Tichys Einblick
Einäugige Journalisten

Deutsche Medien möchten die USA von Trump befreien

Was wer von Trump persönlich hält, darf den Blick nicht für die Fakten verstellen und vor allem kein Grund für einen schon wieder salonfähig geworden Anti-Amerikanismus sein.

imago

Trotz Corona: Die aktuelle Medienszene wird von den gewaltigen und gewalttätigen Protesten in vielen US-Städten dominiert. Dabei tut die deutsche Mainstreampresse so, als sei dort ein neuer Bürgerkrieg „Schwarz gegen Weiß“ ausgebrochen. Tatsächlich ist es ein Kampf „Ultra-Links gegen bürgerliches Establishment“. Die SPD-Vorsitzende Saskia Esken hat das mit ihrem Pawlowschen Anti-Trump-Verbalsekretionsreflex und bar jedes historischen Wissens unfreiwillig mit einem Tweet bestätigt. Unter Anspielung auf die Ankündigung von US-Präsident Trump, die Antifa zu einer Terrororganisation zu erklären, outete sie sich als Antifantin. Dass sie damit das Nachfolgemodell des Antifaschistischen Schutzwalls der DDR recycelte, ist ihr in ihrer tagtäglich belegten Verbohrtheit nicht bewusst: Esken hat damit nämlich bewiesen, dass es ihr jetzt um ihr eigenes antifaschistisches Brett vor ihrer Stirn geht.

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Die Faktenlage persönlich in Augenschein zu nehmen ist aufgrund des Einreiseverbots in die USA schwierig. Aber dafür haben wir die deutsche Qualitätspresse. Dauerkommentatoren und Trump-„Experten“ wie ein gewisser Marcus Sauer, der aus der Berliner Blase heraus zig Zeitungen mit seinen täglichen Ansagen versorgt, greifen denn auch mit Karacho in die Tastatur, sofern sie diese vor lauter Schaum vor dem Mund noch erkennen. Das liest sich dann in zahlreichen Regionalzeitungen so: „Dieser Präsident schreckt vor nichts, aber auch wirklich vor gar nichts zurück … Er walzt die Verfassung und die amerikanische Demokratie wie ein Bulldozer nieder … zeigt ein Ausmaß an Verkommenheit … seine abscheuliche Politik ….. Doch genau das ist die Strategie des skrupellosen Präsidenten, der seiner Wiederwahl alles, auch die Menschenwürde unterordnet.“ Die Überschriften vom 2. und 3. Juni sind entsprechend: „Trump wird zum Albtraum“ und „Trump ist nichts heilig.“

Besonderheiten in Regionalblättern? Nein, die Öffentlich-Rechtlichen schreiten voran. Zum Beispiel der ZDF-Washingtonkorrespondent Elmar Theveßen. Der kommentierte die „Machtdemonstration“ von USA-Präsident Trump als „Angriff auf die Demokratie der USA.“ Apropos ZDF! Nur ein einziges Beispiel: Allein die Berichterstattung in der ZDFheute-Sendung vom 2. Juni und dem sich anschließenden ZDF-Spezial über die aktuelle Situation in den USA wirft Fragen auf: In der Nachrichtensendung war davon die Rede, der Präsident habe „eine friedliche Demonstration“ vor seinem Amtssitz auflösen lassen, im ZDF-Spezial war dagegen von einer „weitgehend friedlichen“ Demonstration die Rede (beide Male wörtlich). Wie „weitgehend“ waren diese Demonstration friedlich und inwieweit nicht? In den kurzen Ausschnitten der ARD-Tagesschau von dieser Demonstration war deutlich zu sehen, wie mehrere Rauchbomben auf die Polizisten geworfen wurden. Ebenfalls in der ARD-Tagesschau war davon die Rede, dass die „St. John´s Church“, vor der US-Präsident Trump eine Bibel hochhielt, vorher „von Demonstranten beschädigt“ wurde. Im ZDF fand all dies nicht statt. Des Weiteren wurden in der Tagesschau zwei Tote durch Proteste in einem Vorort von Chicago angesprochen. Das ZDF verwendete über achtmal mehr Zeit auf die Berichterstattung aus den USA als die ARD-Kollegen und hielt doch auch diese Nachricht zurück.

Wir wollen damit die ARD nicht heiligsprechen. Aber gerade das ZDF zeigt, wohin der Hase laufen soll. Als brave Erfüllungshilfen des damaligen Noch-Nicht-Bundespräsidenten Steinmeier, damals Noch-Außenminister, wollen die Mainzelmännchen offenbar belegen, dass der damalige Noch-Nicht-Präsident Trump nach den Worten Steinmeiers vom August 2016 ein „Hassprediger“ sei.

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Fakten scheinen keine Rolle mehr zu spielen. Deshalb sei an einige und vor allem an einige ungeklärte Fragen erinnert: Am 25. Mai 2020 kam in Minneapolis ein Schwarzer namens George Floyd durch einen rabiaten Polizeieinsatz ums Leben. Das ist durch kurze Videoaufzeichnungen, auf denen bis zu vier Polizisten zu sehen sind, belegt. Wer das Video oder die Videos ein erstes Mal sieht, wird wütend. Den meisten Kommentatoren freilich reichte das. Weitere Fragen waren für sie ohne Belang: Wer genau ist dieser Tote? Was genau löste den Zusammenstoß mit der Polizei aus? Stand der Verstorbene/Getötete unter Drogeneinfluss? Warum spielte sich alles unmittelbar an einem Polizeiwagen ab? Was genau löste den Tod des Mannes aus? Wie umfangreich ist sein Vorstrafenregister und was beinhaltet es? Was hat es mit der Anschuldigung eines Ladenbesitzers auf sich, der behauptete, er habe von Floyd eine gefälschte Zwanzigdollarnote erhalten? Weitere Fragen bedürften der sorgfältigen Recherche: Wann und wo begannen die gewaltsamen Ausschreitungen? Wer löste sie aus, wer nahm teil? Wer ist eigentlich diese US-amerikanische Antifa? Tragen die verbreiteten Gewaltvideos ein aktuelles Datum? Warum sind auf den gezeigten Filmsequenzen nur vereinzelt Schwarze zu sehen?

Und die „hohe“ deutsche Politik? Heiko Maas verurteilt Trumps „Gewaltandrohung“ (sic). Maas ereifert sich ob der Absicht des US-Präsidenten, gegen die Randalierenden gegebenenfalls Militär einzusetzen. Das nennt er „Gewaltandrohung“. Merkel bleibt sich treu und meint, Trump ihre Miss- und Verachtung zeigen zu können. Ihre Teilnahme an dem für den Herbst 2020 geplanten G7-Treffen hat sie schon mal abgesagt. Weil? Weil die USA turnusgemäß Gastgeber sind. Will Merkel etwa, dass Deutschland nicht mehr in den Club der führenden Industrienationen gehört? Man hat beinahe diesen Verdacht, wenn man sich die real existierende Politik einer De-Industrialisierung Deutschland vergegenwärtigt. Und was tut Trump? Er sagte das G7-Treffen ab und kündigte an, dass er über ein Nachfolgetreffen mit zehn oder elf Beteiligten nachdenke. Ob Deutschland dabei ist? Russland und China wohl schon.

Zum Ende hin noch eine persönliche Anmerkung: Der Autor dieser Kolumne hält Trump charakterlich für einen Widerling. Aber das darf den Blick nicht für die Fakten verstellen und vor allem kein Grund für einen schon wieder salonfähig geworden Anti-Amerikanismus sein.

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