Tichys Einblick
Funktionärsversagen

Der deutsche Fußball benötigt eine Reformation

Gedanken zur verdienten Niederlage und dem gleichfalls verdienten Ausscheiden aus der WM.

Getty Images

Das Ergebnis ist traurig, wenngleich nicht unerwartet. Man könnte sich zynisch zurücklegen und sich einreden, dass die deutsche Nationalmannschaft, die deutsche Nationalelf nicht verloren hat, blamiert hat sich „Die Mannschaft“. Angeblich geht es auf Angela Merkel zurück, dass die Bezeichnung Nationalmannschaft durch das leere Wort von „Der Mannschaft“ ersetzt wurde. Die Grünen haben davor gewarnt, zu viel Flagge zu zeigen – nun haben wir keinen Grund mehr, Flagge zu zeigen. Die linke Jugend hat zu einer Aktion aufgerufen, Deutschlandfahnen zu knicken. Geknickt sind nun die deutschen Fußballfans.

Über die Freude beim Singen der Nationalhymne ist bereits viel geschrieben und gesagt worden. Und es ist schon etwas dran, dass die Inbrunst, mit der die Hymne geschmettert wird, etwa aussagt über den Kampfgeist der Mannschaft und darüber, für wen sie spielen. Ein kluges Kind sagte: „Die Spieler sollen dem Ball und nicht den Millionen hinterher rennen.“

„Wir haben uns im DFB-Präsidium vor der WM für die Vertragsverlängerung entschieden, weil wir der Auffassung sind, dass der Umbruch, den es nach der WM unabhängig vom Ausgang des Turniers geben wird, von niemandem besser gestaltet werden kann als von Jogi Löw”, sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel der “FAZ”. Ein DFB-Präsidium, das solche Entscheidungen trifft, ist dubios. Und man fragt sich, von welchen Interessen Grindel und Co. geleitet werden. Mit diesem Trainer geht es nicht.

Es ist auch nicht zu verstehen, weshalb ein Brandt so spät eingewechselt wird und zwei Spieler, die ganz und gar nicht überzeugten, unbedingt zur Aufstellung gehören mussten, wenn man nicht den Bericht der Stuttgarter Zeitung heranziehen und Gewicht beilegen möchte, nachdem Trainer Löw von der gleichen Agentur vertreten wird wie die beiden Spieler, eine Agentur, in der Angehörige der beiden Spieler arbeiten und für die der Trainer Werbung macht.

Die absehbare Pleite ist eingetreten. Der deutsche Fußball besitzt große Spielertalente, aber er benötigt einen Neuanfang. Der wird mit Löw nicht zu machen sein. Zumal der deutsche Fußball ins Räderwerk der Politik geriet, woran Löw nicht unschuldig ist. Wenn die deutschen Fußballfans wieder eine deutschen Fußball und eine Nationalelf haben wollen, muss der DFB gründlich reformiert. Hier wie auch anderswo leidet Deutschland unter Funktionärsversagen.

Es ist Zeit für eine Reformation an Haupt und Gliedern, es ist Zeit für einen Neuanfang. Deutschland kann es besser.