feuerwehr und Qualitätsmedien und natürlich auch die kooperativen Hausbewohner. Alle waren sich ihrer Verantwortung und Solidarität bewusst.
Und da zudem das Wetter noch sehr schön war, standen sie ergriffen vor ihrem brennenden Haus. Natürlich mit Mund-Nasenschutz, um sich vor den giftigen Abgasen zu schützen.

Es wurden so viele Selfies gemacht, wie schon lange nicht mehr.

Alles lief wie geplant. Das Haus brannte wunderbar nieder.

Es gab nur eine einzige klitzekleine Panne. Der Dachstuhl wollte irgendwie kein Feuer fangen. Und die tödlichen Wespen flogen weiter ein und aus, als wäre nichts geschehen. „Nicht so schlimm“, sagte die Feuerwehr. „Vielleicht bekommen wir ja noch mal eine zweite Chance.“ „Nicht so schlimm“, sagte der Kammerjäger. „Bald schon werden kluge Konzerne einen Impfstoff gegen Wespenstiche entwickelt haben.“ „Nicht so schlimm“, sagte der Hausmeister. „Lasst euch nur nicht kirre machen von den bösen Verschwörungstheoretikern, Rassisten und Antisemiten, die unser entschlossenes und tatkräftiges Handeln hinterfragen.“ „Nicht so schlimm“, sagten die Hausbewohner. „Hauptsache es kommt genügend Geld von der Versicherung, damit wir nicht unverschuldet auf der Straße landen.“

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